Dragacz (Świecie)

Dragacz
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Dragacz (Polen)
Dragacz (Polen)
Dragacz
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Kujawien-Pommern
Powiat: Świecki
Gmina: Dragacz
Geographische Lage: 53° 30′ N, 18° 44′ OKoordinaten: 53° 30′ 22″ N, 18° 44′ 21″ O
Einwohner: 652
Telefonvorwahl: (+48) 52
Kfz-Kennzeichen: CCH

Dragacz (deutsch Dragaß) ist ein Dorf im Powiat Świecki der polnischen Woiwodschaft Kujawien-Pommern. Es ist Sitz der gleichnamigen Landgemeinde. Es hatte im Jahr 2011 etwa 650 Einwohner.

Geographische Lage

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Das Dorf liegt im historischen Westpreußen am linken Ufer der Weichsel, etwa 23 Kilometer nordwestlich der Stadt Świecie (Schwetz) und 55 Kilometer nördlich der Stadt Thorn.[1]

Gemeindehaus
Ziegelgedeckte Holzkate der Mennoniten-Siedlung aus dem Jahr 1740 (Aufnahme 2012)

Ältere Schreibweisen des Dorfnamens sind Tragosz (1595), Tragos (1623), Tragosch (1624), Tragoss (1632), Dragas (1671), Tragasc (1706) und Dragass (seit 1740). Im 19. Jahrhundert war Dragaß ein königliches Dorf mit einer evangelischen Schule.

Im Sommer 1595 war den Dorfbewohnern das Recht verbrieft worden, nach Belieben Produkte aller Art auf dem Wasserweg über die Weichsel verfrachten zu dürfen. Seit 1623 war das mit Mennoniten besetzte Dorf von Kriegssteuern und vom militärischen Einquartierungszwang ausgenommen. Eine Überschwemmung infolge eines vierfachen Dammbruchs bei Dragaß 1651 fügte der Landwirtschaft hier großen Schaden zu und kostete auch Menschenleben. Wegen dieser Katastrophe wurde das Dorf am 17. Oktober 1651 von allen Abgaben und Lasten befreit. Im Jahr 1689 wurde ein 1683 von den Ortschaften Dragaß und Lubin gegen den Pfarrer von Lubin wegen unterlassener Dammreparatur angestrengter Prozess zu deren Gunsten entschieden. In einem zweiten Prozess mit demselben Geistlichen setzten die beiden Ortschaften am 22. April 1689 ihre Forderung durch, an ihn nicht den Dezem entrichten zu müssen.

Die Region hatte seit 1466 zum autonomen Königlich Preußen gehört, das sich vom Deutschen Orden losgesagt und freiwillig unter den Schutzschirm der Polnischen Krone begeben hatte, und war im Zuge der ersten Teilung Polens an Preußen gekommen. Von 1918 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs gehörte das Dorf Dragaß zum Kreis Schwetz im Regierungsbezirk Marienwerder der preußischen Provinz Westpreußen des Deutschen Reichs. Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags musste das Kreisgebiet mit dem Dorf 1920 zum Zweck der Einrichtung des Polnischen Korridors an die Zweite Polnische Republik abgetreten werden.

Während des Zweiten Weltkriegs war die Region mit dem Dorf von der deutschen Wehrmacht besetzt und gehörte seit 1939 besatzungsamtlich zum Reichsgau Danzig-Westpreußen im Regierungsbezirk Bromberg. Soweit die deutschen Einwohner nicht vor Kriegsende geflohen waren, wurden sie nach 1945 vertrieben.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohnerzahl Anmerkungen
1773 335 lutherische Bewohner[2]
1818 529 [3]
1852 510 [4]
1864 533 davon 431 Evangelische und 44 Katholiken, 54 Privatwohnhäuser[5]
1910 489 am 1. Dezember, darunter 362 Evangelische, 60 Katholiken, keine Juden, 55 Sonstige (465 mit deutscher und zwölf mit polnischer Muttersprache)[6]

Zur Landgemeinde (gmina wiejska) Dragacz gehören zwölf Dörfer mit einem Schulzenamt (solectwo).

  • Richard Wegner, Hans Maercker: Ein Pommersches Herzogthum und eine Deutsche Ordens-Komthurei. Kulturgeschichte des Schwetzer Kreises, nach archivalischen und anderen Quelle bearbeitet.
    • Band I: Theil I und Theil II bis 1466, Louis Türk, Posen 1872 (Digitalisat).
    • Band II: Eine polnische Starostei und ein preussischer Landrathskreis. Geschichte des Schwetzer Kreises 1466–1873. In: Zeitschrift des Westpreussischen Geschichtsvereins, Heft XVII, Th. Bertling, Danzig 1880, S. 1–81 (Digitalisat).
    • Band II, Theil II: Spezielle Ortgeschichte. In: Zeitschrift des Westpreussischen Geschichtsvereins, Heft XVIII, Th. Bertling, Danzig 1880, S. 183–184 (Digitalisat).
  1. Dragacz und [3100156/dragasz.html Dragasz] bei GeoNames geonames.org. Abgerufen am 14. Februar 2021.
  2. Richard Wegner, Hans Maercker: Ein Pommersches Herzogthum und eine Deutsche Ordens-Komthurei. Kulturgeschichte des Schwetzer Kreises, nach archivalischen und anderen Quellen bearbeitet. Band II, Theil II: Spezielle Ortgeschichte. In: Zeitschrift des Westpreussischen Geschichtsvereins, Heft XVIII, Th. Bertling, Danzig 1880, S. 183–184 (Digitalisat).
  3. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 1: A-F, Halle 1821, S. 294, Ziffer 1923.
  4. Kraatz: Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Berlin 1856, S. 127.
  5. Emil Jacobson: Topographisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Marienwerder. Danzig 1868, S. 152–153, Ziffer 66.
  6. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Heft III: Regierungsbezirk Marienwerder, S. 58–59, Ziffer 23: Dragaß