Franz von Gernerth arbeitete nach dem Studium der Rechtswissenschaften zuerst in ungarischem, ab 1860 in österreichischem Justizdienst, wo er zuletzt als Richter am Oberlandesgericht in Wien tätig war. Als Autor verfasste er Beiträge zu der von August Schmidt 1840–42 herausgegebenen Musikzeitschrift „Orpheus“ sowie Liedtexte, als Komponist vertonte er neben eigenen Dichtungen vor allem jene seiner Zeitgenossen.
Bekannt ist Gernerth heute noch für seine Textfassung des Walzers An der schönen blauen Donau. Da die ursprünglichen Verse von Josef Weyl zu starken Bezug zum jeweiligen Zeitgeschehen hatten, wurde das Werk in der Chorversion eher selten aufgeführt. Als Mitglied des Wiener Männergesang-Vereins, dem Johann Strauss (Sohn) dieses Werk gewidmet hatte, dichtete er 1889 einen neuen Text, der nun auch den Titel des Walzers berücksichtigte und dem Werk zu einer Wiedergeburt verhalf. Die Erstaufführung mit Gernerths Worten fand am 2. Juli 1890 anlässlich einer Sommer-Liedertafel des Vereins im Dreher-Park[1] in Meidling statt.
Im Alter litt er an zunehmender Sehschwäche. Verheiratet war Gernerth mit einer Schwester des Schriftstellers Andreas Freiherr von Stifft. Sein Grab befindet sich auf dem Hietzinger Friedhof.
Blasonierung des Gernert-Wappen: In Blau eine mit einem schwebenden blauen Kreuz belegte und von zwei goldenen Adlern begleitete goldene Spitze. Helmzier: Ein geschlossener, mit Kreuz belegter goldener Flug. Decken sind blau-golden.[2] (Diplom Wien 18. April 1888)
Balthasar Gernerth, * 6. Februar 1762 in Ochsenfurt bei Würzburg, † 1863 Biberach, bürgerlicher Knopfmacher u. Postamentierer, OO Johanna Humel
Franz Joseph Gernerth, * 17. Oktober 1791 in Biberach, † 13. November 1823 in Wien, Postmeister, OO in Purkersdorf bei Wien – Josefa Tschetzbacher
Franz von Paula Andreas Balthasar Karl Edler von Gernerth, * 14. Dezember 1812 in Purkersdorf, † 11. Januar 1900 in Wien, k.k. Oberlandgerichtsrat, OO in Wien – Emilia Katharina Freiin von Stifft
Emmerich Andreas Franz von Paula, * 14. März 1857 in Ödenburg/Ungarn, † 3. April 1929 in Wien, Dr. jur. Oberlandesgerichtspräsident, OO in Mauer bei Wien – Margarethe Leopoldine Maria Mautner von Markhof. Seit 1938 lebt die Familie Gernerth–Mautner–Markhof im Schloss Haunsperg und betreibt es als Hotel.
Kinder:
Ernst (1889–1899) und
Emmerich von Paula Marie (1893–1941) Dr. jur. Sekt.-Chef, 1. Ehe mit Thekla Clarisse Gabriele Braun von Fernwald (Dramaturgin), 2. Ehe mit Louise Sophie Maria Hermine von Poten, Elisabeth Felicitas Maria (1894–1895), Friedrich (1897–1916 k.k. Kadett)
Auf der Lagune bei Nacht (Ach, wie so herrlich zu schau’n). Text zum Lagunenwalzer aus Operette Eine Nacht in Venedig für die Wiener Erstaufführung.
Dirnd’l mi muasst liab’n. 2. Strophe von Franz von Gernerth. Musikalische Bearbeitung für 4-stimmigen Männerchor a cappella von Eduard Kremser.
An der schönen blauen Donau, op. 314. Dichtung von Franz von Gernerth. Walzer für Pianoforte und Chor, dem Wiener Männergesang Verein gewidmet von Johann Strauss, k. k. Hofball Musikdirektor.
Der gefallene Engel. Nach dem Französischen des G. Desfosse übertragen von Franz von Gernerth. Musik für Gesang und Klavier von Adolphe Vogel.
Groß-Wien (Laß besingen Dich, du künftiges Wien). Textentwurf von 4 Strophen zum Walzer mit Chor von Johann Strauss op. 440. 1890.
In Wien, da gehts herum tra ra. Marsch Couplet. Musik von Gustav Pick.
Schön-Gretchen, op. 39. Polka française. Text von Franz von Gernerth. Lied für 4-stimmigen Männerchor und Klavier von Rudolf Freiherr von Prandau.
Tiroler Volkslied: Lied für Klavier mit überlegter Singstimme arrangiert von Eduard Kremser.
Trinklied. Gedicht von Franz von Gernerth. Für 4-stimmigen Männerchor a cappella komponiert und dem Herrn Med. D.or F. S. Plachetsky hochachtungsvoll gewidmet von Franz Sersawy.
Aus der Welt des Verbrechens. Sammlung gemeinnütziger Vorträge. Hrsg. vom Deutschen Vereine zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse in Prag. Prag o. J.
Ein genealogisches Sammelwerk von Gerhard Geßner, Dr. Hanns Jäger-Sunstenau 1963, Degner-Verlag, Neustadt an der Aisch/Mittelfranken, Österreichisches Familienarchiv, Band 1 Reg.I/31 Gernerth.
Karl Lustner: Totenliste des Jahres 1900 die Musik betreffend. In: Monatshefte für Musikgeschichte. Ort 1901, S. 110.
Paul Frank, Wilhelm Altmann: Kurzgefasstes Tonkünstler Lexikon. Für Musiker und Freunde der Musik. Gustav Bosse, Regensburg 1936.
↑Hanns Jäger-Sunstenau: Österreichisches Familienarchiv. In: Gerhard Geßner (Hrsg.): Ein genealogisches Sammelwerk. Band1. Degner & Co., Neustadt an der Aisch 1963, S.Inhaltsübersicht I.31.
↑zitiert nach: Johann Strauß. Unter Donner und Blitz. Katalog zur 251. Sonderausstellung im Historischen Museum der Stadt Wien 1999. Hrsg. Museen der Stadt Wien, Wien 1999, ISBN 3-85202-141-3, S. 133f.