Günter Behnisch wuchs zunächst in Lockwitz, seit 1930 Stadtteil von Dresden, auf. Sein Vater Johannes (1892–1978) war in Lockwitz Volksschullehrer und Mitglied des Gemeinderates. Seine Mutter war die aus Bad Elster stammende Martha Schwarze.[1] 1934 zog seine Familie mit ihm als Zwölfjährigem nach Chemnitz. 1939 meldete Behnisch sich im Alter von 17 Jahren freiwillig als Offiziersanwärter zur Kriegsmarine. Er durchlief die Grund- und Bordausbildung und diente während des Zweiten Weltkriegs auf U-Booten. Am 4. Oktober 1944 wurde er Kommandant des neu in Dienst gestellten U-Boots U 2337. Von Mai 1945 bis Februar 1947 war er in britischer Kriegsgefangenschaft.[2]
Ab Herbst 1947 bis 1951 studierte er an der Technischen Hochschule StuttgartArchitektur. Anschließend arbeitete er von 1951 bis 1952 im Architekturbüro von Rolf Gutbrod in Stuttgart. 1952 gründete Behnisch in Stuttgart sein eigenes Büro, das er bis 1956 mit Bruno Lambart betrieb. 1966 wurde die Architektengruppe Behnisch & Partner gegründet, die Behnisch unter wechselnden Namen jeweils mit einem oder mehreren Partnern führte. Das Büro wurde 2005 aufgelöst.[3] 1989 gründete sein Sohn Stefan Behnisch ein Zweigbüro in Stuttgart, das 1991 eigenständig wurde und inzwischen unter dem Namen Behnisch Architekten weltweit agiert. Von 1967 bis 1987 war Günter Behnisch ordentlicher Professor für Entwerfen, Industriebau und Baugestaltung an der Technischen Universität Darmstadt sowie gleichzeitig Direktor des dortigen Instituts für Normgebung.
1982 wurde Behnisch Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und 1984 zum Ehrendoktor der Universität Stuttgart ernannt. 1996 wurde er zum Gründungsmitglied der Sächsischen Akademie der Künste berufen, deren Klasse Baukunst er bis 2000 leitete.
Günter Behnisch war verheiratet und hatte zwei Töchter und einen Sohn. Er starb am 12. Juli 2010 nach langer Krankheit im Alter von 88 Jahren in Stuttgart.
Günter Behnisch galt als einer der wichtigsten Vertreter der modernen Architektur in Deutschland und als „Verfechter des demokratischen Bauens ohne jede Status- und Machtsymbolik“. Behnisch wurde als „Baumeister der Demokratie“ bezeichnet. Ein Frühwerk ist das denkmalgeschützte Hohenstaufen-Gymnasium in Göppingen (1959).[5]
Die von ihm geschaffenen Gebäude, bei denen er „Freiheit in gläsern-luftige Formen“ brachte, prägten das Bild der Bundesrepublik Deutschland in der Welt. Hierzu trug insbesondere das von der Architektengruppe Olympiapark im Büro Behnisch & Partner anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1972 von 1967 bis 1972 erstellte Olympiagelände in München bei, wo das von Frei Otto für die Weltausstellung 1967 in Montreal konzipierte „schwebende Dach“ weiterentwickelt wurde. Bekannt wurde das Büro auch mit dem Auftrag des 1992 fertiggestellten neuen Plenarsaal des Deutschen Bundestags in Bonn (heute Teil des Bonner Bundeshauses). Für das gemeinsam mit Frei Otto entwickelte Münchener Olympiastadion wurde Behnisch weltberühmt.[6][7]
„Behnisch wollte die Gesellschaft mit seiner Architektur nicht erziehen. Aber Günter Behnisch hat versucht, seinem Bau einen Zukunftsaspekt mitzugeben. Er hat einen Hoffnungsschimmer eingebaut, der nicht nur die Realität reproduziert, sondern der in die Zukunft weist.“
– Elisabeth Spieker: In: Laura Weissmüller: Gebaute Freundlichkeiten. Süddeutsche Zeitung Nr. 173, 29. Juli 2022, S. 12.
Günter Behnisch, Architekt. Dokumentation und Gespräch, Deutschland, 2001, 28 Min., Moderation: Markus Brock, Regie: Stefan Bub, Produktion: SWR, Reihe: Treffpunkt bei …, Film-Daten von ARD und Daten der SLUB.
Die Schönheit der Transparenz – der Architekt Günter Behnisch. Dokumentarfilm, Deutschland, 1996, Min., Buch und Regie: Joachim Haupt und Sabine Pollmeier, Produktion: Parnass Film.
Architekten Behnisch & Partner. Arbeiten aus den Jahren 1952–1987. Architetti Behnisch & Partner. Lavori degli anni 1952–1987. Goethe-Institute Rom, Mailand, Neapel, Palermo, Triest, 1987 / Kuration: Sibylle Käppel.
Günter Behnisch. Aedes West, Berlin, 21. Juni bis 25. August 2002 / Kuration: Frank Ockert und Carola Franke-Höltzermann.
Günter Behnisch 100. 27. Juli bis 3. Oktober 2022 / Königstr. 1C 70173 Stuttgart / Kuration: Petra Behnisch (Behnisch Architekten), Mechthild Ebert (saai), Senay Memet (saai), Dr.-Ing. Elisabeth Spieker (Behnisch Architekten).[8]
Architekten Behnisch & Partner. Arbeiten aus den Jahren 1952–1987. Architetti Behnisch & Partner. Lavori degli anni 1952–1987. Katalog anlässlich der Ausstellung in den Goethe-Instituten Rom, Mailand, Neapel, Palermo, Triest. Katalogbearbeitung und Redaktion: Christian Kandzia. Edition Cantz, Stuttgart 1987, ISBN 3-922608-52-3.
Jana Bille, Beate Ritter (Hrsg.): Günter Behnisch zum 75. Geburtstag. Eine Festschrift. (anlässlich der Ausstellung „Günter Behnisch: Architekturmodelle“ vom 15. November 1997 bis 18. Januar 1998, Städtische Kunstsammlungen Chemnitz) Chemnitz 1997, ISBN 3-930116-09-X.
Peter Blundell Jones: Günter Behnisch. (übersetzt von Nora von Mühlendahl) Birkhäuser, Basel / Berlin / Boston 2000, ISBN 3-7643-6046-1.
Günter Behnisch, Stefan Behnisch, Günther Schaller: Behnisch, Behnisch & Partner. Bauten und Entwürfe. Birkhäuser, Basel / Berlin / Boston 2003, ISBN 3-7643-6931-0.
Kristin Feireiss und Hans-Jürgen Commerell (Hrsg.): Günter Behnisch. Katalog zur Ausstellung bei Aedes West. Aedes, Berlin 2002.
Jörg H. Damm (Hrsg.), Oliver Zybok u. a.: Kurskorrektur. Architektur und Wandel in Bonn. Hatje Cantz, Ostfildern-Ruit 2002, ISBN 3-7757-1269-0.
Berlin – Pariser Platz: Neubau der Akademie der Künste, Werner Durth, Günter Behnisch, herausgegeben von der Akademie der Künste. (Übersetzt ins Englische von Lucinda Rennison, übersetzt aus dem Ungarischen von Hans-Henning Paetzke). Jovis, Berlin 2005, ISBN 978-3-936314-36-6.
Folkhard Cremer: Vollmontage-Schulen im Dienste der offenen Gesellschaft. Die Schulbauten des Büros Günter Behnisch aus den 1960er Jahren. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 40. Jahrgang 2011, Heft 3, S. 143–149 (PDF).