Garmin Ltd. ist ein Schweizer[7] Unternehmen mit Hauptsitz in Schaffhausen[2] und operativer Hauptzentrale in Olathe, Kansas. Es entwickelt und produziert Smartwatches und Multisportuhren sowie Navigationssysteme und GPS-Geräte für die Bereiche Fitness, Outdoor, Automotive, Avionik und Marine.[1] Seit der Gründung 1989 hat Garmin mehr als 266 Millionen Produkte verkauft.[8] Die Aktien des Unternehmens sind an der NASDAQkotiert und im Aktienindex S&P 500 enthalten.[9][10]
Die Garmin Ltd. ist mit 82 Standorten in 34 Ländern vertreten. Neben den USA und Europa befinden sich Garmin-Vertretungen in Asien.[8] Die Firmenzentrale von Garmin ist in Kansas in den USA, der Unternehmenssitz in Schaffhausen, Schweiz angesiedelt. Der Unternehmenssitz wurde mehrfach verlegt, zunächst nach Taiwan, 2000 auf die Cayman-Inseln und 2010 nach Schaffhausen. Während in der Schweiz zunächst nur fünf Mitarbeiter ohne leitende Angestellte beschäftigt waren,[2] ist mittlerweile das Sekretariat, der Executive Vice President und die Rechtsabteilung des Konzerns in Schaffhausen angesiedelt. Die europäische Vertretung von Garmin befindet sich in Southampton in Großbritannien.[11] Seit September 2011 sitzt die deutsche Garmin-Vertretung in Garching bei München und hat 270 Beschäftigte.[12] Die Garmin Deutschland GmbH ist Teil der Garmin Ltd. Gruppe. In Würzburg wird zudem ein eigener Forschungs- und Entwicklungsstandort unterhalten.[13]
Im Geschäftsjahr 2023 hatte das Unternehmen 19'900 Mitarbeiter und erwirtschaftete den bisher höchsten Umsatz der Unternehmensgeschichte in Höhe von 5,23 Milliarden US-Dollar, während der operative Gewinn bei 21 % lag.[5][6][12]
Garmin ist in fünf Sparten („Divisions“) gegliedert: Automotive, Avionik, Marine, Outdoor und Fitness. Die Sparten Fitness und Outdoor standen mit 2,88 Mrd. Dollar im Geschäftsjahr 2022 für mehr als 59 Prozent der Konzernerlöse von Garmin. 19 Prozent der Konzernerlöse wurden von dem Geschäftsfeld Marine erwirtschaftet, 16 Prozent im Bereich Avionik und die restlichen 6 Prozent im Bereich Automotive.[8]
Garmin ist ein vertikal integriertes Unternehmen, das alle Prozesse von der Forschung über die Entwicklung bis zur Produktion in eigenen Produktionsstätten, sowie dem Vertrieb und dem Kundenservice mit 65 Mitarbeitern selbst verantwortet.[14][15][12]
Die Elektronik-Ingenieure Gary Burrell und Min Kao, aus deren Vornamen sich der Firmenname von Garmin ableitet, gründeten das Unternehmen im Jahr 1989 in Olathe, Kansas.[16] Der erste Kunde des Unternehmens war die US-Armee im Jahr 1991.[17] Im Januar 1991 stellte Garmin mit dem GPS 100 sein erstes Produkt vor, ein GPS-basiertes Navigationssatellitensystem für Bootsfahrer und Piloten kleinerer Flugzeuge. In den darauffolgenden Jahren brachte Garmin weitere GPS-Systeme auf den Markt.[18]
Im Jahr 1995 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 105 Millionen US-Dollar.[18] Im Jahr 2003 stellte Garmin mit dem Forerunner 201 als Vorläufer der heutigen Smartwatches die erste GPS-Sportuhr für Läufer vor.[19][20]
Im Juli 2003 übernahm die Tochtergesellschaft von Garmin, Garmin International, in Olathe mit UPS Aviation Technologies eine Tochtergesellschaft des Paket-Dienstunternehmens United Parcel Service (UPS).[21] Im Jahr 2006 eröffnete Garmin einen Flagship-Store in Chicago im US-Bundesstaat Illinois.[22]
Im Januar 2007 übernahm Garmin für 45 Millionen US-Dollar die Firma Digital Cyclone Inc.[23] sowie den französischen Distributor. Im Juli 2007 erfolgte die Übernahme des deutschen Distributors, der GPS GmbH. Diese firmiert seit der Übernahme als Garmin Deutschland GmbH. Das neue Unternehmen behielt zunächst seinen Standort sowie das Management in Gräfelfing.[24][11]
Im Jahr 2008 brachte das Unternehmen mit dem Nüvifone ein tastenloses Handy auf den Markt, das Handy- und Internetfunktionen mit einem GPS-Navigationssystem verbindet.[25]
Im Jahr 2011 verlegte die deutsche Garmin-Vertretung ihren Standort auf ein 4 000 Quadratmeter großes Areal nach Garching bei München.[11][12] Am 26. Juli 2011 übernahm Garmin das Würzburger Unternehmen Navigon, das 1991 als Hersteller von Navigationsgeräten in Deutschland gegründet worden war.[13][26] Navigon wurde im Januar 2012 als Tochterunternehmen von Garmin in die Garmin Würzburg GmbH umfirmiert und stellt seit diesem Zeitpunkt das europäische Forschungs- und Entwicklungszentrum der Firma dar.[13] Am Standort in Würzburg ist zudem die Abteilung Garmin-Health beheimatet, die Gesundheitssparte der Firma.[27]
Ebenfalls 2012 brachte Garmin das erste Modell der Outdoor-Uhr Fenix auf den Markt, die mit einem Display zur Ansicht von Karten und GPS-Funktion ausgestattet war.[28]
Im Februar 2015 übernahm Garmin das Start-up-Unternehmen iKubu Ltd, das Radarsysteme für Radfahrer entwickelt.[29]
Da die Nachfrage nach tragbaren Navigationssystemen zunehmend zurückging, wurde eine Neuausrichtung des Unternehmens notwendig. Im Zuge dessen begann das Unternehmen, sich stärker auf Produkte für Sportler und aktive Menschen zu konzentrieren. Im Zuge dessen wurde der Fokus auf Sportuhren und Smartwatches verlegt, die seit einigen Jahren auch über Uhrenfachgeschäfte und Juweliere vertrieben werden.[30]
Im Jahr 2018 brachte Garmin mit der App Connect IQ eine Anwendung auf den Markt, mit der Benutzer ihre Garmin-Produkte personalisieren können.[31] Im selben Jahr begann die Firma eine Zusammenarbeit mit dem University of Kansas Medical Center, um herauszufinden, wie die Wearables von Garmin effizienter die Herzdaten der Nutzer analysieren können.[32]
Im Februar 2019 gab Garmin die Übernahme der im Privatbesitz befindlichen niederländischen Firma Tacx bekannt.[33]
Im Jahr 2019 eröffnete das Unternehmen den ersten deutschen Flagship-Store in München.[33] Ebenfalls 2019 verstarb der Gründer des Unternehmens, Gary Burrell.[34] Die Übernahme des Unternehmens Firstbeat Analytics erfolgte ein Jahr später im Juli 2020.[35]
Am 23. Juli 2020 vermeldete Garmin einen Komplettausfall seiner Online-Systeme,[36] für den laut einer taiwanischen News-Seite ein Hackerangriff via Ransomware verantwortlich war.[37]
Der Gesamtumsatz von Garmin stieg im Jahr 2020 um 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr[38] und erreichte mit 4,19 Milliarden US-Dollar den höchsten bisherigen Umsatz. Der Ertrag steigerte sich ebenfalls um 11 Prozent auf 1,05 Milliarden US-Dollar.[39] Im Bereich Smartwatches generierte Garmin 2020 ein Umsatzplus von 17 Prozent. Im Jahr 2020 war Garmin laut eines Berichts in der Handelszeitung in Bezug auf die Umsatzentwicklung auf Platz 5 der Uhrenmarken weltweit.[40]
Im Januar 2021 gab Garmin die Übernahme der wesentlichen Vermögenswerte der texanischen Geos Worldwide Limited, die im Bereich Notfallüberwachungs- und Rettungsdienste tätig ist, und deren Tochtergesellschaften bekannt. Im Rahmen der Übernahme erfolgte die Umbenennung des bisherigen Koordinationszentrums von Geos Worldwide in „Garmin International Emergency Response Coordination Center“.[41] Im selben Jahr übernahm Garmin den sich bis zu diesem Zeitpunkt im Privatbesitz befindlichen US-amerikanischen Anbieter für Flugzeugleistungssoftware und Dienstleistungen AeroData Inc.[42] Ebenfalls 2021 eröffnete das Unternehmen eine Produktionsstätte in Breslau, Polen, an der Automobilelektronik hergestellt wird.[43]
Im zweiten Quartal 2022 stieg der Umsatz von Garmin um sechs Prozent auf 1,3 Milliarden US-Dollar, während sich der Gewinn um zwölf Prozent auf 288 Millionen US-Dollar erhöhte. In Europa nahmen die Erlöse im gleichen Zeitraum um elf Prozent auf 458 Millionen US-Dollar zu.[44]
Im Dezember 2022 begann Garmin am Standort in Würzburg mit dem Bau eines neuen europäischen Entwicklungszentrums, das im Jahr 2024 fertiggestellt werden soll.[45]
Im Jahr 2023 übernahm Garmin den US-Audiohersteller JL Audio.[44]
Anfang des Jahres 2024 brachte das Unternehmen das Blutdruckmessgerät Index BPM auf den Markt, mit dem der systolische und diastolische Blutdruck gemessen, Erinnerungen für die Blutdruckmessung eingerichtet werden sowie Gesundheitsstatistiken über ein OLED-Display angezeigt werden können.[12]
Während Garmin seine Geschäftstätigkeit ursprünglich mit Pkw-Navigationsgeräten begonnen hatte, verlagerte sich der Schwerpunkt des Unternehmens auf die Entwicklung von GPS-Sportuhren.[12]
Im Bereich Fitness produziert Garmin Fitnessuhren, GPS-Smartwatches, Indoor-Trainer, Fahrradcomputer[47] und Golf-Entfernungsmesser.[48] In der Sparte Outdoor werden GPS-Handgeräte, Produkte zur Satellitenkommunikation,[49] GPS-Multisportuhren[50] und Geräte zur Hundeortung angeboten.[38] Im Bereich Avionik hat die Firma portable GPS-Systeme,[51] Autopiloten, Wetterradare[52] Satellitensender, Navigationsgeräte und Apps für Flugzeugnavigationsgeräte,[53] während in der Sparte Marine Radargeräte, Echolot-Module, Kompasse,[54] Sonar und Fischfinder,[55] Bootskameras sowie Kartenplotter produziert werden.[56] Im Geschäftsfeld Automotive fertigt Garmin Dashcams, Navigationsgeräte und Rückfahrkameras[57] und entwickelt als Erstausrüster Produkte für Unternehmen aus der Automobilindustrie, u. a. für BMW.[58]
In Olathe im US-amerikanischen Kansas produziert Garmin eigene Avionik-Produkte. Die restlichen Geräte werden in eigenen Fertigungsstätten entwickelt und produziert, von denen sich vier Produktionsstätten in Taiwan befinden.[15]
2015–2022: Manufacturer of the Year Award durch die National Marine Electronics Association (NMEA)[59]
2015–2022: NMEA Award in den Kategorien Multifunktionsdisplay (MFD), Autopilot, Multimedia-Entertainment und mobile Anwendungen durch eine Vereinigung aus Klassenlehrern, Pädagogen, Universitätsprofessoren und Wissenschaftlern[60][59]
2018: Supplier of Excellence Award durch Airbus Helicopters in Anerkennung der Arbeit von Garmin an dem Hubschrauber UH-72 Lakota der US-Armee[61]
2018: North American Supplier of Excellence Award durch Airbus Helicopters Canada für die Sparte Avionik[62]
2019–2020: On-Time Delivery Award durch Airbus Helicopters für die Sparte Avionik[63]
2020: Collier Trophy für das Sicherheitssystem Autoland durch die National Aeronautic Association (NAA)[64]
2021: National Boating Industry Safety Award durch die Sea Tow Foundation in der Kategorie "Ausrüstung und Ausrüstungshersteller"[65]
2022: BMW Group Supplier Innovation Award in der Kategorie "Customer Experience" für die Sparte Automotive OEM durch die BMW AG für Einkauf und Lieferantennetzwerk[66][58]
↑Micah Maidenberg: Garmin maps out Magnificent Mile exit. In: Crain´s Chicago Business. Crain Communications, Inc., 3. September 2014, abgerufen am 29. Juli 2023 (englisch).
↑Wir wollen keine Diagnosen stellen, in: Tagesspiegel, 24. August 2020.
↑Michael Spehr: Garmins Fenix wird 10: Beeindruckende Geschichte der Sportuhren. In: FAZ.NET. 8. September 2022, ISSN0174-4909 (faz.net [abgerufen am 3. August 2023]).
↑"Smartes E-Bike", in: Bike Bild, 29. Juni 2018, abgerufen am 1. August 2023.
↑"Garmin, Actigraph Partner Up To Make Wearables Health Metrics More Useful", in: Pharma & Healthcare Monitor Worldwide, 17. Dezember 2018, abgerufen am 1. August 2023.
↑Garmin Store Wien. In: Bikeboard. 30. April 2024, abgerufen am 27. Mai 2024.
↑Garmin Deutschland GmbH, Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 1. Januar 2021 zum 31. Dezember 2021, veröffentlicht im Bundesanzeiger.
↑Wolfgang Scheffler: "Wie weit ist es bis zum Grün: Die Garmin Approach S1 liefert genaue Werte", in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. Januar 2012. Abgerufen am 30. Juli 2023.
↑Benedikt Fuest: "Spielzeug", in: Welt am Sonntag, 5. Februar 2017, abgerufen am 1. August 2023.
↑Fitness- und Outdoor-Watch, in: Dolomiten, 2. Februar 2022.
↑Hannes Rügheimer: "Sie haben das Ziel erreicht!", in: Stuttgarter Nachrichten, 26. Mai 2018, abgerufen am 1. August 2023.
↑"Zwillingspaar mit zwölf Zylindern sucht Zukunft", in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. November 2022, abgerufen am 1. August 2023.
↑"Bei diesen Geräten ist die Satelliten-Technik des iPhones längst Standard", in: Welt Online, 9. September 2022, abgerufen am 1. August 2023.
↑Stefan Mey: "Ans Ziel finden", in: Wirtschaftsblatt, 13. April 2012, abgerufen am 1. August 2023.
↑About NMEA. In: National Marine Educators Association: Making known the world of water. National Marine Educators Association, 2023, abgerufen am 30. Juli 2023 (englisch).