Hebe de Bonafini

Hebe de Bonafini (2015)

Hebe Pastor de Bonafini (* 4. Dezember 1928 in La Plata; † 20. November 2022 ebenda[1]) war eine der Gründerinnen und ab 1979 Präsidentin der argentinischen Menschenrechtsorganisation Madres de Plaza de Mayo („Mütter des Platzes der Mairevolution“), in der sich Frauen organisieren, deren Kinder unter der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 unter zunächst ungeklärten Umständen „verschwanden“ (Desaparecidos).

Leben und Wirken

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In den 1970er Jahren war Bonafini Hausfrau und Mutter. Nachdem zwei ihrer Söhne und ihre Schwiegertochter der Praxis des Verschwindenlassens der argentinischen Militärdiktatur zum Opfer gefallen waren,[2] begann sie, gemeinsam mit anderen Müttern verschwundener Kinder auf der Plaza de Mayo vor dem Präsidentenpalast zu protestieren. Ab 1979 war sie Präsidentin der „Madres de Plaza de Mayo“, die bis heute jeden Donnerstag protestieren.

Im Zuge ihres langjährigen Aktivismus konnte sie das Schicksal ihrer Kinder aufklären: Ihr älterer Sohn wurde gefoltert und ermordet, der jüngere starb im Konzentrationslager „La Cacha“ und die Schwiegertochter wurde erschossen. Die Täter wurden angezeigt; Bonafini erklärte, dass sie ihnen nie verzeihen werde.[2]

Auch aufgrund von Bonafinis Führungsstil spaltete sich die Organisation „Madres de Plaza de Mayo“ 1986[3] in die Línea Fundadora (sinngemäß übersetzt: „in der Tradition der Gründerinnen“) und die in der Öffentlichkeit bekanntere, von Bonafini geführte Asociación Madres de Plaza de Mayo.[4] Ulrich Brand schreibt:

„Die Madres der Asociación haben ein politischeres Verständnis von Geschichte, während die Gründerinnenlinie sich eher als ‚klassische‘ Menschenrechtsgruppe versteht und ihre legitimen Rechte einklagt. Die Mütter der Asociación kämpfen nicht nur gegen das Vergessen, sondern gegen einen gesellschaftlichen Zustand, der das Vergessen zuläßt.“[4]

Bonafini war eine Vertraute der argentinischen Präsidenten Néstor Kirchner (2003–2007) und Cristina Fernández de Kirchner (2007–2015). Unter deren Präsidentschaften wuchs der Einfluss der von Bonafini geführten Organisation stark an.

Am 20. November 2022 verstarb Bonafini in einem Krankenhaus in La Plata. Der argentinische Präsident Alberto Fernández ordnete daraufhin eine dreitägige Staatstrauer an.[5]

Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 sorgte Bonafini für Aufsehen, indem sie ihre Freude über den Anschlag ausdrückte und ihn als gerechtfertigte Rache verteidigte.[6][7] Sie verteidigte zudem die kubanische Diktatur, die baskische Untergrundorganisation ETA und die kolumbianischen Guerilla FARC.[8]

Nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. im Jahr 2005 sagte Bonafini, er werde aufgrund seiner vielen Sünden in die Hölle kommen.[9]

Bonafini wurde wegen Unregelmäßigkeiten bei der Finanzierung des Baus von Sozialwohnungen durch ein Programm der „Madres de Plaza de Mayo“ angeklagt; bei dem Projekt sollen Millionen unterschlagen worden sein.[10] Bei einem der wöchentlichen Proteste auf der Plaza de Mayo stellten sich zehntausende Anhänger vor Bonafini, woraufhin ein Haftbefehl gegen sie 2016 fallengelassen wurde.[11]

Commons: Hebe de Bonafini – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Murió Hebe de Bonafini. In: infobae.com. 20. November 2022, abgerufen am 20. November 2022 (spanisch).
  2. a b Sandro Benini: Interview; „Ich wäre lieber Hausfrau geblieben“. In: Der Tagesspiegel. 10. August 2007, abgerufen am 23. November 2022.
  3. Jürgen Vogt: Anklage gegen Hebe de Bonafini: Im Alter selbstherrlich. In: taz.de. 17. Mai 2017, abgerufen am 23. November 2022.
  4. a b Ulrich Brand: Zwischen Unnachgiebigkeit und Selbstisolierung. In: Lateinamerika Nachrichten. April 1997, abgerufen am 23. November 2022.
  5. Tobias Käufer: Hebe de Bonafini, „Mutter der Plaza de Mayo“, ist gestorben. In: domradio.de. 21. November 2022, abgerufen am 23. November 2022.
  6. Las frases más polémicas de Bonafini – Infobae.com. 14. Juni 2011, archiviert vom Original; abgerufen am 23. November 2022 (spanisch).
  7. Anne Herrberg: Widerstand mit weißem Kopftuch: Die Mütter der Plaza de Mayo. (pdf; 165 kB) In: SWR2-Sendung „Glauben“. 14. Mai 2017, S. 11, abgerufen am 24. November 2022.
  8. Tjerk Brühwiller: Hebe de Bonafini gestorben. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. November 2022, S. 4.
  9. Bonafini cargó duro contra las Abuelas, Juan Pablo II y Blumberg. In: Clarín.com. 13. April 2005, abgerufen am 23. November 2022 (spanisch).
  10. Sandra Weiss: Argentiniens Militärdiktatur: Die Mütter kämpfen. In: Tagesspiegel.de. 27. September 2011, abgerufen am 24. November 2022.
  11. Harald Neuber: Richter in Argentinien hebt Haftbefehl gegen 87-jährige Aktivistin Hebe de Bonafini auf. In: amerika21. 6. August 2016, abgerufen am 24. November 2022.
  12. Hebe de Bonafini recibirá el Doctorado Honoris Causa. In: eldiariocba.com.ar. 7. Juli 2011, archiviert vom Original am 28. September 2011; abgerufen am 24. November 2022 (spanisch).
  13. Condecoración a mujeres. In: El Mercurio (Ecuador). 20. Juni 2006, archiviert vom Original am 14. August 2011; abgerufen am 24. November 2022 (spanisch).
  14. Diversas personalidades celebraron el Doctorado Honoris Causa otorgado por la UNEY a Hebe de Bonafini. In: uney.edu.ve. Juni 2010, archiviert vom Original am 27. September 2011; abgerufen am 24. November 2022 (spanisch).
  15. La Presidenta anunció la creación del Ministerio de Seguridad, que estará a cargo de la Dra. Nilda Garré. In: casarosada.gov.ar. 10. Dezember 2010, archiviert vom Original am 30. Juni 2012; abgerufen am 24. November 2022 (spanisch).
  16. Hebe de Bonafini recibió el Premio Rodolfo Walsh. In: elargentino.com. 17. Juni 2011, archiviert vom Original am 20. September 2011; abgerufen am 24. November 2022 (spanisch).
  17. Las distinciones de nacional y los premios eter: El protagonismo del micrófono. In: Página/12. 28. August 2013, abgerufen am 4. Juni 2019 (spanisch).
  18. Hebe de Bonafini condecorada en Italia. In: argentina.ar. 12. März 2013, archiviert vom Original am 20. Dezember 2013; abgerufen am 24. November 2022.