Das Dreizehneck oder Tridekagon (von altgriechischτριςκαίδεκαtriskaídeka, deutsch ‚dreizehn‘ und γωνίαgōnía, deutsch ‚Winkel, Ecke‘)[1] ist eine geometrische Figur und ein Vieleck (Polygon). Es ist bestimmt durch dreizehn Punkte und deren dreizehn Verbindungen, bezeichnet als Strecken, Seiten oder Kanten.
konkaves Dreizehneck, in dem mindestens ein Innenwinkel größer als 180° ist. Ein Dreizehneck kann höchstens sechs solche Winkel haben.
konvexes Dreizehneck, in dem alle Innenwinkel kleiner als 180° sind. Ein konvexes Dreizehneck kann regelmäßig oder unregelmäßig sein.
Sehnendreizehneck, in dem alle Ecken auf einem gemeinsamen Umkreis liegen, aber die Seitenlängen ungleich sind.
regelmäßiges Dreizehneck: Es ist bestimmt durch dreizehn Punkte auf einem virtuellen Kreis. Die benachbarten Punkte haben zueinander stets den gleichen Abstand und sind mittels aneinandergereihten Strecken, auch Seiten oder Kanten genannt, verbunden.
regelmäßiges überschlagenes Dreizehneck: Es ergibt sich, wenn beim Verbinden der dreizehn Eckpunkte jedes Mal mindestens einer übersprungen wird und die somit erzeugten Sehnen gleich lang sind. Notiert werden solche regelmäßigen Sterne mit Schläfli-Symbolen, wobei die Anzahl der Eckpunkte angibt und jeder -te Punkt verbunden wird.
In der folgenden Galerie sind die fünf möglichen regelmäßigen Dreizehnstrahlsterne, auch Tridekagramme genannt, dargestellt.
Der Innenwinkel wird von zwei benachbarten Seitenkanten eingeschlossen. In der allgemeinen Formel für regelmäßige Polygone steht die Variable für die Anzahl der Eckpunkte des Polygons. In diesem Fall ist für die Variable die Zahl einzusetzen.
Der Zentriwinkel oder Mittelpunktswinkel wird von zwei benachbarten Umkreisradien eingeschlossen. In der allgemeinen Formel ist für die Variable die Zahl einzusetzen.
Das Dreizehneck ist in dreizehn gleichschenklige Dreiecke, sogenannte Teildreiecke, teilbar. Aus der Hälfte eines solchen Teildreiecks, sprich aus einem rechtwinkligen Dreieck mit der Kathete (halbe Seitenlänge) , der Hypotenuse (Umkreisradius) und dem halben Zentriwinkel erhält man mithilfe der Trigonometrie im rechtwinkligen Dreieck die Seitenlänge wie folgt
Der Inkreisradius ist die Höhe eines Teildreiecks, senkrecht zur Seitenlänge des Dreizehnecks. Wird zur Berechnung wieder das gleiche rechtwinklige Dreieck wie bei der Seitenlänge verwendet, gilt für den Inkreisradius
Der Flächeninhalt eines Dreiecks berechnet sich allgemein . Für die Berechnung des Dreizehnecks werden die Ergebnisse der Seitenlänge und des Inkreisradius herangezogen, worin für die Höhe eingesetzt wird.
Andrew M. Gleason veröffentlichte 1988 in der mathematischen Zeitschrift The American Mathematical Monthly zwei elegante Konstruktionen zu den regelmäßigen Polygonen Siebeneck und Dreizehneck.[2] Beide verlangen für eine exakte Lösung die Dreiteilung des Winkels. Die Methode hierfür ließ Andrew M. Gleason offen. Die folgende Konstruktionsskizze (linkes Bild des Doppelbildes) unterscheidet sich vom Original durch die Weiterführung der Konstruktion bis zum fertigen Dreizehneck. Die gepunkteten Linien dienen der Verdeutlichung, z. B. wie man bestimmte Funktionspunkte erzeugt. Näheres hierzu in der nachfolgenden Beschreibung anhand der Originalbeschreibung.
Dreizehneck, Konstruktionsskizze mit Tomahawk (hellblau)
Animation der Konstruktionsskizze
Für das Dreizehneck beginnt man im Koordinatenursprung eines kartesischen Koordinatensystems mit einem Kreis um Punkt mit Radius . Es folgt die Festlegung des Punktes . Um den Punkt zu erhalten, werden zunächst die Zahlenwerte , als zwölfter Teil von , sowie bestimmt, die Strecke halbiert und um deren Mittelpunkt der Thaleskreis gezogen. Die danach errichtete Senkrechte auf ab schneidet den Thaleskreis in . Die Verbindung des Punktes mit ergibt für das Eintragen des Punktes . Im Anschluss die Zahlenwerte und auf ermitteln sowie die Punkte und einzeichnen.
Zum Finden der Punkte und wird zuerst der Zahlenwert auf festgelegt und eine Senkrechte durch die errichtet. Zieht man nun einen Kreisbogen um durch , schneidet er die Senkrechte in und . Nach dem Verbinden der Punkte und mit sowie dem Ziehen eines Kreises um durch , wird der Winkel mit einer frei wählbaren Methode gedrittelt. Hier z. B. geschieht dies mithilfe eines sogenannten Tomahawks, dabei ergeben sich die Punkte und . Eine Gerade durch und ergibt und , die Eckpunkte eines regelmäßigen Dreizehnecks sind. Die übrigen Eckpunkte können durch Verwendung des Kreisbogens nacheinander gefunden werden.
Quadratrix des Hippias als zusätzliches Hilfsmittel
Die Konstruktion (Bild 1) des Dreizehnecks mit vorgegebenem Umkreis ist nahezu gleich der des Elfecks. Aus diesem Grund wurde die Beschreibung des Elfecks mit den erforderlichen Anpassungen übernommen.
Danach wird die Strecke in dreizehn gleich lange Abschnitte mithilfe der Streckenteilung geteilt. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind in der Zeichnung nur die relevanten Punkte dargestellt.
Der Zentriwinkels des Dreizehnecks ergibt sich aus aber die Quadratrix des Hippias unterteilt nur die Winkel ab bis in gleich große Winkel. Daraus folgt, ein Dreizehntel der Strecke kann nur ein Dreizehntel des Winkels erzielen. Deshalb wird wegen der Berechnung des Zentriwinkels aus dem Umkreis mit seinen das Vierfache eines Dreizehntels, d. h. der Teilungspunkt der Strecke zur Konstruktion des Zentriwinkels genutzt. Dieser entsteht nach der Konstruktion einer Parallelen zu ab bis zur Kurve der Quadratrix, dabei ergibt sich der Punkt . Nun zieht man eine Halbgerade ab dem Winkelscheitel durch bis zum Umkreis. Somit ergibt sich auf dem Umkreis der zweite Eckpunkt . Die Länge der Strecke ist die exakte Seitenlänge des regelmäßigen Dreizehnecks.
Nach dem elfmaligen Abtragen der Seitenlänge auf dem Umkreis gegen den Uhrzeigersinn und dem abschließenden Verbinden der benachbarten Eckpunkte, ist das Dreizehneck fertiggestellt.
Die Konstruktion des Dreizehnecks mit vorgegebener Seitenlänge (siehe Bild 2) ist nahezu gleich der des Elfecks. Aus diesem Grund wurde die Beschreibung des Elfecks mit den erforderlichen Anpassungen übernommen.
Ist die Seitenlänge eines Dreizehnecks mit vorgegebenem Umkreis bereits – exakt mithilfe der Quadratrix oder näherungsweise – bestimmt, kann daraus mithilfe der sogenannten zentrischen Streckung ein Dreizehneck mit vorgegebener Seitenlänge konstruiert werden.
Nur falls die vorgegebene Seitenlänge länger als ist, werden zuerst beide Winkelschenkel des Zentriwinkels verlängert. Als Nächstes wird die Winkelhalbierenden des Winkels eingezeichnet und anschließend darauf der Punkt mit beliebiger Position bestimmt. Es folgt eine Parallele zu durch . Beim Ziehen des Halbkreises um mit Radius ergeben sich die Schnittpunkte und . Die beiden Parallelen zu ab bzw. , bis zu den betreffenden Winkelschenkeln, liefern die beiden ersten Eckpunkte und des gesuchten Dreizehnecks. Abschließend wird der somit gefundene Umkreis mit dem Radius um gezogen, ab dem Eckpunkt die Seitenlänge elfmal gegen den Uhrzeigersinn auf dem Umkreis abgetragen und die benachbarten Eckpunkte miteinander verbunden.
Im Jahr 1525 veröffentlichte Albrecht Dürer in seinem Werk Underweysung der Messung, mit dem Zirckel und Richtscheyt, in Linien, Ebenen unnd gantzen im zweiten Buch ein Elfeck und ein Dreizehneck (im Bild 3 rechts).[5] Das in einem Kreis einbeschriebene regelmäßige Dreizehneck, benötigt zum Bestimmen der Seitenlänge nur den halben Radius und den Punkt , nahe dem Punkt . Der Punkt , Dürer hat ihn nicht näher erläutert, wird mithilfe von Versuchen (empirisch) festgelegt.
„... Weyter so jch behend ein .13. eck soll machen / so reiß jch auß einem Centrum .a. ein zirckellini Darnach reiß jch ein halbenn [63] diameter .a.b. vnd schneid den mit einem punckten .d. in der mit von einander vnd brauch die leng .c.d. zue .13. malen im zirckel herum / ist aber auch mechanice vnd nit demonstratiue.“
Dürer weist in seiner Beschreibung insbesondere darauf hin, dass dies eine näherungsweise („mechanische“) und keine exakte („demonstrative“) Konstruktion sei. Der absolute Fehler der so konstruierten ersten Seitenlänge ist abhängig von der Genauigkeit des empirisch ermittelten Punktes .
Bild 4 zeigt ein Dreizehneck in seinem Umkreis, erstellt mit einer universellen Methode.[6][7]
Zuerst wird die Strecke , später der Durchmesser des gesuchten Dreizehnecks, in gleich lange Teile mithilfe des Strahlensatzes geteilt (in der Zeichnung nicht dargestellt) oder mittels Aneinanderreihen von gleich langen Abständen bestimmt. Nun werden entweder die geraden oder die ungeraden Zahlen (Teilungspunkte) auf markiert. In diesem Beispiel sind die geraden Zahlen und eingetragen. Die anschließende Halbierung von erfolgt mithilfe der zwei Kreisbögen um bzw. mit dem Radius . Die Kreisbögen schneiden sich in den Punkten und Durch deren Verbindung erhält man den Mittelpunkt und die Symmetrieachse.
Nach dem Einzeichnen des Umkreises um durch geht es weiter mit dem Festlegen der Eckpunkte auf dem Umkreis. Das Lineal wird an den Punkt und an die gerade Zahl gelegt. Danach am Lineal entlang eine kurze Linie durch die gegenüberliegende Hälfte der Umkreislinie gezogen, ergibt den Eckpunkt des entstehenden Dreizehnecks. Diese Vorgehensweise wiederholt sich beim Bestimmen der Eckpunkte Sie wird fortgesetzt, jetzt ausgehend vom Punkt bis die restlichen Eckpunkte gefunden sind. Abschließend werden die benachbarten Eckpunkte miteinander verbunden.
Das Besondere an dieser Methode ist, sechs Seiten des Dreizehnecks haben paarweise die gleiche Länge, z. B. die Seiten und Die Seite hat eine von den anderen unterschiedliche Länge.
Größter und kleinster absoluter Fehler der Seitenlängen bei einem Umkreisradius mit :
und
und
Sieht man sich die beiden kleinsten absoluten Fehler der benachbarten Seiten an, folgt daraus, beide sind nahezu gleich von einer idealen Mitte entfernt. Das bedeutet, würde man in dieser Näherungskonstruktion z. B. nur die Strecken und konstruieren, anschließend das arithmetische Mittel dieser Strecken konstruktiv ermitteln, ergäbe dies eine Seitenlänge des Dreizehnecks mit einer Abweichung von
.
Oder anders gesagt, bei einem Umkreisradius wäre die Abweichung der konstruierten ersten Seite .
↑Wilhelm Pape, Max Sengebusch (Bearb.): Handwörterbuch der griechischen Sprache. 3. Auflage, 6. Abdruck. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914 (zeno.org [abgerufen am 2. Juli 2024]).
↑Andrew Gleason: Angle Trisection, the Heptagon, and the Triskaidecagon. In: The American Mathematical Monthly. Band95, Nr.3, 1988, S.193, JSTOR:2323624 (Online [PDF; 303kB; abgerufen am 17. August 2021]).
↑Hans-Wolfgang Henn: Elementare Geometrie und Algebra. Verlag Vieweg+Teubner 2003, S. 45–48 Die Quadratur des Kreises (Auszug (Google)), abgerufen am 29. Oktober 2017