Edino Krieger (* 17. März 1928 in Brusque, Santa Catarina, Brasilien; † 6. Dezember 2022 in Rio de Janeiro[1]) war ein brasilianischer Geiger, Komponist und Dirigent sowie Gründer des örtlichen Konservatoriums.
Er bekam ab dem 7. Lebensjahr Violinunterricht bei seinem Vater Aldo Krieger. Bereits mit neun Jahren gab er in verschiedenen Städten Brasiliens erste Konzerte. 1942, mit 14 Jahren, erhielt er ein Regierungsstipendium des Bundesstaates Santa Catarina, um seine Ausbildung am Conservatório Brasileiro de Música in Rio de Janeiro fortzusetzen. Dort lernte er Kontrapunkt, Harmonielehre und Komposition bei Hans-Joachim Koellreutter.
Ausgehend von der Ästhetik des Impressionismus (Improviso für Flöte, 1944) entwickelte er sich zunächst in Richtung serieller Musik, z. B. mit dem Trio für Bläser Música 1945, für das er den Preis Música Viva bekam. Aufgrund dieses Erfolgs wurde er neben Hans-Joachim Koellreutter, Cláudio Santoro, César Guerra-Peixe und Eunice Katunda Mitglied der gleichnamigen Gruppe von avantgardistischen Komponisten.
Als Gewinner eines Wettbewerbs wurde Krieger 1948 ein Weiterstudium bei Aaron Copland am Berkshire Music Centre in Massachusetts, USA, ermöglicht, wo er überdies Unterricht bei Darius Milhaud nahm. Anschließend belegte er ein Jahr lang das Fach Komposition bei Peter Mennin an der Juilliard School of Music in New York. Im gleichen Jahr vertrat Krieger die Juilliard-Schule beim Symposium für Komponisten aus den USA und Kanada in Boston. In der gleichen Zeit studierte er Violine bei William Nowinsky, einem Schüler von Ivan Galamian, an der Henry Street Settlement School of Music und nahm nebenher ein Engagement als Violinist im Mozart Orchester New York wahr.
1949 nach Brasilien zurückgekehrt, produzierte Krieger als Musikdirektor des Radio Ministério da Educacão (Radio Erziehungsministerium) dessen Musikprogramme. Parallel dazu übernahm er das Management des Orquestra Sinfônica Nacional. Von 1950 bis 1952 war er Musikkritiker der Tageszeitung Tribuna da Imprensa. 1952 nahm er bei Ernst Krenek am Dritten Internationalen Sommerkurs in Teresópolis bei Rio de Janeiro teil. In dieser Zeit wandte er sich von der seriellen Musik ab zugunsten weiter- und tieferführender Experimente mit traditioneller Formensprache und brasilianischen Themen. 1952/53 studierte er ein Jahr lang bei Lennox Berkeley an der Royal Academy of Music in London.
Mit seinen Variações Elementares, die noch in dem Jahr, in dem er sie geschrieben hatte (1965), beim 3. Interamerikanischen Musikfestival in Washington uraufgeführt wurden, leitete er eine Synthese seiner bisherigen musikalischen Erfahrungen ein und verwendete von da an sowohl avantgardistische Mittel als auch solche aus der musikalischen Tradition Brasiliens. Im folgenden Jahr fand anlässlich des 3. Musikfestivals in Caracas die Uraufführung seines Werks „Ludus Symphonicus“ durch das Symphonieorchester Philadelphia statt.
Neben seiner kompositorischen Arbeit betätigte sich Krieger in den folgenden Jahren auch als Kopf verschiedener Musikinstitutionen, als Leiter von großen Veranstaltungen und als Journalist für die Tageszeitungen Tribuna da Imprensa und Jornal do Brasil. Er gründete und organisierte in den Jahren 1969 und 1970 das Festival de Música da Guanabara (Musikfestival von Guanabara), aus dem ab 1975 die Bienal de Música Brasileira Contemporânea (Biennale für zeitgenössische brasilianische Musik) hervorging, die er bis 1997, bis zu ihrer 12. Ausgabe leitete. 1976 übernahm er die künstlerische Leitung der Fundação (Stiftung) de Teatros do Rio de Janeiro (FUNTERJ). In dieser Funktion organisierte er die Saison der Wiedereröffnung des großen alten Theatro Municipal von Rio de Janeiro sowie die „Theaterinszenierungen Inhaúma“. Drei Jahre später rief er für das Instituto Nacional de Música der Nationalen Stiftung für Kunst (FUNARTE) das Projekt „Pro-Memus - Memória Musical Brasileira“ ins Leben. Diesem Institut stand er von 1981 bis 1989 als Direktor vor. Anschließend übernahm er das Amt des Präsidenten der FUNARTE.
1996 fand Krieger zu Ehren in Tokio eine Woche mit sechs Vorträgen von ihm statt, neben der Aufführung etlicher seiner Orchester- und Kammermusikwerke durch japanische Ensembles. Im Jahr 2000 hielt er sich zu Vorträgen und Seminaren in Berlin und Karlsruhe auf. Im Rahmen des Festivals „500 Jahre Brasilien“ gelangten in Karlsruhe sechs seiner Werke zur Aufführung. Schon das Jahr 2002 sah ihn in Karlsruhe wieder, dieses Mal als Gastkomponist an der Musikhochschule. Im folgenden Jahr wurde er zum Präsidenten des „Museums für Bild und Ton“ ernannt und 2005 übernahm er im dritten Mandat die Präsidentschaft an der „Brasilianischen Akademie für Musik“ sowie die Leitung des Konzertsaals „Sala Cecília Meireles“.
Anlässlich der 37. Internationalen Winterfestspiele in Campos de Jordão 2006 fand die Welturaufführung seiner Ritmetrias für Orchester statt. Außer in den schon genannten Städten wurden Werke von Edino Krieger u. a. auch in London, Paris, München, Lüttich, Brüssel, Buenos Aires, Córdoba, New York und Philadelphia aufgeführt.
Krieger war Ehrengast bei der europäischen Uraufführung seines Konzerts für zwei Gitarren und Streicher in Brüssel, Belgien, durch das Duo Assad und bei der Eröffnung der Konzertsaison in Córdoba, Spanien, mit demselben Werk, ausgeführt vom Duo Assad und dem Orquestra de Córdoba unter Leo Brouwer. Er hatte zudem die Leitung des Philharmonischen Orchesters Südwestfalen bei der Aufführung seines Canticum Naturale in Köln.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Krieger, Edino |
KURZBESCHREIBUNG | brasilianischer Geiger, Komponist und Dirigent |
GEBURTSDATUM | 17. März 1928 |
GEBURTSORT | Brusque, Santa Catarina, Brasilien |
STERBEDATUM | 6. Dezember 2022 |
STERBEORT | Rio de Janeiro |