Der Vater Philipp Jakob Hoffmann war Architekt und städtischer Bauinspektor, die Mutter Marianne Caroline (1776–1810) eine Tochter des Weinhändlers und Kunstsammlers Heinrich Lausberg.
1835 beriefen ihn die Behörden der Freien Stadt Frankfurt zum Arzt am Leichenschauhaus auf dem Friedhof in Sachsenhausen und er ließ sich als praktischer Arzt und Geburtshelfer in Sachsenhausen nieder. Von 1835 bis 1846 gehörte er der Armenklinik in der Meisengasse an. Diese 1834 von fünf Frankfurter Ärzten eingerichtete Poliklinik betreute mittellose Patienten in Frankfurt und den umliegenden Dörfern.
Von 1844 bis 1851 unterrichtete er Anatomie am Dr. Senckenbergischen Institut. Von 1851 bis zu seiner Pensionierung am 1. Juli 1888 war er Direktor der Anstalt für Irre und Epileptische in Frankfurt am Main, der städtischen Nervenheilanstalt. Er gilt als erster Vertreter der Jugendpsychiatrie. Auf sein Betreiben hin entstand 1859 bis 1864 ein moderner Neubau auf dem Affensteiner Feld im damals noch unbebauten nördlichen Westend.
1848 war er Abgeordneter im Frankfurter Vorparlament. In seinem Haushalt beherbergte er den Revolutionär Friedrich Hecker. Hoffmann selbst befürwortete eine konstitutionelle Monarchie unter preußischer Führung und gehörte zu den Erbkaiserlichen. In seinen satirischen Schriften Handbuch für Wühler oder kurzgefaßte Anleitung in wenigen Tagen ein Volksmann zu werden (1848) und Der Heulerspiegel (1849) wandte er sich entschieden gegen die Republikaner. 1866 befürwortete er die Annexion der Freien Stadt Frankfurt durch Preußen.
Seit 1842 veröffentlichte Hoffmann Gedichte und Theaterstücke unter verschiedenen Pseudonymen. Er bezeichnete sich selbst als Gelegenheitsversemacher. Weltweit bekannt wurde er durch sein von ihm selbst mit Bildern ausgestattetes KinderbuchDer Struwwelpeter, das er zu Weihnachten 1844 für seinen ältesten Sohn schrieb. Vermutlich 1858 erstellte Hoffmann eine neue Fassung mit veränderten Bildern; auf dieser basieren alle folgenden Ausgaben des Struwwelpeter.
1851 veröffentlichte er sein Weihnachtsmärchen König Nußknacker und der arme Reinhold. Die Erstausgabe war mit einer eigenhändigen Zeichnung des Autors illustriert, die den Frankfurter Weihnachtsmarkt zeigt.
Nach seiner Pensionierung schrieb er seine Lebenserinnerungen, die erst 1926 veröffentlicht wurden.
Als Student in Heidelberg war Hoffmann seit 1830 Mitglied, später Ehrenmitglied des Corps Alemannia.[3] 1836 trat er der FreimaurerlogeZur Einigkeit bei. Nach einigen Jahren verließ er sie, weil sie keine Juden aufnahm.[4]
1845 war er Mitbegründer eines ärztlichen Vereins und dichtete für gesellige Anlässe „Weinlieder für Ärzte“.[5]
Hoffmann heiratete am 5. März 1840 Therese Donner (1818–1911), eine Tochter des Frankfurter Hutfabrikanten Christoph Friedrich Donner. Daher nannte man ihn auch „Hoffmann-Donner“. Mit ihr hatte er drei Kinder: Carl Philipp (1841–1868), Antonie Caroline (1844–1914) und Eduard (1848–1920).
Nach ihm ist eine Straße in Frankfurt-Niederrad benannt, an der sich heute die Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Frankfurter Universitätsklinik befindet. Ihm sind zwei Museen gewidmet und mehrere Gedenktafeln an seinen ehemaligen Wohnsitzen in Frankfurt.
Im Himmel und auf der Erde. Herzliches und Scherzliches aus der Kinderwelt, Literarische Anstalt Rütten & Loening, Frankfurt am Main 1857. pdf zum Download
Allerseelen-Büchlein. Eine humoristische Friedhofs-Anthologie, Literarische Anstalt (J. Rütten), Frankfurt am Main 1858. Digitalisat
Der Badeort Salzloch, seine Jod-, Brom-, Eisen und salzhaltigen Schwefelquellen und die tanninsauren animalischen Luftbäder, nebst einer Apologie des Hasardspiels, Literarische Anstalt (Rütten & Löning), Frankfurt am Main 1860. Digitalisat
Ein Liederbuch für Naturforscher und Ärzte, 1867. Digitalisat
Auf heiteren Pfaden. Gesammelte Gedichte, Literarische Anstalt (Rütten & Löning), Frankfurt am Main 1873. Digitalisat der 2. Aufl.
Besuch bei Frau Sonne. Neue lustige Geschichten und drollige Bilder, Rütten & Löning, Frankfurt am Main 1924 (hg. v. Eduard und Walther Hessenberg)
Struwwelpeter-Hoffmann erzählt aus seinem Leben, Englert u. Schlosser, Frankfurt am Main 1926 (hrsg. v. Eduard Hessenberg)
Das Urmanuskript des Buches Drollige Geschichten und lustige Bilder, das den Struwwelpeter enthält, liegt im Germanischen Nationalmuseum (8° Hs 100921, 21 × 16,8 cm).
Heinrich Hoffmann: De phlegmasia alba. Dissertatio inauguralis quam consensu gratiosi medicorum ordinis Halensis eruditorum examini submittit Henricus Hoffmann. Heinrich Ludwig Brönner, Frankfurt am Main 1833 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Die Physiologie der Sinnes-Hallucinationen, Literarische Anstalt (J. Rütten), Frankfurt am Main 1851. Digitalisat
Beobachtungen und Erfahrungen über Seelenstörungen und Epilepsie in der Irrenanstalt zu Frankfurt, 1851–1858, 1859. Digitalisat
Heinrich Hoffmann: Über den für Irren-Anstalten notwendigen Bedarf an Wasser. In: Allgemeine Zeitschrift für Psychiatrie und psychisch-gerichtliche Medicin. Band17. August Hirschwald, Berlin 1860, S.139–148.
Heinrich Hoffmann: Anstalt für Irre und Epileptische. In: Alexander Spieß (Hrsg.): Frankfurt am Main in seinen hygienischen Verhältnissen und Einrichtungen. Festschrift zur Feier des 50jährigen Doktor-Jubiläums des Georg Varrentrapp. Frankfurt am Main 1881, S.330–340 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Seit 1977 gibt es in Frankfurt am Main das Heinrich-Hoffmann- und Struwwelpeter-Museum, das über das Leben und Wirken dieses Mannes und seinen Kinderbuchklassiker informiert.[8] Im September 2019 zog das Museum, nun unter dem Namen „Struwwelpeter-Museum“, in das Haus zum Esslinger in der Neuen Frankfurter Altstadt.[9]
Walter Sauer: Der Struwwelpeter und sein Schöpfer Dr. Heinrich Hoffmann. Bibliographie der Sekundärliteratur. Ed. Tintenfass, Neckarsteinach 2003, ISBN 3-9808205-5-6.
Reiner Rühle: „Böse Kinder“. Kommentierte Bibliographie von Struwwelpetriaden und Max-und-Moritziaden mit biographischen Daten zu Verfassern und Illustratoren. Wenner, Osnabrück 1999.
Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 2: F–H. Winter, Heidelberg 1999, ISBN 3-8253-0809-X, S. 364–365.
Heinrich Hoffmann – Leben und Werk in Texten und Bildern, hrsg. von Gerhard H. Herzog. Insel, Frankfurt am Main [u. a.] 1995, ISBN 3-458-16736-6.
Roland Hoede, Thomas Bauer: Heinrich Hoffmann. Ein Leben zwischen Wahn … und Witz. Kramer, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-7829-0450-8.
Ulrich Wiedmann: Heinrich Hoffmann – Ein schwer geprüfter Mann. Die Examina des "Struwwelpeter"-Autors nebst einigen Abschweifungen. Königshausen & Neumann, Würzburg 1999.
Anita Eckstaedt: „Der Struwwelpeter“. Dichtung und Deutung. Eine psychoanalytische Studie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-518-40786-4
Struwwelpeter-Hoffmann gestern und heute, hrsg. v. Gerhard H. Herzog. Sinemis, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-921345-13-8
Reimar Klein: „Sieh einmal, hier steht er!“ Struwwelpeters beschädigte Kinderwelt. Insel, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-458-17247-5
Marie-Luise Könnecker: Dr. Heinrich Hoffmanns Struwwelpeter. Untersuchungen zur Entstehungs- und Funktionsgeschichte eines bürgerlichen Bilderbuches. Stuttgart 1977.
Günther Mahal: Doktor Faust und Struwwelpeter. Eine Suche nach haarigen Verbindungen. Windrose, Kieselbronn 1998, ISBN 3-9803612-9-2
„Wenn die Kinder artig sind…“. Zur Aktualität des Kinderbuchklassikers „Struwwelpeter“, hrsg. v. Ortrun Niethammer. Daedalus, Münster 2006, ISBN 3-89126-236-1
Ursula Peters: „Drollige Geschichten und lustige Bilder“, Heinrich Hoffmanns Urmanuskript des „Struwwelpeter“, In: monats anzeiger. Museen und Ausstellungen in Nürnberg, August 2003, S. 2–3;
Barbara Smith Chalou: Struwwelpeter, humor or horror? 160 years later. Lexington Books, Lanham, Md 2007, ISBN 0-7391-1664-9.
Ulrich Wiedmann: Zur Anamnese des Struwwelpeter. Ein neuer Versuch, die Herkunft des alten Kinderschrecks zu klären. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 13, 1995, S. 515–520.
↑Ulrich Wiedmann: Heinrich Hoffmann: ein schwer geprüfter Mann. Die Examina des ‚Struwwelpeter‘-Autors nebst einigen Abschweifungen. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 18, 1999, S. 375–387; hier: S. 375–381.
↑"Mein Vater war früher ein eifriger Bruder und selbst Meister vom Stuhl gewesen. Er war später aus mir nicht ganz klar gewordenen Misshelligkeiten ausgetreten. Als ich dann nach Halle ging, wo, wie ich erfuhr, die dortige Loge der Sammelpunkt der Gebildeten geworden war, frug ich ihn, ob ich gleichfalls in die Loge eintreten solle; er aber wies dies ab mit dem Bemerken: die Freimaurerei sei ein leeres Nest, in welches vielleicht ein verderblicher Kuckuck sein Ei legen könne. Jetzt aber, nach seinem Tode, erfuhr ich, dass er im Laufe jener Jahre von der Loge eine Unterstützung von 300 Gulden für mein Studium erhalten hatte.(...) da meinte ich, es sei eine Pflicht der Dankbarkeit, diesem Rufe zu folgen und ward Mitglied der Loge zur Einigkeit." Heinrich Hoffmann in seinen Lebenserinnerungen, herausgegeben von seinem Enkel Eduard Hessenberg 1926, S. 84 f.
↑Wegweiser zu den Grabstätten bekannter Persönlichkeiten auf Frankfurter Friedhöfen. Frankfurt am Main 1985, S. 34.
↑Struwwelpeters reiselustiger Bruder in FAZ vom 28. Dezember 2012, S. 30.
↑Eckart Roloff und Karin Henke-Wendt: Ein buntes Haus – von der Psychiatrie bis zum Kinderbuch-Klassiker. (Heinrich-Hoffmann- & Struwwelpeter-Museum) In: Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Eine Tour durch Deutschlands Museen für Medizin und Pharmazie. Band 2, Süddeutschland. Verlag S. Hirzel, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-7776-2511-9, S. 188–190.