Guy Gilles (bürgerlich Guy Émile Chiche; * 25. August 1938 in Algier, Französisch-Algerien; † 3. Februar 1996 in Paris)[1] war ein französischer Filmregisseur, Drehbuchautor und Kameramann. Er wird dem erweiterten Umkreis der Nouvelle Vague zugerechnet und gilt als Pionier des queeren Kinos.[2]
Gilles stammt aus einer Familie algerischer Juden, die bereits vor der französischen Eroberung in Algerien lebten und 1870 durch das Décret Crémieux die französische Staatsbürgerschaft erhielten.[2]
Er schuf seine ersten Kurzfilme ab 1958. Sein erster Langfilm war L’amour à la mer (deutsch „Liebe am Meer“), eine sommerliche Liebesgeschichte zwischen einer Pariserin und einem Matrosen, die von der Jugendjury auf dem Locarno Film Festival 1965 lobend erwähnt wurde. Während der Dreharbeiten lernte er Patrick Jouané kennen[2], den Gilles in der Folgezeit mehrfach in seinen Filmen einsetzte und der auch fast ausschließlich in Filmen von Guy Gilles mitspielte.
Nach mehreren Kurz- und Dokumentarfilmen folgte 1968 Au Pan Coupé (deutsch etwa „Im Café an der Ecke“) über die Liebe einer jungen Frau und eines jungen Mannes, der seine Kindheit in einer Erziehungsanstalt verbracht hat. Sein nächster Spielfilm war Le clair de terre (1970) über einen jungen Franzosen, der aufbricht, um seinen Geburtsort in Tunesien zu besuchen, den er mit sechs Jahren verließ. In den 1970er Jahren hatte er eine Beziehung mit Jeanne Moreau. 1973 gewann er für Absences répétées über einen jungen Mann, der in die Drogenabhängigkeit gerät, den Prix Jean Vigo. Es folgten Le jardin qui bascule sowie einige Kurz- und Dokumentarfilme, darunter einer über Jean Genet (Saint, martyr et poète). Bei einem Angriff von Rechtsextremisten auf das schwule Filmfestival Écrans roses, nuits bleues (Leitung: Lionel Soukaz), bei dem dieser Film seine Premiere hatte, wurde Gilles am Kopf verletzt.[2]
In den 1980er Jahren schuf er Le crime d’amour und Nuit docile, die beide auf dem Filmfestival von Cannes liefen, sowie den abendfüllenden Fernsehfilm Un garçon de France. Sein letzter Film war der auf Italienisch gedrehte Nefertiti, figlia del sole (deutsch „Nofretete, Tochter der Sonne“, 1995), ein Historienfilm über Nofretete. Gilles starb 1996 im Alter von 57 Jahren in Paris an AIDS.[2]
Gilles, der offen bisexuell war, bezieht dieses Thema subtil in seinen Filmen ein. Seine Filme sind allerdings nicht Teil des schwulen militanten Kinos der 1970er Jahre, mit einigen dessen Protagonisten er jedoch persönlich bekannt war.[2]
Personendaten | |
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NAME | Gilles, Guy |
ALTERNATIVNAMEN | Chiche, Guy (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Filmregisseur, Drehbuchautor und Kameramann |
GEBURTSDATUM | 25. August 1938 |
GEBURTSORT | Algier, Französisch-Algerien |
STERBEDATUM | 3. Februar 1996 |
STERBEORT | Paris |