Die Echten Mehltaupilze (Erysiphaceae) sind eine Familie in der Ordnung der Helotiales. Innerhalb der Leotiomycetes, einer Klasse der Schlauchpilze. Sie bilden eine monophyletische Gruppe von obligat biotrophenEktoparasiten, die bei verschiedenen höheren Pflanzen, darunter viele Nutz- und Zierpflanzen, den Echten Mehltau hervorrufen. Die Pilze haben daher auch eine große wirtschaftliche Bedeutung.
Erysiphaceenarten wachsen oberflächlich auf ihrem Wirt. Auf der Blattoberfläche bildet sich ein Pilzgeflecht, das als weißer, abwischbarer Belag erscheint. Dieser bildet so genannte Haustorien aus. Dies sind spezielle Saugorgane des echten Mehltaus, die sich in den Zellen der Epidermis verankern. So wird der Pilz mit Nährstoffen versorgt. Dabei durchstoßen die Haustorien zwar die Zellwand, nicht jedoch die Plasmamembran. Durch den Entzug von Nährstoffen welkt das Blatt und fällt schließlich ab.
Aus dem oberflächlichen Mycel entwickeln sich Konidienträger, auf denen Konidien (Sommersporen) angeordnet sind. Die sich nun verbreitenden Konidien sorgen für die Massenvermehrung während der Vegetationsperiode.
Fruchtkörper entstehen am Ende der Vegetationsperiode durch die Verschmelzung unterschiedlich ausgeprägter Pilzfäden an der Oberfläche der befallenen Pflanzenorgane. Diese sogenannten Kleistothezien oder Chasmothecien[1] enthalten Ascosporen, die kleiner sind als Konidien.[2]
Der echte Mehltau überwintert mit seinem Mycel in den Knospen der befallenen Pflanze und beginnt mit deren Austrieb wieder zu wachsen. Das heißt, er breitet sich erneut zu einem Geflecht aus und bildet Konidienträger. Die Konidien werden vom Wind verbreitet und bilden neue Infektionsherde.
Im Taxoboxbild ist ein von Sawadaea tulasnei (Synonym: Uncinula tulasnei) befallenes Blatt des Spitz-Ahorns (Acer platanoides) gezeigt. Sawadaea tulasnei ist ein spezifischer Ektoparasit des Spitzahorns und gefährdet ungeachtet des manchmal dramatischen optischen Eindrucks den Wirtsbaum nicht ernstlich. Daher ist eine Bekämpfung mit Fungiziden nicht notwendig. Durch Verbrennen des abgefallenen Laubes im Herbst kann die Gefahr eines erneuten Befalls im folgenden Jahr verringert werden.
Das untere Bild zeigt auf dem weißlichen Myzel die Kleistothecien (Fruchtkörper) als zirka 100 µm große Kugeln in verschiedenen Reifegraden von gelb (unreif) bis schwarz (reif). Bei dieser Vergrößerung kann man an einigen schwarzen Kleistothecien gerade noch einen weißlich erscheinenden Flaum erkennen, der von farblosen Anhängseln gebildet wird. Die Form dieser Anhängsel ermöglicht bei stärkerer Vergrößerung die Bestimmung der Art. So sind diese Anhängsel bei Sawadaea tulasnei einseitig gekrümmt zum Unterschied von der auf dem Feld-Ahorn schmarotzenden Art Sawadaea bicornis (Uncinula bicornis), bei der sie gegabelt sind.
Es besteht ein grundsätzlicher Unterschied zu den ebenfalls „Mehltau“ genannten Vertretern der Ordnung Peronosporales, bei denen sich der gräulich-bläuliche Pilz auf der Blattunterseite entwickelt und als Falscher Mehltau bezeichnet wird.
Als obligat biotrophe Ektoparasiten lassen sich alle Echten Mehltaupilze nicht auf Nährmedien kultivieren. Dies stellt für die Erhaltung von Reinkulturen für Resistenzprüfungen von Sorten der verschiedenen Wirtsarten ein Problem dar. Da die Resistenz gegen Echte Mehltauerreger bei einigen Wirtsarten sortenunterscheidendes Merkmal ist, ist auf die Reinerhaltung der Phytopathogene besonderes Augenmerk zu legen. So wird beispielsweise Erysiphe pisi unter semi-sterilen Bedingungen auf Fiederblättern anfälliger Erbsensorten kultiviert. Bei Wirtsarten, bei denen die Resistenz nicht zur Unterscheidung der Sorten dient, kann jedoch ohne Weiteres unter natürlichen Befallsbedingungen geprüft werden.
Die Familie der Echten Mehltaupilze wurde bereits 1861 von Edmond Tulasne und Charles Tulasne beschrieben. Die Ordnung der Erysiphales wurde 1884 von Eugenius Warming und 1922 nochmals von Helen Gwynne-Vaughan beschrieben.[3] Die Ordnung stand in der Klasse der Leotiomyceten. aber Phylogenetische Studien fanden heraus, dass sie innerhalb der Ordnung der Helotiales standen und diese daher paraphyletisch waren. Daher ist die Ordnung seit 2021 ein Synonym und zählt nun offiziell zu den Helotiales.[4][5]
Sämtliche Gattungen und ausgewählte Arten nach Braun (2012) und Wijayawardene und Mitarbeiter (2021)[6][7]
Blumeria mit einziger Art Blumeria graminis: beziehungsweise Oidium monilioides (Nebenfruchtform) an Getreide und Gräsern Blumeria gilt seit einigen Jahren als eigene Gattung und wurde früher zu Erysiphe gezählt; der Echte Getreidemehltau hieß bis dahin Erysiphe graminis.
Samuel Blumer: Echte Mehltaupilze (Erysiphaceae). VEB Gustav Fischer, Jena 1967, DNB456140581.
Uwe Braun: The Powdery Mildews (Erysiphales) of Europe. Spektrum, Halle-Wittenberg 1995, ISBN 3-334-60994-4.
Heinz Butin: Krankheiten der Wald- und Parkbäume. Diagnose, Biologie, Bekämpfung. 3., neubearbeitete und erweiterte Auflage. Thieme, Stuttgart / New York 1996, ISBN 3-13-639003-2, 2 Sporentafeln.
Stefan Mauch: Molekulare Mechanismen der MLA-vermittelten Resistenz. 2005, DNB978842642/34 (Inaugural-Dissertation der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln).
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Wolfgang Helfer: Pilze an Vogelbeere. Beiträge zur Vogelbeere. In: LWF Wissen. Band17, 1997 ([1] [PDF; 25kB]).