Heinz Heydrich

Heinz Siegfried Heydrich (* 29. September 1905 in Halle (Saale); † 19. November 1944 in Riesenburg, Ostpreußen) war ein deutscher SS-Obersturmführer und jüngerer Bruder des späteren Obergruppenführers, Leiters des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) und Stellvertretenden Reichsprotektors in Böhmen und Mähren, Reinhard Heydrich.

Heinz Heydrich war der zweite Sohn des Komponisten und Opernsängers Bruno Heydrich und von Elisabeth Krantz. Seine Geschwister waren Reinhard Heydrich und Maria Heydrich. Er war seit 1931[1] mit der Deutsch-Italienerin Gertrud Werther[2] verheiratet und hatte mit ihr fünf Kinder. Sein ältester Sohn, Peter Thomas Heydrich (1931–2000), war ein bekannter politischer Kabarettist, Chansonnier und Schauspieler.

Heinz Heydrich arbeitete als Journalist in Berlin. Er trat zum 1. Mai 1933 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 2.637.285)[3] und war Mitglied der SS (SS-Nummer 36.225).[4]

Zweiter Weltkrieg

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Ab Juni 1942 wurde Heinz Heydrich als Angehöriger der Panzerpropagandakompanie 697 im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront für die Propagandazeitschrift Panzerfaust eingesetzt. Dass er in den Jahren 1943/44 in mindestens zwei Fällen die Deportation von ihm persönlich bekannten Juden verhinderte, indem er diesen gefälschte Ausreisevisa besorgte, ist dem Historiker Robert Gerwarth zufolge gesichert.[5] Unter den Geretteten befand sich auch die jüdische Frau des Schauspielers Karl John.[6]

Am 19. November 1944 erschoss sich Heydrich in Riesenburg, Ostpreußen. Die Motive für den Selbstmord bleiben unklar. Laut den autobiografisch gefassten Erinnerungen seines Sohnes Peter Thomas Heydrich habe sich sein Vater, so auch die Erzählung der Mutter, im Juni 1942 nach dem Attentat auf Reinhard Heydrich verändert. Er habe vor dem Staatsbegräbnis ein großes Paket mit Unterlagen seines Bruders erhalten, nach deren Lektüre er zunehmend abwesend und versteinert gewirkt habe. Sein Sohn Peter Thomas vermutet, dass er mit diesen Unterlagen nun „im vollen Umfang von der systematischen Ausrottung der Juden, also der sogenannten Endlösung, erfuhr“.[7]

Mario R. Dederichs zufolge habe sich Heydrich erschossen, weil er der Auffassung gewesen sei, staatsanwaltschaftlich veranlasste Durchsuchungen der Redaktion der Panzerfaust im November 1944 hätten entsprechende Hinweise auf seine illegalen Unterstützungsaktionen ergeben, so dass er mit seinem Suizid seine Familie vor Nachstellungen der Gestapo habe schützen wollen.[8] Eine Rolle für den Suizid könnte aber auch, so Gerwarth, ein bevorstehendes Gerichtsverfahren gegen ihn wegen Diebstahls und Korruption gespielt haben.[9]

Heydrichs Grab befindet sich auf dem Soldatenfriedhof Riesenburg.

Einzelnachweise

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  1. Shlomo Aronson: Reinhard Heydrich und die Frühgeschichte von Gestapo und SD, 1971 Online
  2. Mario R. Dederichs: Heydrich: das Gesicht des Bösen, S. 53; Online
  3. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/15501746 eigentümlicherweise existiert noch eine zweite Karte zu Heydrich zum selben Aufnahmedatum, aber er gibt diese Nummer weder auf seinem parteistatistischen Fragebogen an noch wird sie in der SS-Dienstaltersliste verwendet
  4. Dienstaltersliste der Schutzstaffel der NSDAP. Stand vom 1. Dezember 1936, S. 160. (JPG; 1,2 MB) In: dws-xip.pl. Abgerufen am 13. Januar 2020.
  5. Robert Gerwarth: Reinhard Heydrich. München 2011, S. 349 f.; vgl. auch Axel Huber: Flucht nach Schweden 1942 – Wer kennt die Ereignisse? In: einestages (mit Brief seines damaligen Vorgesetzten Kurt Joachim Fischer)
  6. Mario R. Dederichs: Heydrich. Das Gesicht des Bösen. Piper, München 2005, S. 219f.
  7. Hans-Georg Wiedemann. Peter Thomas Heydrichs Erinnerungen an seinen Onkel Reinhard Heydrich. Unveröffentlichtes Manuskript, 2002, S. 12; Zit. nach Mario R. Dederichs: Heydrich. Das Gesicht des Bösen. Piper, München 2005, S. 219; die Erinnerungen des Sohnes liegen seit 2006 gedruckt vor (siehe Literaturverzeichnis), konnten aber für diesen Artikel noch nicht gelesen werden.
  8. Mario R. Dederichs: Heydrich. Das Gesicht des Bösen. Piper, München 2005, S. 220.
  9. Robert Gerwarth: Reinhard Heydrich. München 2011, S. 350.