Nachdem er zunächst eine Anzahl Messen, Oratorien, Psalmen und andere Werke geschrieben hatte, versuchte er sich in der dramatischen Komposition. 1763 wurde am Konservatorium sein „dramatisches Intermezzo“ aufgeführt, das seine Begabung für die Opera buffa enthüllte. Schnell nahmen sich nun die Theater seiner an: Drei Opern wurden in Parma aufgeführt, zwei in Bologna; weitere in Florenz, Modena und Rom folgten. Er wurde jedoch erst dann zu den ersten Komponisten Italiens gezählt, als er 1767 mit L'idolo Cinese auch in Neapel Erfolg hatte (wo bis dahin Niccolò Piccinni tonangebend war). Er begann eine so fruchtbare Tätigkeit als Opernkomponist zu entfalten, dass er in wenigen Jahren außer Domenico Cimarosa keinen Konkurrenten in Europa hatte.
Seine Rückreise von Petersburg nach Italien unterbrach Paisiello in Wien und traf sich im Jahr 1784 zum zweiten Mal mit Mozart. In Italien ließ sich Paisiello in Neapel nieder und leitete die Hofkapelle König Ferdinands IV.[2] Bei Ausbruch der Revolution 1799 wusste er sich mit der republikanischen Regierung gut zu stellen und behielt seinen Kapellmeisterposten als Direktor der Nationalmusik. Er fiel dadurch aber beim König in Ungnade und musste nach dessen Rückkehr zwei Jahre warten, bis er wieder in Gnaden aufgenommen wurde. 1802 folgte er einer Aufforderung Napoleons,[2] der ihn schon fünf Jahre zuvor für eine Trauerkantate zur Gedächtnisfeier des Generals Hoche ausgezeichnet hatte, zur Organisierung und Leitung seiner Kapelle nach Paris überzusiedeln. Dort wurde er von Napoleon so zuvorkommend behandelt, dass seine Anwesenheit bei manchen Musikern, beispielsweise bei Luigi Cherubini,[2] auf Ungunst und Widerwillen stieß.
Da seine Opern wenig Anklang fanden, wandte er sich ein Jahr später, nachdem er viele Kirchenmusiken für die Kapelle des Ersten Konsuls geschrieben hatte, wieder nach Neapel. Dort konnte er seine alte Stelle als Direktor des nach französischem Muster an Stelle der früheren Musikschulen eingerichteten Konservatoriums und der königlichen Kapelle wieder einnehmen, die er auch unter Joseph Bonaparte und Joachim Murat behielt. 1809 wurde Paisiello als auswärtiges Mitglied in die Académie des Beaux-Arts aufgenommen. Die Restauration der Bourbonenherrschaft im Jahre 1815 (siehe auch Wiener Kongress) brachte ihn um seine Stellung und die lukrativen Nebeneinkünfte; am 5. Juni 1816 starb er verschuldet[2] und in dürftigen Verhältnissen.
Sein Grabdenkmal von Angelo Viva befindet sich in der Kirche Santa Maria Donnalbina in Neapel.
Paisiello hat über 100 Opern geschrieben, ein Passionsoratorium, ein Weihnachtspastorale, zwei Requien, drei große Orchestermessen, etwa 30 kleinere vierstimmige Messen und ein doppelchöriges Te Deum. Daneben schuf er etliche Werke der Instrumentalmusik: zwölf Sinfonien, acht Klavierkonzerte, ein Harfenkonzert, zwölf Klavierquartette, sechs Streichquartette, und eine Sonate für Harfe.
Von seinen Opern, die sich durch den Melodienzauber und die dramatische Schlagkraft der neapolitanischen Schule auszeichnen, haben sich am längsten auf den Spielplänen gehalten:
Il barbiere di Siviglia (dt. Der Barbier von Sevilla) (Uraufführung 1782 in St. Petersburg), welche unter anderem in Rom so beliebt war, dass es als ein waghalsiges Unterfangen angesehen wurde, als im Jahr 1816 Rossini denselben Stoff neu vertonen wollte.
Il re Teodoro in Venezia (dt. König Theodor in Venedig); Uraufführung 1784 in Wien.
La molinara (dt. Die Müllerin); Uraufführung 1788 in Neapel
La modista raggiratrice (Herbst 1787 Neapel, Teatro dei Fiorentini) [La scuffiara amante, o sia Il maestro di scuola napolitano; La scuffiara raggiratrice]
Giunone Lucina (8. September 1787 Neapel, Teatro San Carlo)
Fedra (1. Januar 1788 Neapel, Teatro San Carlo)
L’amor contrastato (Karneval 1789 Neapel, Teatro dei Fiorentini) La molinara
Alfred Baumgartner: Propyläen Welt der Musik – Die Komponisten – Ein Lexikon in fünf Bänden. Band4. Propyläen Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-549-07830-7, S.234–235.
Nicoleta Paraschivescu: Die Partimenti Giovanni Paisiellos. Wege zu einem praxisbezogenen Verständnis. Schwabe, Basel 2019, ISBN 978-3-7965-3724-0. (= Schola Cantorum Basiliensis, Scripta, 6.)
↑ abcdefghClive Unger-Hamilton, Neil Fairbairn, Derek Walters; deutsche Bearbeitung: Christian Barth, Holger Fliessbach, Horst Leuchtmann, et al.: Die Musik – 1000 Jahre illustrierte Musikgeschichte. Unipart-Verlag, Stuttgart 1983, ISBN 3-8122-0132-1, S.94.