Orlik war Sohn des Prager jüdischen Schneidermeisters Moritz Orlik (1832–1897)[2] und dessen Ehefrau Anna, geborene Stein.[3] Nach dem Abitur 1889 in Prag studierte er von 1889 bis 1893 an der privaten Malschule Heinrich Knirrs in München und an der Akademie der Bildenden Künste München. 1894 kehrte er nach Prag zurück, wo er sich 1897 endgültig mit einem eigenen Atelier etablierte. Entscheidend für seine weitere künstlerische Entwicklung wurde eine Ostasienreise nach Japan von 1900 bis 1901. 1904 zog er nach Wien um. Er war von 1899 bis 1905 Mitglied der Wiener Secession und veröffentlichte in der Secessions-Zeitschrift Ver Sacrum. Nach 1905 wurde Emil Orlik Vorstandsmitglied im Deutschen Künstlerbund.[4]
Ab 1915 befanden sich Orliks Wohnung und sein Atelier am Lützowplatz 12 im Ortsteil Berlin-Tiergarten.[6] Von 1919 bis zu seinem Tod war Orliks Schüler Joachim Rágóczy (1895–1975) bei ihm als Sekretär angestellt, dieser half ihm darüber hinaus auch beim Erstellen von Druckgrafik, Fertigstellen von Gemälden und Arrangement von Ausstellungen.[7] Berlin blieb bis zu Orliks Tod sein Wohnort, von dort aus unternahm er fast jährlich Reisen nach Südeuropa, Frankreich und in die Schweiz. Im Jahr 1912 folgte die zweite, ausgedehnte Asienreise, die ihn durch China, Korea und Japan führte. Er starb am 28. September 1932 im katholischen Franziskus-Krankenhaus Berlin, dessen Innere Abteilung damals von János Plesch geleitet wurde, mit dem Orlik eng befreundet war.[8]
Orlik war vor allem als Zeichner und Grafiker (Radierungen und Holzschnitte) tätig. Seine Motive umfassen Porträts bedeutender Zeitgenossen, u. a. von Henrik Ibsen, Bernhard Pankok, Gustav Mahler, Hermann Bahr, Max Klinger, Emil Nikolaus von Reznicek,[9]Jakob Wassermann und Rainer Maria Rilke, den er seit 1896 aus Prag kannte.[10] „Die Thematik seiner Werke ist im kleinbürgerlichen und ländlichen Milieu seiner jeweiligen Aufenthaltsorte verwurzelt … Damit sind auch die Themenkreise im Werk Orliks … umrissen: die Folklore, das Landleben, das Mondäne, die Großstadt und ihre Bewohner, das Exotische, die fernen Länder des Orients und Ostasiens.“[11]
Als Beilagen veröffentlichte die Kunstzeitschrift Pan 1897 kleine Radierungen von Orlik, darunter eine kleinformatige Radierung des Plakates Die Weber zu Gerhart Hauptmanns gleichnamigem Sozialdrama. In einem Brief vom 13. September 1897 an den Dichter verwies er auf die Reproduktion des Plakates in dieser Zeitschrift, das „als Grundstein des deutschen Sozialplakates“ gilt.[13] Von 1897 bis 1901 verwendete die Münchner Kulturzeitschrift Die Jugend immer wieder Grafiken und Bilder Orliks.
2012: Zwischen Japan und Amerika. Emil Orlik. Ein Künstler der Jahrhundertwende.Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg, 18. November 2012–3. Februar 2013
2014: Emil Orlik. Zwischen Japan und Amerika. Käthe Kollwitz Museum, Köln, 1. Februar – 27. April 2014[15]
2015: Emil Orlik und Japan. Aus dem Land der aufgehenden Sonne. Ausstellung auf Schloss Moyland 23. August bis 22. November 2015.
2023: Emil Orlik an Max Lehrs. Künstlerpost aus aller Welt. Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg, 31. März – 18. Juni 2023
Emil Orlik. Das druckgraphische Werk. 4 Bände, hrsg. von Peter Voss-Andreae, Texte von Birgit Ahrens. Deutscher Kunstverlag, München, 2023, ISBN 978-3-422-98841-5.
Jochen Meyer: »Ich gehe mit Kremserweiß schlafen und stehe mit Zinnoberrot auf!« Emil Orliks »Kamelbriefe« an Oskar Loerke 1913–1932. Wallstein, Göttingen 2013, ISBN 978-3-8353-1360-6.
Stiftung Kunstforum Ostdeutsche Galerie (Hrsg.): Zwischen Japan und Amerika. Emil Orlik – Ein Künstler der Jahrhundertwende. Kerber, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-86678-714-8.
Jürgen Herrlein: Prager jüdische Akademiker als Mitglieder der Studentenverbindungen „Corps Austria“ und der „Rede- und Lesehalle deutscher Studenten in Prag“. Deren Exlibris- und Vereinsgraphik von Emil Orlik (1870–1932) und Georg Jilovsky (1884–1958). In: Österreichisches Jahrbuch für Exlibris und Gebrauchsgraphik, Band 66, 2009–2010, ISBN 978-3-9500800-5-6, S. 27–35.
Julia Cremer: Wiedergefunden: Emil Orliks Wandbild aus Oskar Loerkes Gartenlaube in Berlin-Frohnau. In: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft, Jg. 53. 2009, Wallstein Verlag, Göttingen 2009, ISBN 978-3-8353-0524-3, S. 276–291.
Birgit Ahrens: ‚Denn die Bühne ist der Spiegel der Zeit‘. Emil Orlik (1870–1932) und das Theater. Verlag Ludwig, Kiel 2001, ISBN 3-933598-19-2.
Setsuko Kuwabara: 95 Köpfe von Orlik. Neue 95 Köpfe von Orlik. Vorworte zu Emil Orlik, ein Porträtist des geistigen Berlin. Gebr. Mann, Berlin 1998, ISBN 3-7861-2272-5.
Eugen Otto: Emil Orlik. Leben und Werk 1870 bis 1932. Christian Brandstätter Verlag, Wien, 1997.
Emil Orlik. Maler, Zeichner und Graphiker. Katalog zur Ausstellung 15. März – 30. April 1974 in der Galerie von Abercron Köln, Köln 1974.
Franz Matsche (Hrsg.): Emil Orlik. Zeichnungen und Druckgraphik von 1889–1932. Katalog zur Ausstellung im Städtischen Kunstmuseum Bonn, 14. November 1972 – 7. Januar 1973 und der Villa Stuck, München, 8. März 1973–6. Mai 1973, Passau 1972.
Siegfried Salzmann: Emil Orlik (1870–1932) zum 100. Geburtstag. Ausstellungskatalog des Wilhelm-Lehmbruck-Museums der Stadt Duisburg, 6. November – 6. Dezember 1970, Duisburg 1970.
Gerhard Ulrich: Köpfe aus den zwanziger Jahren von Emil Orlik. Sigbert Mohn, Gütersloh 1962.
↑Ulrich Schulte -Wülwer: Nachwort. In: Museumsberg Flensburg: Joachim Rágóczy. 2007, S. 27–31, hier S. 27. Dörte Ahrens: Joachim Rágóczy. Liebe, Lust und Tod. Grafische Notizen aus dem Berlin der Weimarer Republik. Flensburg 2019, ISBN 978-3-9820658-0-9, S. 14.
↑János Plesch: Janos. Ein Arzt erzählt sein Leben. München 1949, S. 111, 206, 274–276
↑Kurt Schwaen (Hrsg.): Emil Stumpp. Über meine Köpfe. Buchverlag der Morgen, Berlin 1983, S. 144
↑siehe Text von R. M. Rilke: „Ein Prager Künstler“ (= Emil Orlik) in Ver Sacrum Heft 7, 1900 und Rainer Maria Rilke. Von Kunst-Dingen, Leipzig/Weimar 1981, S. 55 f.
↑Emil Orlik. Zeichnungen und Druckgraphik von 1889–1932, München 1972, S. 33
↑Detlef Lorenz: Reklamekunst um 1900. Künstlerlexikon für Sammelbilder. Reimer-Verlag, 2000.
↑Eugen Otto (Hrsg.): Emil Orlik. Leben und Werk 1870 bis 1932. Prag, Wien, Berlin. Christian Brandstätter Verlag, Wien 1997, S. 146.
↑Cäcilie und Oscar Graf, Verzeichnis der Sammlungen und Aussteller, in Ausst. Kat.: Japan und Ostasien in der Kunst, Offizieller Katalog der Ausstellung, München 1909, S. 104