Ein Elfeck (auch Hendekagon; von altgriechisch ἕνδεκα héndeka, deutsch ‚elf‘ und γωνία gōnía, deutsch ‚Winkel, Ecke‘)[1] ist ein Polygon mit elf Seiten und elf Ecken.
Im Folgenden wird zuerst das ebene, regelmäßige Elfeck betrachtet. Es ist konvex, alle Seiten sind gleich lang und die Eckpunkte liegen auf einem gemeinsamen Umkreis. Regelmäßige überschlagene Elfecke sind daran anschließend dargestellt.
Das regelmäßige Elfeck ist nicht mit Zirkel und Lineal konstruierbar, denn ist eine Primzahl, die keine Fermatsche Primzahl ist, siehe konstruierbares Polygon. Es lässt sich auch nicht unter Zuhilfenahme eines Hilfsmittels zur Dreiteilung eines Winkels konstruieren und es ist das regelmäßige Polygon mit der kleinsten Eckenzahl mit dieser Eigenschaft.
Für ein regelmäßiges Elfeck mit dem Umkreisradius und dem Zentriwinkels gilt:
Heron von Alexandria konstruierte in seinem Buch Metrika im 1. Jhdt. v. Chr. die Flächen regelmäßiger Polygone mit 3, 5, 6, 8, 10 und 12 Seiten und gab Näherungslösungen für das Siebeneck, das Neuneck und das Elfeck an. Für das Neuneck und das Elfeck berief er sich dabei auf Winkelnäherungen aus dem Werk Über die Sehnen (Περὶ τῶν ἐν κὐκλῳ εὐθειῶν, wohl die Chordentafel des Hipparchos von Nicäa).[2] Die Näherungsformel für die Fläche eines regelmäßigen Elfecks lautet demnach
wobei die Seitenlänge des Elfecks ist.[3]
Das regelmäßige Elfeck ist, wie bereits im Abschnitt Eigenschaften näher beschrieben, unter alleiniger Verwendung der klassischen Konstruktionsmittel Zirkel und Lineal nicht darstellbar. Nimmt man jedoch ein zusätzliches Hilfsmittel, das die Teilung des 90-Grad-Winkels in gleich große Winkel erlaubt, z. B. die archimedische Spirale oder die Quadratrix des Hippias, ist eine exakte Lösung möglich. Näherungskonstruktionen hierfür sind selbstverständlich machbar, es sind aber nur wenige in der einschlägigen Literatur zu finden.
Nach dem Zeichnen des Quadrates, z. B. mit der Seitenlänge , und des Umkreises um den Punkt durch erfolgt die Konstruktion der speziellen Kurve, der sogenannten Quadratrix des Hippias, mit der Parameterdarstellung :[4][5]
mit
Danach wird die Strecke in elf gleich lange Abschnitte mithilfe der Streckenteilung geteilt. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind in der Zeichnung nur die relevanten Punkte dargestellt.
Der Zentriwinkels des Elfecks ergibt sich aus aber die Quadratrix des Hippias unterteilt nur die Winkel ab bis in gleich große Winkel. Daraus folgt, ein Elftel der Strecke kann nur ein Elftel des Winkels erzielen. Deshalb wird wegen der Berechnung des Zentriwinkels aus dem Umkreis mit seinen das Vierfache eines Elftels, d. h. der Teilungspunkt der Strecke zur Konstruktion des Zentriwinkels genutzt. Dieser entsteht nach der Konstruktion einer Parallelen zu ab bis zur Kurve der Quadratrix, dabei ergibt sich der Punkt . Nun zieht man eine Halbgerade ab dem Winkelscheitel durch bis zum Umkreis. Somit ergibt sich auf dem Umkreis der zweite Eckpunkt . Die Länge der Strecke ist die exakte Seitenlänge des regelmäßigen Elfecks.
Nach dem neunmaligen Abtragen der Seitenlänge auf dem Umkreis gegen den Uhrzeigersinn und dem abschließenden Verbinden der benachbarten Eckpunkte, ist das Elfeck fertiggestellt.
Ist die Seitenlänge eines Elfecks mit vorgegebenem Umkreis bereits – exakt mithilfe der Quadratrix oder näherungsweise – bestimmt (siehe nebenstehende Zeichnung), kann daraus mithilfe der sogenannten zentrischen Streckung ein Elfeck mit vorgegebener Seitenlänge konstruiert werden.
Nur falls die vorgegebene Seitenlänge länger als ist, werden zuerst beide Winkelschenkel des Zentriwinkels verlängert. Als Nächstes wird die Winkelhalbierenden des Winkels eingezeichnet und anschließend darauf der Punkt mit beliebiger Position bestimmt. Es folgt eine Parallele zu durch . Beim Ziehen des Halbkreises um mit Radius ergeben sich die Schnittpunkte und . Die beiden Parallelen zu ab bzw. , bis zu den betreffenden Winkelschenkeln, liefern die beiden ersten Eckpunkte und des gesuchten Elfecks. Abschließend wird der somit gefundene Umkreis mit dem Radius um gezogen, ab dem Eckpunkt die Seitenlänge neunmal gegen den Uhrzeigersinn auf dem Umkreis abgetragen und die benachbarten Eckpunkte miteinander verbunden.
Albrecht Dürer beschreibt in seinem Werk Underweysung der messung mit dem zirckel und richtscheyt in Linien ebnen unnd gantzen corporen (1525) die Konstruktion eines in einen Kreis einbeschriebenen regelmäßigen Elfecks:[6]
„So jch bald ein eylf eck in ein zirckel reyssen will
nym jch ein vierteyl von des zirckels diameter vnd erleng jn ein acht teyl auß jm selbs
vnd far mit diser leng herumb im zirckel das tryt beileuoftig ein
also das es sich Mechanice
aber nit demonstratiue findet“
Man nimmt also ein Viertel des Kreisdurchmessers, zerlegt es in acht gleiche Teile und verlängert es um einen Teil. Diese Strecke legt man dann elfmal auf dem Kreis an. Dürer weist explizit darauf hin, dass es sich dabei um eine näherungsweise („mechanische“) und nicht um eine exakte („demonstrative“) Konstruktion handelt. Die so erhaltene Näherung der Seitenlänge des Elfecks von
liegt aber sehr nahe am exakten Wert von , wobei der Kreisdurchmesser ist. Der relative Fehler der Näherung beträgt dabei weniger als 0,2 %.
Ein ergänzendes Beispiel zur Verdeutlichung des absoluten Fehlers:
Die folgende Animation der Konstruktion – Elfeck im Kreis einbeschrieben[7] – ist eine Weiterführung der Basiskonstruktion nach T. Drummond aus dem Jahr 1800.
Zunächst wird der Umkreis mit dem Radius AB gezeichnet und anschließend AB in C halbiert. Nun zieht man um A und C mit dem Radius AC jeweils ein Kreisbogen. Der Kreisbogen um A schneidet den Umkreis in I und die beiden Kreisbogen ergeben den Schnittpunkt D. Als Nächstes wird um I ein letzter Kreisbogen mit dem Radius ID gezogen. Er schneidet den Umkreis in O. Verbindet man abschließend O mit C, ist die Strecke OC, so wie Drummond anmerkt: "... die Seite eines Elfecks deren Länge für die Praxis ausreichend genau sein wird."
Das Ergebnis in einem Einheitskreis mit R = 1 [LE]
Ein Beispiel zur Verdeutlichung des absoluten Fehlers:
Eine weitere Näherung ergibt sich durch
Der Wert für weicht vom Wert für nur um 0,06863 % ab. Bei einem Radius von 2,586 m ist die Seite 1 mm zu lang.
Ein regelmäßiges überschlagenes Elfeck ergibt sich, wenn beim Verbinden der elf Eckpunkte jedes Mal mindestens einer übersprungen wird und die somit erzeugten Sehnen gleich lang sind. Notiert werden solche regelmäßigen Sterne mit Schläfli-Symbolen , wobei die Anzahl der Eckpunkte angibt und jeder -te Punkt verbunden wird.
In der folgenden Galerie sind die vier möglichen regelmäßigen Elfstrahlsterne, auch Hendekagramme genannt, dargestellt.
US-amerikanische Ein-Dollar-Münze | Tschechische Zwei-Kronen-Münze |
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