Breuhaus wurde 1883 als Sohn eines Dentisten in Solingen geboren. Die später von ihm selbst behauptete Abstammung von der niederländischen Malerfamilie Breuhaus de Groot ist bestenfalls nur eine weitläufige Verwandtschaft. Der Namenszusatz „de Groot“, den Breuhaus ab 1928 verwendete, ist daher ein Künstlername, da er urkundlich nicht belegt ist.
Bereits für 1905 ist der erste in selbstständiger Berufsausübung entstandene Bau nachweisbar. Breuhaus arbeitete in den ersten Jahren mit seinem Schwager zusammen, Büroadressen sind für Moers und Bochum belegt. Ab 1907 lebte und arbeitete er in Düsseldorf. Für die Jahre bis 1914 sind kurzfristige Büropartnerschaften mit den Architekten Carl Mauve und Carl Bensel überliefert. 1907 begannen auch die Planungen zur Gartenstadt Meererbusch in der Nähe von Düsseldorf, in der Breuhaus später etliche Häuser ausführte.[2][3] Spätestens 1910 wurde er Mitglied des Deutschen Werkbundes (DWB) und war 1914 mit mehreren Inneneinrichtungen an der Deutschen Werkbund-Ausstellung 1914 in Köln beteiligt.[4][5]
1914/1918 nahm Breuhaus als Soldat am Ersten Weltkrieg teil, zuletzt im Range eines Feldwebels. 1919 stellte er verschiedene Entwürfe in der Düsseldorfer Galerie des Alfred Flechtheim aus. 1920 ging er nach Köln, wo er gemeinsam mit dem Architekten Jacob Dondorff vor allem im Siedlungsbau tätig war. 1922 bis 1927 arbeitete er dann in Düsseldorf mit dem Architekten Heinrich Rosskotten zusammen, in diesen Jahren entstanden auch viele Industriebauten.
Von den Inneneinrichtungen bis zum Gebrauchsdesign war es nur ein kleiner Schritt; so gründete Breuhaus bereits 1923 eine erste Firma für Kunstgewerbe unter dem Namen „Mikado-Werkstätten“, die in erster Linie handbedruckte Textilien fertigte. Zwar ging dieser Betrieb bald wieder ein, aber Breuhaus gestaltete weiterhin Objekte wie Bestecke, Lampen, Tapeten und anderen luxuriösen Hausrat, z. T. für bekannte Hersteller wie den WK-Verband, die Württembergische Metallwarenfabrik (WMF) oder die Rheinische Tapetenfabrik.
In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre entwarf Breuhaus wieder verstärkt großzügige Wohnhäuser für großbürgerliche Auftraggeber, schon früh auch für das Ausland: Zwischen 1927 und 1957 entstanden diverse Projekte in der Schweiz (siehe unten), außerdem in Südeuropa und Südamerika, in den 1930er Jahren auch in der Türkei. In besonderem Maße trugen zu seinem Renommee die Inneneinrichtungen für die 1. Klasse des Ozeandampfers Bremen des Norddeutschen Lloyd bei. Später folgte die Ausstattung des Zeppelin-Luftschiffs LZ 129Hindenburg. Im Zusammenhang mit der Ausstattung der Bremen kam es auch zur Verleihung des Professoren-Titels an Breuhaus durch den Freistaat Bayern im Dezember 1928. Breuhaus übte jedoch kein Lehramt an einer staatlichen Einrichtung aus.
1931/1932 kam Breuhaus nach Berlin, wo er aufgrund gesellschaftlicher Kontakte und seiner prestigeträchtigen Projekte der vorausgegangenen Jahre schnell beruflich Fuß fasste. In der ersten Zeit bis zur Wiederbelebung des Baugeschehens nach 1933 gründete er zusammen mit dem Fotografen Erich Balg außerdem die private Kunstschule „Contempora“, an der außer ihm selbst und einigen bekannten Berliner Künstlern bzw. Designern auch sein damaliger Mitarbeiter Cäsar F. Pinnau (1906–1988) lehrte, der nach 1937 Karriere machte und 1945 zu einem der prominentesten Architekten und Schiffsdesigner Deutschlands wurde. Nach der Heirat 1932 seiner dritten Ehefrau Botilla Breuhaus (1895–1988)[6] wurden seine kunstgewerblichen Arbeiten zunehmend von ihr beeinflusst.
Der weltläufige, eher kosmopolitisch orientierte Breuhaus konnte der nationalsozialistischen Ideologie nach Aussagen von Zeitzeugen spätestens ab 1935 nichts mehr abgewinnen. Ein Teil seiner bekanntesten Entwürfe der dreißiger Jahre wurde dennoch von der nationalsozialistischen Propaganda instrumentalisiert. Sein internationales Ansehen als Architekt überwog dabei anscheinend seine nicht regime-konforme Haltung in verschiedenen gestalterischen und gesellschaftlichen Punkten. Dabei sind nach heutigem Wissensstand mindestens die Entwurfsaufträge der Innenausstattungen des Zeppelin-Luftschiff LZ 129 „Hindenburg“, des SegelschulschiffsGorch Fock, der PanzerschiffeAdmiral Scheer und Admiral Graf Spee sowie des AvisosGrille eindeutig vor 1933 zu datieren. Trotzdem erhielt Breuhaus noch bis zum Kriegsbeginn 1939 auch von staatlichen oder staatsnahen Stellen Aufträge. Der weit überwiegende Teil seiner Werke nach 1933 geht jedoch auf seine guten Kontakte zu Privatleuten und Wirtschaftsunternehmen zurück.
Gelegentlich beteiligte sich Breuhaus nach 1933 auch an öffentlichen Wettbewerben, so z. B. für ein Gauforum in Frankfurt an der Oder (1937–1938). Dieser Entwurf wurde von Albert Speer ausdrücklich als „nicht monumental genug“ abgelehnt. In Breuhaus' Contempora-Lehrateliers fanden auch Jahre nach der Machtergreifung der NSDAP noch aus dem öffentlichen Dienst entlassene Lehrer ebenso Aufnahme wie „nichtarische“ Schüler. Eine mögliche Emigration verwarf er – wie Zeitzeugen berichten – in Hinblick auf seine geringen Fremdsprachen-Kenntnisse. Spätestens nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, als Breuhaus' internationales Renommee – wie auch das deutsche Ansehen im Ausland im Allgemeinen – für das Regime endgültig uninteressant wurden, geriet der Architekt unter zunehmenden Druck seitens der nationalsozialistischen Kulturpolitik. 1941 zog er weg von Berlin in die Provinz, gemeinsam mit seiner Frau verbrachte er die Kriegsjahre in der Nähe von Bad Kissingen und nahm bis nach Kriegsende keine Aufträge an. Am 12. Februar 1942 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 1. April desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 8.768.809).[7] Ein Entnazifizierungsverfahren ist nicht bekannt oder angestrengt worden, die NSDAP-Mitgliedschaft ließ er später in Angaben zu seiner Biografie weg.[3] Ungefragt wird er auf der sogenannten Gottbegnadeten-Liste von Propagandaminister Joseph Goebbels als wichtiger Architekt des NS-Staates aufgeführt.[8]
Ab 1947 orientierte sich Breuhaus zurück ins Rheinland, nach diversen Projekten eröffnete er 1950 ein Büro in Köln. Da er in Bezug auf das Dritte Reich gemeinhin als „unbelastet“ galt, konnte er wieder dort anknüpfen, wo er (scheinbar) 1932 aufgehört hatte. Seine alten und neuen Beziehungen in die Kreise der rheinisch-westfälischen Wirtschaft machten ihn erneut zu einem gefragten Architekten. Die zahlreichen Stadt- und Landhäuser für wohlhabende Bauherren bezeugen sein Ansehen und Erfolg.[6] 1952 bezog er ein selbst entworfenes Wohnhaus („Lille Brøndegaard“ = dänisch: Kleiner Brunnenhof) in Bad Honnef.[9]
Bis zu seinem Tod 1960 blieb Breuhaus beruflich aktiv. Danach führten seine Frau und sein letzter Teilhaber, der Architekt Artur Gérard, die laufenden Projekte weiter. Eine ganze Reihe von Bauten wurde so erst posthum vollendet. Die Grabstätte der Eheleute befindet sich auf dem Kölner Südfriedhof.[10]
Kurt Wilhelm-Kästner: Zu den Arbeiten der Architekten B.D.A. Fritz August Breuhaus und Regierungsbaurat a.D. Rosskotten, Düsseldorf. In: Moderne Bauformen, 25. Jahrgang, 1926, S. 1–34.
Tilo Richter: Das Geschäft mit der Ästhetik. Der Architekt Fritz August Breuhaus (1883–1960) als Publizist. Dissertation, ETH Zürich, 2008, Leseprobe.[69]
Wolfram Hagspiel: Heinrich Bresslau. In: ders.: Lexikon der Kölner Architekten vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert, Bd. 1: A-G. Böhlau, Wien, Köln 2022 (Veröffentlichungen des Kölnischen Geschichtsvereins e. V.; 52), ISBN 978-3-412-52446-3, S. 253–258.
Anm.: für eine Gesamtschau der Artikel-Digitalisate von der UB Heidelberg auf Vollansicht klicken.
↑vgl. Schmidle, 2006, S. 13f., ISBN 978-3-8030-0665-3; zitiert in Tilo Richter, Fritz August Breuhaus. Das Geschäft mit der Ästhetik: Der Architekt als Publizist, Zürich 2008, S. 19, siehe online-Auszug.
↑Andrea Escher: Wohnen im Grünen – Der Architekt Fritz August Breuhaus de Groot und die Gartenstadt Meererbusch. In: Jahrbuch für den Kreis Neuss 2002, ZDB-ID 1502185-3, hrsg. vom Kreisheimatbund Neuss e. V.
↑Ernst Klee: Kulturlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945. 1. Auflage. S. Fischer, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-596-17153-8, S.72.
↑L.-D. (Hugo Lang-Danoli): Arbeiten von Fr. A. Breuhaus. In: Innen-Dekoration, 1914, Jg. 25, Heft 8, S. 348–349, Digitalisat.
↑nur Fotos bei Otto Schulze-Elberfeld: Ausbildung des Kunstgewerblers zum Praktiker. In: Innen-Dekoration, 1914, Jg. 25, Heft 8, S. 350–353, Digitalisat.
↑Alexander Koch (Hrsg.): Das Haus eines Kunstfreundes. Haus Alexander Koch, Darmstadt. Erbaut von dem Architekten Fritz August Breuhaus. Verlag Alexander Koch, Darmstadt 1926.
↑F. K. M. (Franz Kurt Mostert): Neubau der Reichs-Kredit-Gesellschaft. In: Innen-Dekoration, 1938, Jg. 49, Heft 7, S. 236–244, Fotos bis S. 249, Digitalisat.
↑Wolfram Hagspiel, Hiltrud Kier: Köln. Architektur der 50er Jahre. In: Stadt Köln (Hrsg.): Stadtspuren – Denkmäler in Köln. Band6. J.P. Bachem, Köln 1986, ISBN 3-7616-0858-6, S.242 (Mit historischen Aufnahmen und neuen Fotos von Dorothea Heiermann).