Heinrich Ferdinand Wüstenfeld, der Sohn eines Zuckerfabrikanten,[1] besuchte zunächst die Lateinschule in seiner Heimatstadt. Er studierte anschließend orientalische Sprachen einschließlich des Sanskrit in Göttingen und Berlin, promovierte am 18. Februar 1831 in Göttingen, unmittelbar nach der „Göttinger Revolution“, als fast alle Studenten zum Verlassen der Stadt gezwungen worden waren,[2] und habilitierte sich dort 1832.
Zeit seines Lebens blieb er der Stadt verbunden: 1838 erhielt er eine Anstellung an der Universitätsbibliothek. 1842 wurde Wüstenfeld zum Extraordinarius ernannt und schließlich 1856 zum ordentlichen Professor der orientalischen Sprachen berufen. Ab 1876 war er Direktor der historischen Klasse der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. 1889 trat er von seiner Stelle an der Universitätsbibliothek zurück.
Ferdinand Wüstenfeld machte es sich insbesondere zur Aufgabe, die wichtigen arabischen Quellenwerke, wie die des Ibn Challikan und des Ibn Hischām, herauszugeben. Daneben veröffentlichte er zahlreiche eigene Arbeiten zu Sprache und Geographie von Arabien, zur islamischen Zeitrechnung sowie zur Geschichte und Topographie von Mekka und Medina.
Die Akademien der Araber und ihre Lehrer. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1837. (Digitalisat)
Geschichte der arabischen Ärzte und Naturforscher. 1. Ausgabe, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1840 (Nachdruck: Olms, Hildesheim 1963), Digitalisat.
Genealogische Tabellen der arabischen Stämme und Familien. Dieterich, Göttingen 1852. (Digitalisat Band 1), (B<nd 2,2)
Vergleichungs-Tabellen der muhammedanischen und christlichen Zeitrechnung. Brockhaus, Leipzig 1854. (Digitalisat)
Die Chroniken der Stadt Mekka. Leipzig 1857–1861 (Teil I: el-Azrakí's (Digitalisat) Geschichte und Beschreibung der Stadt Mekka. Teil II: Auszüge aus den Geschichtsbüchern der Stadt Mekka. Teil III: Cutb ed-Dìn's Geschichte der Stadt Mekka. Band IV: Geschichte der Stadt Mekka. Nach den arabischen Chroniken bearbeitet.)
Die Übersetzungen arabischer Werke in das Lateinische seit dem XI. Jahrhundert. In: Abhandlungen der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Band 22, 1877, S. 1–133.
Das Heerwesen der Mohammedaner. Dieterich., Göttingen 1880. (Digitalisat)
Geschichte der Fatimiden. Dieterich, Göttingen 1881. (Digitalisat)
Geschichte der Türken, mit besonderer Berücksichtigung des vermeintlichen Anrechts derselben auf den Besitz von Griechenland. Dieterich, Göttingen 1899. (Digitalisat)
Karl Brethauer (Hrsg.): Der Orientalist Professor Dr. Ferdinand Wüstenfeld erlebt die „Göttinger Revolution“ (6. bis 17. Januar 1831). In: Göttinger Jahrbuch, Bd. 22 (1974), S. 159–166.