Nach dem Abitur absolvierte Gabriele Mucchi von 1916 bis 1923 ein Studium zum Bauingenieur und Architekten an der Universität Bologna, das durch den Kriegsdienst 1917/18 unterbrochen wurde. Nach dem Studium arbeitete er als Architekt zunächst in einem Bauunternehmen in Rom, ab 1927 in einem Architekturbüro in Mailand. Von 1928 bis 1930 hielt er sich in Berlin auf, wo er als Illustrator u. a. an den Zeitschriften Die Neue Revue und Der Querschnitt[1] mitarbeitete. Von 1931 bis 1934 war er in Paris, von wo er nach Mailand zurückkehrte. In den Folgejahren wurde sein Name durch eindrucksvolle Wandmalereien über die Grenzen Italiens hinaus bekannt. Sein Atelier wurde zum Treffpunkt der von ihm organisierten antifaschistischen Gruppe Corrente. Von 1942 bis 1943 nahm er als Soldat des Italienischen Heeres am Zweiten Weltkrieg teil. Dann kämpfte er als Partisan bei den Brigade Garibaldi.
1950 begründete er mit einer Ausstellung in Mailand die Künstlergruppe Realismo. 1952 war er Mitbegründer der Zeitschrift Realismo, bei der er auch als Redakteur arbeitete.
Er hatte europaweit eine bedeutende Zahl von Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen, besonders viele in der DDR, u. a. von 1958 bis 1988 an allen Deutschen Kunstausstellungen bzw. Kunstausstellung der DDR in Dresden.
Mucchi war von 1933 bis 1969 mit der Bildhauerin Jenny Mucchi-Wiegmann und in zweiter Ehe ab 1973 mit der Grafikerin Susanne Arndt verheiratet.
Die Lebenserinnerungen Mucchis erschienen 1997 auf Deutsch unter dem Titel Verpasste Gelegenheiten. Le occasioni perdute – Ein Künstlerleben in zwei Welten im Berliner Dietz-Verlag.
Öffentliche Sammlungen mit Werken Mucchis (unvollständig)
Erasmus von Rotterdam: Lob der Torheit. Aus dem Lateinischen. Übersetzung von Heinrich Hersch in der Bearbeitung und mit Anmerkungen von Curt Woyte. Einleitung von Claus Träger. Mit 27 Zeichnungen. Reclams Universal-Bibliothek 1023, Leipzig, 7. Aufl. 1985.
Erasmus von Rotterdam: Lob der Narrheit. Mit Federzeichnungen. Verlag Faber & Faber, Leipzig 2005.
Herbert Sandberg: Das Beispiel Gabriele Mucchi. Zu den Ausstellungen seiner Werke in Berlin und Dresden. In: Bildende Kunst, Berlin, 5/1955, S. 327–331.
Raffaele de Grada: Gabriele Mucchi. Verlag der Kunst, Dresden 1957.
Mario De Micheli: Gabriele Mucchi – Welt der Kunst. Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1982.
Realismo + Razionalismo italiano - 90 Jahre Gabriele Mucchi. Texte von Eberhard Roters, Augusto Rossari. POLLeditionen, Bd. 22. Berlin 1989, ISBN 978-3-931759-11-7. (Umfangreiche Biographie)
Melanie Ehler, Matthias Müller: wirklich.wahr. Gabriele Mucchi und die Malerei des Realismus. Katalogbuch. Barth, Greifswald 2006.