Dryopithecus | ||||||||||||
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![]() Kiefer von Dryopithecus fontani | ||||||||||||
Zeitliches Auftreten | ||||||||||||
mittleres Miozän | ||||||||||||
17 bis 10 Mio. Jahre | ||||||||||||
Fundorte | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Dryopithecus | ||||||||||||
Lartet, 1856[1] | ||||||||||||
Arten | ||||||||||||
Dryopithecus ist eine ausgestorbene Gattung der Altweltaffen, die während des Miozäns in Afrika, Europa und Asien verbreitet war. Für Funde aus Afrika wird ein Alter zwischen 17 und 12 Millionen Jahren ausgewiesen.[3]
Nach Dryopithecus wurde die als Dryopithecinenmuster bezeichnete Anordnung der fünf Höcker („Tubercula“) auf den Zahnkronen der hinteren Backenzähne benannt, die auch bei den von ihm – oder seinen nahen Verwandten – abstammenden, frühen Menschenaffen (Hominiden) vorhanden ist.
Die Bezeichnung der Gattung Dryopithecus wurde von Édouard Armand Lartet im Jahr 1856 von den altgriechischen Wörtern δρῦς (drýs) für „Eiche“ und πίθηκος (píthēkos) für „Affe“ abgeleitet. Dryopithecus bedeutet somit sinngemäß „Affe aus dem Eichenwald“ und verweist auf die Entdeckung des ersten Fossils bei Saint Gaudens (Frankreich), wo zusammen mit dem ersten Fossilfund Reste von Eichen geborgen wurden. Das Epitheton der Typusart, Dryopithecus fontani, wurde zu Ehren des „aufgeklärten Naturalisten“ und Fossilien-Finders, Monsieur Fontan aus Saint-Gaudens, gewählt.[4]
Bei den recht zahlreichen Funden, die der Gattung zugeordnet wurden, handelt es sich zumeist um einzelne Zähne, um Unterkiefer- und andere Knochen-Fragmente; ein vollständiges Skelett wurde bisher nicht gefunden. Aufgrund der beschränkten Aussagekraft solcher Funde über ihre verwandtschaftlichen Verbindungen gab es wiederholt Vorschläge, lokale Funde miozäner Menschenaffen, die einen eigenen Gattungsnamen erhalten hatten, umzubenennen und in der Gattung Dryopithecus zusammenzufassen.
Schätzungen besagen, dass Dryopithecus – je nach Größe der Art – zwischen 18 und 45 kg wog. Für Dryopithecus brancoi wurde ein Gehirnvolumen von ungefähr 280 bis 350 Kubikzentimeter berechnet.[5] Aufgrund seines Gebisses und anderer Knochenfunde geht man davon aus, dass Dryopithecus ein Waldbewohner war, der überwiegend auf Bäumen lebte, selten auf den Boden herab kam und sich vermutlich – erschlossen vom dünnen Zahnschmelz – vorwiegend von Früchten, Blättern und anderer weicher Pflanzennahrung ernährte. Die Gesichtsknochen von Dryopithecus und insbesondere seine hinteren Backenzähne weisen Merkmale auf, die auch bei heute noch lebenden Menschenaffen zu finden sind, bei anderen miozänen Affen jedoch nur bei der spät-miozänen Gattung Ouranopithecus.[6] Von den zeitweise als Dryopithecus laietanus (= Hispanopithecus laietanus) bezeichneten Funden aus Katalonien heißt es, dass die Tiere dieser Art sich hangelnd unterhalb von Ästen fortbewegen konnten.[7]
Die Oberarmknochen und einige andere Knochen des Skeletts von Dryopithecus unterhalb des Kopfes weisen Merkmale auf, die denen der heute lebenden Gorillas ähneln. Auch dies hat dazu beigetragen, die Gattung in die unmittelbare Nähe der Vorfahren der Menschenaffen zu rücken. „Die meisten morphologischen Übereinstimmungen (...) werden allerdings von der Mehrheit der Autoren nicht als Synapomorphien, sondern als Homoplasien erachtet“,[8] das heißt als mehrfach unabhängig voneinander entstanden.
Die Einordnung der Gattung in den Stammbaum der Altweltaffen ist umstritten; es gibt – wie bei Oreopithecus – zwei Varianten:
David R. Begun fasste 2009 die Gattungen Dryopithecus, Rudapithecus und Hispanopithecus sowie Ouranopithecus und Graecopithecus in der Tribus Dryopithecini zusammen.[9]
Zahlreiche Funde, die zunächst zur Gattung Dryopithecus gestellt wurden, erhielten später andere Bezeichnungen:
Einige Forscher gehen davon aus, dass es sich bei Dryopithecus und Proconsul um die gleiche Gattung handelt, weswegen z. B. die Bezeichnungen Dryopithecus africanus, Dryopithecus major und Dryopithecus nyanzae synonym sind mit Proconsul africanus, Proconsul major und Proconsul nyanzae.