Henneguya zschokkei ist ein Parasit aus dem TaxonMyxozoa,[1] der bestimmte Lachsfische der Gattungen Oncorhynchus, Salmo und Coregonus befällt.[2][3]
Er verursacht milchig erscheinende Flecken im Fleisch, genannt Tapioka-Krankheit (englischtapioca disease).[4] Laut fishpathogens.net von der Oregon State University (OSU) ist der Artname ein Synonym für Henneguya salminicolaWard, 1919[4][5] (beide Namen werden auf GBIF jedoch getrennt geführt, allerdings mit unterschiedlichen Quellen[6][7]). Die Synonymisierung wird unterstützt von H. Buchtová et al. (2004);[8] ein weiteres Synonym ist Henneguya kolesnikoviGurley, 1894.[9]
Henneguya zschokkei ist das erste mehrzellige Tier, das kein mitochondriales Genom (Mitogenom) und auch keine typischen Mitochondrien besitzt, d. h. es nutzt nicht die aerobe Atmung zur Energiegewinnung, sondern einen anderen, noch unbekannten Weg;[10]
es atmet also keinen Sauerstoff.[11]
Während Eukaryoten üblicherweise auf aerobe Atmung angewiesen sind, haben einige Einzeller, die sich in hypoxischen Umgebungen entwickeln, diese Fähigkeit verloren.
Die Mitochondrien dieser Organismen haben in Abwesenheit von Sauerstoff ihr gesamtes Genom oder Teile davon verloren.
Wegen ihrer entwicklungsgeschichtlichen Verwandtschaft zu Mitochondrien nennt man diese MROs (englischmitochondria-related organelles, wie etwa Hydrogenosomen und Mitosomen). Die Existenz von MROs bei mehrzelligen Tieren (Metazoa) ist dagegen äußerst ungewöhnlich.
H. salminicola kommt in Fischen als eiförmige Spore mit zwei vorderen Polkapseln (englischpolar capsules) und zwei langen Schwanzanhängseln vor.[12]
Die einzelnen Individuen haben einen Durchmesser von 3–6 mm und können an jeder Stelle der Muskelmasse gefunden werden.
Der Parasit ist als Nesseltier ein entfernter Verwandter der Quallen.[11]
Die anaerobe Natur von H. zschokkei wurde zufällig von Wissenschaftlern der Universität Tel Aviv entdeckt, die ihre Ergebnisse im Februar 2020 veröffentlichten.[10]
Dorothee Huchon und Kollegen stellten fest, dass diesem Parasiten das mitochondriale Genom (Mitogenom) fehlt, dass sich also in den vorhandenen mitochondrienartigen Organellen (MROs) keine Erbsubstanz befindet.[14][15][10]
Nanoloricida (Korsetttierchen, wissenschaftlich Loricifera): andere Metazoa, von denen einige Arten keinen Sauerstoff benötigen und denen möglicherweise die Mitochondrien fehlen (Spinoloricus cinziae, Rugiloricus sp. und Pliciloricus sp.).[16][17] Im Jahr 2021 stellte sich jedoch erneut die Frage, ob sie Mitochondrien haben oder nicht.[18]
Knutsjuka hos laxfisk. In: Statens Veterinärmedicinska Anstalt (SVA). Abgerufen im 1. Januar 1 (schwedisch).
Marianne Lebbad, Michael Willcox: Spores of Henneguya salminicola in Human Stool Specimens. In: Journal of Clinical Microbiology. 36. Jahrgang, Nr.6, Juni 1998, S.1820, doi:10.1128/JCM.36.6.1820-1820.1998, PMID 9620434, PMC 104934 (freier Volltext) – (englisch).
Frederic F. Fish: Observations on Henneguya salminicola Ward, a Myxosporidian Parasitic in Pacific Salmon. In: The Journal of Parasitology. 25. Jahrgang, Nr.2, 1939, S.169–172, doi:10.2307/3272359 (englisch).JSTOR:3272359
Sharon C Clouthier, Derek J Gunning, Robert W Olafson, William W Kay: Antigenic characterization of Henneguya salminicola. In: Molecular and Biochemical Parasitology. 90. Jahrgang, Nr.2, Dezember 1997, S.543–548, doi:10.1016/s0166-6851(97)00200-4, PMID 9476801 (englisch).
Stojmir Stojanovski, Zoran Spirkoski, Miso Hristovski, Nikola Hristovski, Dijana Blazhekovikj - Dimovska: First finding of parasitic lesions caused by Henneguya zschokkei (Myxosporidia: Myxobolidae) in frozen market salmon in Macedonia. In: Journal of Hygienic Engineering and Design. 1. Jahrgang, 2012, S.139–141 (englisch, edu.mk).
↑Henry B. Ward: Notes on North American Myxosporidia. In: The Journal of Parasitology. 6. Jahrgang, Nr.2, 1919, S.49–64, doi:10.2307/3270895 (englisch, unl.edu).JSTOR:3270895
↑ abcDayana Yahalomi, Stephen D. Atkinson, Moran Neuhof, E. Sally Chang, Hervé Philippe, Paulyn Cartwright, Jerri L. Bartholomew, Dorothée Huchon: A cnidarian parasite of salmon (Myxozoa: Henneguya) lacks a mitochondrial genome. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. 117. Jahrgang, Nr.10, 19. Februar 2020, S.5358–5363, doi:10.1073/pnas.1909907117, PMID 32094163, PMC 7071853 (freier Volltext) – (englisch).. Dazu:
↑T. R. Meyers, T. Burton, C. Bentz, N. Starkey,: Common diseases of wild and cultured fishes in Alaska. Alaska Department of Fish and Game – Yukon River Drainage Fisheries Association – Fish Pathology Laboratories, Juli 2008 (englisch, north-slope.org [PDF]).