Erwinia | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Erwinia | ||||||||||||
Winslow et al. 1920 |
Erwinia ist eine Gattung gramnegativer Stäbchenbakterien aus der Familie der Enterobakterien (Enterobacteriaceae). Sie sind fakultativ aerob, d. h. in Gegenwart von Sauerstoff (oxisches Milieu) ist ihr Energiestoffwechsel oxidativ, wenn kein Sauerstoff vorhanden ist (anoxisches Milieu), wechseln sie im Energiestoffwechsel zu einer Gärung. Fast alle Arten sind peritrich begeißelt, also aktiv beweglich. Viele Arten von Erwinia (und früher zu dieser Gattung gestellte Arten) sind Pflanzenschädlinge.
In den letzten Jahren erfolgten einige Änderungen in der Systematik dieser Gruppe. Untersuchungen zeigten zu große Unterschiede der DNA, so dass viele Arten zu anderen Gattungen (Pantoea, Enterobacter, Pectobacterium und Brenneria) gestellt wurden. Vor allem in den Agrarwissenschaften (aufgrund der Rolle als Pflanzenschädlinge) werden die betroffenen Arten jedoch noch unter den alten Namen geführt und angesprochen.
Die Angehörigen der Gattung Erwinia sind chemoorganotroph, sie bauen zur Energiegewinnung verschiedene organische Stoffe ab. Sie sind fakultativ aerob, d. h. in Gegenwart von Sauerstoff haben sie einen oxidativen Energiestoffwechsel, sie oxidieren die organischen Stoffe vollständig zu Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasser. Ist kein Sauerstoff vorhanden, wechseln sie zu der 2,3-Butandiolgärung. Dabei entsteht aus Glucose als Endprodukt vor allem der Alkohol 2,3-Butandiol, daneben werden geringe Mengen von Säuren gebildet. Weitere Merkmale der 2,3-Butandiolgärung sind das Zwischenprodukt Acetoin und eine besonders hohe Gasproduktion (Kohlenstoffdioxid CO2). Das Zwischenprodukt Acetoin kann mit Hilfe der Voges-Proskauer-Reaktion nachgewiesen werden. Weitere Butandiolgärer der Enterobakterien sind z. B. Enterobacter, Klebsiella und Serratia.
Andere Gattungen der Enterobakterien nutzen unter anoxischen Bedingungen ebenfalls eine Gärung, allerdings eine andere Form, die so genannte Gemischte Säuregärung (mixed acids fermentation). Bei der Gemischten Säuregärung treten als Endprodukte vorwiegend Säuren, wie Essigsäure, Milchsäure und Bernsteinsäure, aber kein Butandiol auf. Die Gemischte Säuregärung zeigen u. a. die Gattungen Escherichia, Salmonella und Proteus. Die verschiedenen Endprodukte und Gasbildungen der beiden Stoffwechselwege sind ein wichtiges Merkmal zur Unterscheidung der Gattungen.
Viele Erwinia-Arten bauen Pflanzenreste ab, sind aber auch an der Entstehung von Pflanzenkrankheiten beteiligt oder gelten als Vorratsschädlinge.
Einige Arten wurden bei Menschen oder Tieren gefunden, ihre Rolle als Krankheitserreger ist jedoch nicht gesichert.
Zurzeit (Januar 2017) sind folgende Arten von Erwinia bekannt[1][2].
Verschiedene Erwinia-Arten wurden in die Gattungen Pantoea, Enterobacter, Pectobacterium und Brenneria (alle zählen zu den Enterobakterien) gestellt.