Groß-Aserbaidschan oder Großaserbaidschan (aserbaidschanisch بوتوی آذربایکان Bütöv Azərbaycan, deutsch ‚Gesamt-Aserbaidschan‘) ist ein ultranationalistisch-rechtsextremes Konzept zur Vereinigung der von Aserbaidschanern bewohnten Gebiete der Nachbarstaaten mit der Republik Aserbaidschan. Die irredentistische Idee reicht von der Eroberung der Republik Arzach in Bergkarabach über die Einverleibung der von Aseris bewohnten Gebiete des Iran und der Nachbarstaaten bis zur Eroberung Armeniens (das als West-Aserbaidschan bezeichnet wird) und der Beseitigung dessen als Staat.
Die Idee eines Groß-Aserbaidschans wurde 1991 von Piruz Dilantschi, einem aserbaidschanischen Separatisten im Iran, formuliert und 1992 von dem damaligen aserbaidschanischen Präsidenten Abulfas Eltschibey vorgeschlagen. 1991 gründete Dilantschi die nationalistische Organisation SANLM, 1997 gründete Eltschibey die ebenfalls nationalistische Organisation Bütöv Azərbaycan Birliyi. Er schlug vor, dass Aserbaidschan das Recht habe, es im Rahmen eines vorgeschlagenen Regierungssystems namens „Vereinigte Aserbaidschanische Länder“ (Birləşmiş Azərbaycan Yurdları) zu regieren. Er lehnte die Idee eines separaten und unabhängigen Südaserbaidschans (Aserbaidschanische Gebiete im Iran) ab.[1]
Der Begriff Groß-Aserbaidschan bzw. Gesamtaserbaidschan wurde in politischen Initiativen wie der SANLM, der aserbaidschanischen Separatistenbewegung im Iran,[2] und der Partei für die Volksfront Aserbaidschans[3] fortgesetzt.
Aufgrund steigender aserbaidschanisch-nationalistischer Stimmen im Iran ist das iranische Regime besorgt, dass sich die bis zu 20 Millionen iranischen Aserbaidschaner vom Iran abspalten wollen. Iran verhält sich im Bergkarabachkonflikt neutral und hat auch 2020 seine Vermittlung angeboten. Von aserbaidschanischer und türkischer Seite wird Iran teilweise mit Misstrauen betrachtet, und manche dortige Akademiker sehen im Iran einen Unterstützer Armeniens.[4]
Obwohl die Grenzen eines Groß-Aserbaidschans nicht streng definiert sind, stellen einige Befürworter dar, dass es die unten stehenden Regionen umfassen soll. In den Regionen machen entweder Aserbaidschaner die ethnische Mehrheit aus oder die Gebiete gehörten historisch einmal zu Aserbaidschan.[3]