Friedrich Hustedt (* 15. Dezember 1886 in Bremen; † 1. April 1968 ebenda)[1] war ein deutscher Lehrer und Diatomeen-Forscher. Er war der führende Experte für die Taxonomie von Diatomeen des 20. Jahrhunderts[2] und insgesamt einer der bedeutendsten nach Christian Gottfried Ehrenberg (1795–1876) und Friedrich Traugott Kützing (1807–1893).[2] Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Hust.“
Hustedt ging in Bremen zur Schule und war dort 32 Jahre lang Volksschullehrer, ab 1924 als Schulleiter in der Schule in der Hauffstraße in Bremen. Zunächst betrieb er Diatomeen-Forschung als Hobby (von seinem Lehrer Ernst Lemmermann eingeführt) und erwarb internationale Reputation. Er verließ 1939 den Schuldienst, um sich im Auftrag des Landesamts für Bodenforschung ganz der Forschung zu widmen.
Er beschrieb 1942 neue Taxa der Diatomeen (Kieselalgen), davon 1448 Arten, 350 Varianten, 139 Formen, 5 Gattungen[2][3] – das waren rund 12 Prozent der 1968 bekannten Diatomeenarten (Katalog von VanLandingham) – und baute die größte private Diatomeensammlung auf, die er 1963 mitsamt seiner umfangreichen Spezialbibliothek an das Land Bremen verkaufte mit der Auflage, dass sie nach seinem Tod der Forschung zur Verfügung stehen sollte, nicht getrennt wurde und dass er sie zu Lebzeiten nutzen konnte. Nach seinem Tod 1968 kamen weitere 17.000 Exemplare aus Hustedts Privatsammlung dazu. Sie kam formal 1965 an das Institut für Meeresforschung in Bremerhaven (mit Hustedt als erstem Kurator). Seit 1986 ist sie mit dem Institut für Meereskunde ins Alfred-Wegener-Institut integriert, wo es das Hustedt Zentrum für Diatomeenforschung gibt und den Friedrich Hustedt Arbeitsplatz für Diatomeenkunde.[4] Er sammelte vor allem Süßwasserdiatomeen in Flüssen und Seen in Norddeutschland und tauschte ausländische Exemplare von Sammlern in Übersee. Die kontinuierlich weiter ausgebaute Sammlung[5] umfasste im Jahr 2005 rund 80.000 Exemplare.[6]
Hustedt war ein international anerkannter Experte für Kieselalgen, Einzeller, die sowohl im Süßwasser als auch im Meer vorkommen, mit einem Viertel den größten Anteil der pflanzlichen Biomasse der Erde haben, über Photosynthese den größten Anteil an der Sauerstoffproduktion und am Kohlendioxidabbau haben und sich durch mikroskopisch kleine komplexe Skelette aus Kieselsäure (Siliziumdioxid) auszeichnen. In der Geologie sind sie Leitfossilien und sie haben industrielle Anwendungen (Kieselgur als Schleifmittel und Filtermaterial und für Dynamit, als Vorbild für Strukturen in der Nanotechnologie und als Lieferant von Omega-3-Fettsäuren). Von Hustedt stammen diverse Standardwerke über Diatomeen. Seine erste Veröffentlichung war über die Diatomeen (Bacillariaceen) eines Tümpels bei Bremen, des Torfkanals und der Ochtum (Beiträge zur Algenflora von Bremen, 3 Teile, Abh. Naturwiss. Verein Bremen, 1908/09, der 4. Teil von 1911 behandelte solche aus der Wumme, Teil 5 von 1942 aus einigen Sumpfwiesen bei Bremen). Hustedt untersuchte anfangs die Kieselalgen der Weser von Bremen bis Bremerhaven, er veröffentlichte aber auch über die Diatomeen unter anderem am Strand von Beaufort (North Carolina) (1955), aus Österreich, der Schweiz, der Sinai-Halbinsel, Afrika und Südamerika, der Antarktis oder aus Indonesien und Hawaii (Wallacea-Expedition), von der deutschen limnologischen Sunda-Expedition, und auch fossile Diatomeen. Ihm zu Ehren sind die Gattungen Hustedtia und Hustedtiella benannt.
1959 erhielt er die Naumann-Medaille. Seine Sammlung wurde von deren erstem Kurator Reimer Simonsen katalogisiert[2] und steht öffentlich international zur Verfügung (mit Online-Katalog, seit Anfang der 2000er Jahre werden die Kieselalgen in einer elektronischen Datenbank geführt).
Er war Ehrendoktor.
Er lieferte auch Beiträge zu A. Schmidts Atlas der Diatomeenkunde. Eine vollständige Bibliographie ist im Katalog seiner Sammlung von Simonsen.
Personendaten | |
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NAME | Hustedt, Friedrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Botaniker und Lehrer |
GEBURTSDATUM | 15. Dezember 1886 |
GEBURTSORT | Bremen |
STERBEDATUM | 1. April 1968 |
STERBEORT | Bremen |