Gesellschaft zu Fraumünster | |
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Rechtsform | Verein |
Gründung | 1989 |
Sitz | Zürich Schweiz |
Zweck | Vertreterin der Frauen |
Vorsitz | Margrit Huser, Hohe Fraumünster-Frau Barbara Heer Hediger, Statthalterin |
Mitglieder | 81, Stand 2024 |
Website | Gesellschaft zu Fraumünster |
Die Gesellschaft zu Fraumünster ist eine Organisation in der Schweizer Stadt Zürich. Sie bezieht sich historisch auf die Zürcher Fraumünster-Abtei und betrachtet sich als Vertreterin der Frauen, dies in Ergänzung zu den Zünften Zürichs, wo allein Männer Mitglied sein können. Sie setzt sich für die adäquate Wahrung der Rolle der Frau in der Geschichte der Stadt Zürich ein, organisiert kulturelle Anlässe und nimmt Ehrungen vor. Analog zur Gesellschaft zur Constaffel bezeichnet sie sich nicht als Zunft.
Das Wappen der Gesellschaft zu Fraumünster zeigt einen weissen Hirsch auf blauem Grund mit drei gelben Lichtern im Geweih und nimmt damit Bezug auf die Gründungslegende und Tradition des Fraumünsters.
Das Kloster Fraumünster wurde am 21. Juli 853 von Ludwig dem Deutschen gegründet, einem Enkel Karls des Grossen, indem er ein kleines Kloster an seine älteste Tochter Hildegard überschrieb. Vor allem Frauen aus dem Hochadel wurden gegen Zahlung einer Mitgift ins Kloster aufgenommen, wo sie zwar nach der benediktinischen Ordensregel lebten, aber das Recht zum freiwilligen Austritt und zur Heirat behielten. Die Äbtissinnen der Fraumünsterabtei waren Reichsfürstinnen und galten als De-facto-Stadtherrinnen von Zürich.[1] Sie übten alle wichtigen Hoheitsrechte aus und prägten Zürich in kultureller, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht.
Im als «Constaffelbrief» bekannten Ratsbeschluss vom 6. Dezember 1490 wurde bestimmt, dass – ursprünglich aus wohlhabenden und adligen Familien stammende Männer und zeitweise auch Frauen – «Leute», die in Zürich nicht zünftisch organisiert waren, «Constaffel heissen und seyn sollen», d. h. der Gesellschaft zur Constaffel eingegliedert wurden. 1752 überraschten die Witwen von zwei Steinmetzen in Zürich die von Männern dominierten Handwerkszünfte, als sie beim Neubau des Zunfthauses zur Meisen eine günstigere Offerte als ihre männlichen Kollegen einreichten und den Auftrag zum Bau des 1757 fertiggestellten Gebäudes erhielten. Bis zur Aufhebung der Zünfte im Jahr 1798 war die gesamte Bürgerschaft – Frauen und Männer – in die Constaffel und zwölf Zünfte eingeteilt, und der grösste Teil des gesellschaftlichen Lebens von Zürich spielte sich in den Zunfthäusern ab. Frauen waren davon zwar grundsätzlich nicht ausgeschlossen, aber sie verkehrten im Laufe der Zeit immer weniger in den Zunfthäusern,[2] und mit der Neukonstituierung der Zünfte im beginnenden 20. Jahrhundert als mehrheitlich Traditionsvereine waren Frauen von den Zunftaktivitäten ausgeschlossen.
Die Gesellschaft zu Fraumünster wurde 1989 gegründet. Sie ist konfessionell und politisch neutral und bezeichnet sich, vergleichbar mit der Gesellschaft zur Constaffel, nicht als Zunft. Historisch bezieht sie sich auf die Zürcher Fraumünster-Abtei. Die Traditionen der 1524 aufgehobenen Abtei will sie der Öffentlichkeit nahebringen und das Andenken an die Äbtissinnen und an weitere historische Frauen-Persönlichkeiten von Zürich pflegen. 73 Fraumünster-Frauen und 8 Oblatinnen gehören ihr – Stand 2024 – an. Einmal im Monat treffen sich die Fraumünster-Frauen in ihrem Gesellschaftslokal im Hotel Baur au Lac.
Seit dem Jahr 1989 ist die Gesellschaft zu Fraumünster im gesellschaftlichen Leben von Zürich aktiv. Sie hat sich zur Aufgabe gemacht, Frauen zu ehren, die sich für Frauen und für die Gesellschaft besonders verdient gemacht haben. Die öffentlichen Ehrungen finden am Morgen des Sechseläutens statt, zumeist mit dem Anbringen einer Gedenktafel am ehemaligen Wohn- oder Wirkungsort der geehrten Frau. Bis anhin sind dies:
Seit 2007 gibt die Gesellschaft zu Fraumünster ein Neujahrsblatt heraus, das der im Vorjahr anlässlich des Sechseläutens geehrten Frau gewidmet ist.
Nebst Veranstaltungen und Medienpräsenz hat die Gesellschaft zu Fraumünster in Zusammenarbeit unter anderem mit der Stadtarchäologie mit dem Mittelalter Spectaculum auf dem Münsterhof im Mai 2011 der Stadt Zürich Geschichte zum Erleben nähergebracht. Das mittelalterliche Alltagsleben, Handwerk, Feste und Festlichkeiten mit Gauklern, Tanzgruppen und weiteren Künstlern werden präsentiert. Dieses Spektakulum führt die Gesellschaft zu Fraumünster im Dreijahres-Rhythmus durch. Infolge Corona wird das nächste Spectakulum erst wieder im Jahr 2026 stattfinden.
2011 erhielt die Gesellschaft zu Fraumünster von den Stadtzürchern Männerzünften erstmals das Gastrecht am „Zug der Zünfte“ anlässlich des Sechseläutens.[3] Obwohl die Fraumünstergesellschaft auf eine Jahrhunderte ältere Geschichte als die 1336 gegründeten Zünfte in Zürich zurückblicken darf, soll sie in Zukunft, gemäss Beschluss des Zentralkomitees der Zünfte im September 2011, weiterhin vom traditionellen Frühlingsfest in der Stadt Zürich ausgeschlossen bleiben.[4] Gegen diesen Entscheid wurde bei der Stadt Zürich interveniert: Stadtpräsidentin Corine Mauch empfindet diesen Entscheid etwas aus der Zeit gefallen, und der emeritierte Vereinsrechtsprofessor Hans Michael Riemer hält den Ausschluss der Frauen für rechtlich nicht begründbar, da die Schweizer Verfassung das Gleichbehandlungsgebot für Frauen und Männer garantiert.[5] Weil die Stadt Zürich den Zünften eine unbefristete Rahmenbewilligung für das Sechseläuten erteilt hat, prüft das Präsidialdepartement der Stadt Zürich, «ob es rechtliche Grundlagen gibt, der Fraumünster-Gesellschaft im Rahmen dieser Bewilligung eine möglichst gleichberechtigte Teilnahme am Sechseläuten zu ermöglichen».[6]
Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf begleitete als Ehrengast den Umzug der Gesellschaft zu Fraumünster am Sechseläuten 2012, der wie der Umzug im darauf folgenden Jahr eine Stunde vor Beginn des Sechseläuten-Umzugs der Stadtzürcher Zünfte erfolgen musste. Das Musikkorps der Frauenzunft begleitete den Umzug, flankiert von der Ehrengarde des Grossen, Allmächtigen und Unüberwindlichen Rats von Zug. Erstmals 2013 wehte die Fahne der Fraumünstergesellschaft zusammen mit den Fahnen der Zünften am Sechseläutenplatz.
Für den Umzug 2013 erfolgten Auflagen: So musste beispielsweise eine Demonstrationsbewilligung eingeholt werden.[7]
2014 marschierte die Gesellschaft zu Fraumünster erstmals in corpore als Gäste der Gesellschaft zur Constaffel mit. Gemäss einer Vereinbarung («Verkommnis»), die «der Constaffelherr, die Zunftmeister der Zünfte der Stadt Zürich und die Hohe Fraumünster-Frau» geschlossen haben, nahm die Gesellschaft zu Fraumünster einstweilen bis 2022 als Dauergast der Gesellschaft zur Constaffel am Sechseläutenumzug teil. Als Gegenleistung stellte die Gesellschaft zu Fraumünster bis 2022 kein Gesuch um Aufnahme in das Zentralkomitee der Zünfte Zürichs und beteiligte sich am Sechseläuten nicht am nächtlichen Auszug der Zünfte.[8] Bereits 2016 wurde die Vereinbarung zwischen der Gesellschaft zu Fraumünster und der Gesellschaft zur Constaffel bis 2030 verlängert und soll anschliessend jeweils stillschweigend ausgedehnt werden.[9]