Emmy Hennings war die Tochter des Taklers Ernst Friedrich Matthias Cordsen und wuchs in Flensburg auf. Dort besuchte sie auch die Volksschule und arbeitete anschließend als Dienstmädchen. Im Alter von 18 Jahren heiratete sie 1903 einen Laienschauspieler, mit dem sie sich einer Wanderbühne anschloss. Die gemeinsame Tochter wuchs in den ersten Jahren bei den Großeltern in Flensburg auf.
1904 ließ sich Hennings scheiden und tingelte als Vortragskünstlerin alleine durch Deutschland. 1905 trat sie in Elmshorn in die Theatergesellschaft Schmidt-Agte ein und spielte dort und in Kappeln. Zu dieser Zeit war sie wahrscheinlich mit dem ebenfalls zu dieser Truppe gehörenden Schauspieler Wilhelm Vio liiert. Von 1906 bis 1908 gehörte sie zur Schauspieltruppe von Oskar Ludwig Georg Brönner, der die Provinz Schleswig-Holstein bespielte.
Obwohl ungelernt, konnte sich Emmy Hennings offenbar einigen Erfolg in der Truppe erarbeiten, denn Brönner veranstaltete am Ende der Spielzeit in den meist bespielten Orten (Tondern, Marne, Plön) je eine Benefizvorstellung für sie.[1] 1909 trat Hennings in Berlin im Neopathetischen Cabaret des Neuen Clubs auf. In dieser Zeit lernte sie den Journalisten und Schriftsteller Ferdinand Hardekopf kennen, mit dem sie 1910 eine Reise durch Frankreich unternahm. Kurze Zeit später trennte sie sich von ihm, da er sie zur Prostitution gezwungen hatte.[2]
Es folgten Jahre wechselnder Aufenthalte in Berlin und München. In Berlin trat sie zeitweilig gemeinsam mit Claire Waldoff auf, in München arbeitete sie als Diseuse unter anderem in der Künstlerkneipe Simpl, wo sie ihren späteren Ehemann Hugo Ball, den Maler und Illustrator Hanns Bolz und zahlreiche weitere Künstler kennenlernte.
1914 war Emmy Hennings wegen Diebstahls und Verdachts auf Beihilfe zur Fahnenflucht für mehrere Monate in einem Münchner Gefängnis inhaftiert. 1915, kurz nach ihrer Entlassung, reiste sie zunächst nach Berlin, bevor sie zusammen mit Hugo Ball nach Zürich emigrierte, wo die beiden am Varieté-Ensemble Maxim engagiert wurden. Gemeinsam mit Käthe Brodnitz, einer Bekannten aus Münchner Tagen, veranstalteten sie am 17. Dezember 1915 einen „Modernen Autoren-Abend“ im Zunfthaus zur Zimmerleuten.[3] 1916 gründete sie mit Hugo Ball, Tristan Tzara, Marcel Janco und Hans Arp das Cabaret Voltaire, die Geburtsstätte des Dadaismus. Dort trat sie monatelang fast allabendlich als Sängerin, Darstellerin und Diseuse auf, häufig am Klavier begleitet von Hugo Ball. Um der bildenden Kunst mehr Raum zu verschaffen, gründete die mittlerweile gewachsene Gruppe der Dadaisten 1917 die Galerie Dada, woran Hennings aktiv beteiligt war.
1920 heirateten Emmy Hennings und Hugo Ball. In ihrer Tessiner Zeit wandten sich beide vom Dadaismus ab und befassten sich intensiv mit dem Katholizismus. In jener Zeit begann auch eine enge, bis zu ihrem Tod währende Freundschaft mit Hermann Hesse und mit der Textilkünstlerin und Malerin Maria Geroe-Tobler, für die sie auch Artikel schrieb.
Nach Hugo Balls Tod im Jahr 1927 kümmerte sich Emmy Ball-Hennings um seinen Nachlass und verfasste autobiografische Werke, Erzählungen, Märchen und Legenden.[4] Sie wurde an der Seite ihres Mannes in Gentilino beigesetzt.
Auch der Nachlass von Emmy Hennings, der aufgrund der engen biografischen Verflechtung die Sammlung Hugo Ball beinhaltet, wurde 2012 vom Schweizerischen Literaturarchiv erworben.
Namen wollen Eisenketten. (Gedichte und Texte) Calambac Verlag, Saarbrücken 2019, ISBN 978-3-943117-04-2.
Emmy Hennings. (= Versensporn, Heft für lyrische Reize, Nr. 45) (hrsg. von Tom Riebe) Edition POESIE SCHMECKT GUT, Jena 2021. (Limitierte Auflage mit 100 Exemplaren)
Fernando González Viñas (Text), José Lázaro (Zeichnungen): Alles ist Dada. Emmy Ball-Hennings. (Übersetzung aus dem Spanischen von André Höchemer) Avant Verlag, Berlin 2020, ISBN 978-3-96445-034-0.
Bernhard M. Baron: Durchlöchert von einer Wunde. Als Emmy Ball-Hennings 1927 die „Konnersreuther Resl“ besuchte. Dada meets Stigma. In: Reger, Weltkrieg und Tektonik (= Schriftenreihe „Heimat Landkreis Tirschenreuth“, Bd. 28). 2016, ISBN 978-3-939247-87-6, S. 167–175 (Volltext im Literaturportal Bayern).
Christa Baumberger, Nicola Behrmann (Hrsg.): Emmy Hennings Dada. Scheidegger und Spiess, Zürich 2015, ISBN 978-3-85881-472-2.
Nicola Behrmann: Geburt der Avantgarde – Emmy Hennings. Wallstein Verlag, Göttingen 2018, ISBN 978-3-8353-3123-5.
Bernhard Echte (Hrsg.): Emmy Hennings / Ball 1885–1948. Texte, Bilder, Dokumente. „ich bin so vielfach …“. Stroemfeld / Roter Stern, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-87877-757-4.
René Gass: Emmy Ball-Hennings. Biographie. Wege und Umwege zum Paradies. Pendo Verlag, Zürich 1998, ISBN 3-85842-325-4.
Eveline Hasler: Und werde immer Ihr Freund sein. Hermann Hesse, Emmy Hennings und Hugo Ball. Nagel & Kimche, München 2010.
Bärbel Reetz: Emmy Ball-Hennings. Leben im Vielleicht. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-518-39740-0.
Alfred Sobel: „Gute Ehen werden in der Hölle geschlossen.“ Das wilde Leben des Künstlerpaares Hugo Ball und Emmy Hennings zwischen Dadaismus und Glaube. Fe-Medienverlag, Kißlegg 2015, ISBN 978-3-86357-120-7.
Erika Süllwold: Das gezeichnete und ausgezeichnete Subjekt. Kritik der Moderne bei Emmy Hennings und Hugo Ball. Metzler, Stuttgart / Weimar 1999. (Buchvorschau bei Google Books)
Mona de Weerdt, Andreas Schwab (Hrsg.): Monte Dada. Ausdruckstanz und Avantgarde. Stämpfli Verlag, Bern 2018, ISBN 978-3-7272-7937-9.
↑Dieter Pust: „… Marne steht mit seinem kleinen Stadttheater als eines der ersten in der Rubrik Theater unserer Provinz.“ Emmy Ball-Hennings als Schauspielerin in Marne 1906 bis 1908. In: Dithmarschen, Landeskunde – Kultur – Natur, Jahrgang 2002, Heft 2 (Juni 2002), S. 53–62.
↑Dagmar Jank: Bibliotheken von Frauen. Ein Lexikon. (= Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen, Band 64) Harrassowitz, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-447-11200-0, S. 18.