Im zweiten Jahr des Ersten Weltkriegs, 1915, reichte Andri ein Gesuch auf Aufnahme als Kriegsmaler im k.u.k. Kriegspressequartier ein, dem per 13. September 1915 stattgegeben wurde.[2] Zunächst wurde er nach Belgrad entsandt, wo er den November und Dezember 1915 malend verbrachte. 1916 bereiste er als künstlerischer Berichterstatter die Bucht von Cattaro, anschließend Montenegro und danach Albanien.[3] Im gleichen Jahr kam er als Kriegsmaler ins Ortlergebiet, und auch in den Dolomiten hielt er zahlreiche Eindrücke fest. Als er 1918 beim 10. Armeekommando der k.u.k. Armee in Tirol stationiert war, nahm er die Gelegenheit wahr, Porträtstudien von Teilnehmern eines Bergführerkurses auf der Regensburger Hütte zu machen. Auch einige Plakatentwürfe zugunsten des Kinderhilfswerks, der Kriegsinvalidenstiftung und für Kriegsausstellungen, bei denen ihm seine Erfahrungswerte als Grafiker der Wiener Secession zugutekamen, entstanden in dieser Zeit. 1918, bei Kriegsende, zog Andri nach St. Pölten, zugleich erhielt er einen Lehrauftrag an der Wiener Akademie, wo er bis 1939 unterrichtete.[4]
An der Wiener Akademie leitete er von 1923 bis 1929 eine Meisterschule bzw. von 1929 bis 1939 eine systemisierte Meisterschule. 1923–26 und 1931–33 war Andri Prorektor und unmittelbar nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich einer der drei kommissarischen Leiter der Akademie, die für die folgenden politischen Säuberungen verantwortlich waren. Am 27. Juni 1938 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 6.255.574).[5][6] 1939 wurde er in den Ruhestand versetzt und war seit diesem Jahr Mitglied des Künstlerhauses in Wien. Von 1939 bis 1945 leitete Andri eine Meisterschule für Freskomalerei an der Akademie.[1] Andri wurde auf der sogenannten Gottbegnadeten-Liste von Joseph Goebbels als wichtiger Maler des dritten Reiches aufgeführt.[7] Andri war Fachberater für Musik im nationalsozialistischen Deutschen Kulturbund. Auch war er Mitbegründer des Österreichischen Werkbundes, der auf die Wiederbelebung des handwerklichen Könnens ausgerichtet war.
Im Jahre 1950 übergab Ferdinand Andri alle noch in seinem Besitz befindlichen Werke der Stadt St. Pölten, welche ein Ferdinand-Andri-Museum (heute Teil des Stadtmuseums) einrichtete.[1] 1956 starb der Künstler in Wien und wurde in St. Pölten bestattet.
Die Werke Ferdinand Andris sind von traditionellen bäuerlichen[8] und religiösen Motiven geprägt, die er dekorativ und farbenfroh gestaltete. Darüber hinaus verfertigte er auch zahlreiche Porträts. Sein besonderes Bemühen galt der Freskomalerei und damit verbunden auch einer Erneuerung der kirchlichen Kunst, für die er auch auf Holzplastik und Mosaik zurückgriff.
Mosaike über dem Hochaltar und Taufbecken mit der Halbfigur von Johannes dem Täufer aus vergoldetem Holz, 1903, Heilig-Geist-Kirche in Wien auf der Schmelz (Wien)
Statue des Erzengels Michael aus getriebenem Metall, 1903–1905, Zacherlhaus in Wien
Porträt der Gattin des Künstlers, Charlotte Andri-Hampel (St. Pölten, Niederösterreichisches Landesmuseum, Inv. Nr. A 24/79), 1911, Öl auf Leinwand, 40,3 × 40,3 cm
Almwiese (Wien, Leopold Museum, Inv. Nr. 383), 1913, Öl auf Leinwand
Ferdinandshöhe – Gebirgslandschaft (Wien, Leopold Museum, Inv. Nr. 569), 1916, Öl auf Karton
Gemälde Ferdinand Andris befinden sich vor allem in Museen in Wien und Niederösterreich. Ein größerer Bestand befindet sich in den Sammlungen des Wiener Heeresgeschichtlichen Museums.
August Kopisch, Ferdinand Andri (Illustrationen), Hans Fraungruber (Red.): Ausgewählte Gedichte. Gerlach & Wiedling, Wien 1904 (Gerlach’s Jugendbücherei; 13).
Ausstellungs- und Festführer zur 400-Jahr-Feier der Befreiung aus Türkennot in Waidhofen an der Ybbs 13. bis 21. August 1932. Gewerbliche Presse, Wien 1932.
Adolf Bassaraba: Der Maler Ferdinand Andri. St. Pöltner Zeitungsverlagsgesellschaft, St. Pölten 1941 (Niederdonau; 46).
Kunstausstellung Ferdinand Andri, geöffnet vom 9. Juni bis 15. Oktober 1957 (…). Selbstverlag der Stadt Waidhofen an der Ybbs, Waidhofen an der Ybbs 1954.
Karl Gutkas: Kunstausstellung Ferdinand Andri und seine Schule. 8. Sonderausstellg im Karmeliterhof, 7.–22. April 1956. Magistrat der Stadt Kulturamt St. Pölten, St. Pölten 1956.
Karl Gutkas: Professor Ferdinand Andri 85 Jahre alt. In: Kulturberichte aus Niederösterreich (1956), S. 22 f.
Kunstausstellung Ferdinand Andri. Selbstverlag des Kulturamtes Waidhofen an der Ybbs, Waidhofen an der Ybbs 1957.
Otto Hiehammer: Waidhofen an der Ybbs ehrt Ferdinand Andri. Gedächtnisausstellung. In: Kulturberichte aus Niederösterreich (1957), S. 55.
Oskar Matulla: Ferdinand Andri und Lassing. In: Kulturberichte aus Niederösterreich. (1960), S. 84 f.
Karl Gutkas / Leopold Schmid: Ferdinand Andri. 1871–1956. Maler, Bildhauer, Graphiker und Lehrer. Katalog der Ausstellung des Kuluturamtes der Stadt St. Pölten während der St. Pöltner Kultur- und Festwochen 1971. Kulturamt St. Pölten, St. Pölten 1971.
Bernhard Peithner-Lichtenfels (Red.): Ferdinand Andri. (Ausstellungskatalog). Galerie Peithner-Lichtenfels, Wien 1980.
Liselotte Popelka (Hrsg.): Vom „Hurra“ zum Leichenfeld. Gemälde aus der Kriegsbildersammlung 1914–1918. (Katalog). Heeresgeschichtliches Museum, Wien 1981.
Peter Weninger (Red.): Ferdinand Andri. 1871–1956. Ausstellung der Kulturabteilung der Niederösterreichischen Landesregierung (…) Schloß Maretsch, Bozen, 7. bis 30. Oktober 1982, Schloß Bad Vöslau, 13. November 1982 bis 9. Jänner 1983. Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung III/2 – Kulturabteilung, Wien 1983 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, Band N.F. 126).
Peter Weninger, Martin Suppan (Bearb.), Elisabeth Rehulka (Übers.): Wachaumaler. Wachaumotive: Eine Donaulandschaft in Bildern des 19. und 20. Jahrhunderts. Galerie Suppan, Wien 1987.
Karl Wilhelm: Einführung in die „Spielzeug- und Werkschau“ des Kunsterziehers Prof. Karl Wilhelm. In: Waidhofner Heimatblätter, Bd. 18 (1992), S. 30 ff.
Thomas Pulle: Ferdinand Andri. Notizen zu seinem Frühwerk. In: Franz Forstner (Hrsg.): Sinnlichkeit und Versuchung. Jugendstil und Secessionskunst von Andri bis Olbrich. Sonderausstellung, 9. Mai bis 2. November 1997. Kulturverwaltung St. Pölten, St. Pölten 1997, S. 11–20.
Beatrix Bastl: „Drei Maler – Zwei Kriege“: Ferdinand Andri, Erich Erler und Carl Fahringer. Eine Sonderausstellung im Stadtarchiv Wiener Neustadt. In: Unsere Heimat. Bd. 69 (1998), S. 146–149.
Thomas Pulle: „…, so vermag er es doch, … die ungeheure Spannung, man möchte fast sagen, die Majestät des Krieges auszudrücken“. Einige Bemerkungen zum Bildschaffen Ferdinand Andris während des Ersten Weltkrieges. In: St. Pöltner Regenbogen 1998. Kulturjahrbuch der Landeshauptstadt St. Pölten (1998), S. 13–21.
Ilse Krumpöck: Aus den Wolken zur Heimatscholle. Der Kriegsmaler Ferdinand Andri. In: Viribus Unitis. Jahresbericht des Heeresgeschichtlichen Museums 2006. Heeresgeschichtliches Museum, Wien 2007, S. 19–52.
↑ abcdeFranz Kaindl: Malerei in Niederösterreich 1918–1988. Niederösterreichisches Dokumentationszentrum für moderne Kunst, St. Pölten 1988, S. 273–274.
↑Walter Reichel: „Pressearbeit ist Propagandaarbeit“ - Medienverwaltung 1914–1918: Das Kriegspressequartier (KPQ). Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchiv (MÖStA), Sonderband 13, Studienverlag, Wien 2016, ISBN 978-3-7065-5582-1, S. 178.
↑Österreichisches Heeresmuseum (Hrsg.): Katalog der Kriegsbildergalerie des Österreichischen Heeresmuseums, Wien 1923, S. 11
↑Ilse Krumpöck: Aus den Wolken zur Heimatscholle. Der Kriegsmaler Ferdinand Andri. In: Jahresbericht des Heeresgeschichtlichen Museums 2006. Wien, 2007, S. 20f.
↑Kunst und Diktatur - Architektur, Bildhauerei und Malerei in Österreich, Deutschland, Italien und der Sowjetunion, 1922–1956, Band 1. Wien 1994. S. 99 hier wird er als langjähriges NSDAP-Mitglied bezeichnet, was sich wohl auf eine Mitgliedschaft in der verbotenen NSDAP in Österreich bezieht