Er war 1988 bis 1993 an der University of California, Berkeley, am Nordic Institute of Theoretical Physics und am Niels-Bohr-Institut tätig, anschließend arbeitete er am Dänischen Meteorologischen Institut. Svensmark wurde zusammen mit Eigil Friis-Christensen 1997 durch ihre Arbeiten zu einem Zusammenhang zwischen Kosmischer Strahlung (GCR) und Klimaveränderung bekannt.[1] Den postulierten Mechanismus stellten sie als Kosmoklimatologie vor: Steigende Sonnenaktivität bewirkt über solare Magnetfelder innerhalb der Magnetosphäre eine Abnahme der Kosmischen Strahlung. Dadurch entstünden weniger kühlende Wolken in der unteren Atmosphäre.[2] Einige frühere Arbeiten zu der These eines Zusammenhangs zwischen kosmischer Strahlung und Wolken wurden in den 1975er Jahren von Robert E. Dickinson im Überblick dargestellt.[3]
Svensmark, der sich anfangs sehr vorsichtig über einen Zusammenhang zwischen kosmischer Strahlung und Klima äußerte[4] und auf eine „Vereinnahmung“ seiner These in der politischen Kontroverse um die globale Erwärmung anfangs sehr ablehnend reagierte, wurde im Zusammenhang mit seiner Positionierung als Klimaskeptiker international bekannt. Später vertiefte er seine Auseinandersetzung mit Wissenschaftlern, die der wissenschaftlichen Konsensmeinung von der menschengemachten Erderwärmung folgen. So stritt Svensmark 2007 in einer Replik auf eine gegenläufige Studie bereits eine durchgehende aktuelle Erwärmung ab.[5] Seine Hypothese, dass kosmische Strahlung für das Klima weit wichtiger sei als die Treibhausgase, hat er in weiteren Arbeiten vertieft[6] und 2018 auch im britischen House of Lords vorgestellt.[7] Seine Resultate und Schlussfolgerungen konnten von anderen Wissenschaftlern nicht bestätigt werden.[8][9][10]
Zwischen 1998 und 2004 leitete er die Sun-climate group am Danish Space Research Institute (DSRI). Seit 2004 ist er Direktor des Centre for Sun-Climate Research des Danish National Space Center (DNSC), welches 2007 vereint wurde mit Teilen von Dänemarks Technischer Universität (DTU) zum National Space Institute (NSI bzw. Fachbereich DTU Space).
In einer 2012 bei der Royal Astronomical Society erschienenen Studie[11] postuliert Svensmark einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Biodiversität, der Plattentektonik, insbesondere deren Einfluss auf das Ausmaß von Küstenbereichen und der Anzahl von Supernovae im Umfeld der Erde über die letzten 500 Millionen Jahre.[11] Die Primärbioproduktivität des Meeres, das Nettowachstum der photosynthetisch aktiven Bakterien sei allein durch die kosmische Strahlung zu erklären.[11] Zudem sei ein inverser Zusammenhang zwischen erhöhten Supernovaeerscheinungen und dem Kohlendioxidanteilen der Atmosphäre zu finden, den Svensmark auf in kälteren Ozeanbereichen erhöhte Bioproduktivität zurückführt.[11]
Untersuchungen zu Svensmarks Thesen finden unter anderem im Rahmen des 2006 am CERN gestarteten Projekts[12] namens CLOUD (Cosmics Leaving OUtdoor Droplets)[13][14], unter der Leitung von Jasper Kirkby statt und wurden auch von Svensmark während des dänischen SKY Projekts untersucht.[15] Eine Überblicksstudie zu Forschungen und Ergebnissen zum Zusammenhang zwischen kosmischer Strahlung und Klima wurde 2007 bei Space Science Reviews veröffentlicht.[16]
In der Klimaforschung werden Svensmarks Hypothesen abgelehnt. In einer 2016 publizierten Arbeit von Dunne et al. schreiben die Autoren, dass auf Basis der CLOUD-Experimente festgestellt werden kann, dass Veränderungen in der Intensität kosmischer Strahlung keinen spürbaren Einfluss auf das aktuelle Klimageschehen haben.[17] Der Weltklimarat IPCC hält in seinem 2021 publizierten Sechsten Sachstandsbericht u. a. mit Verweis auf CLOUD-Experimente fest, dass sich die Bewölkungskeimkonzentration in niedrigen Wolken zwischen Solarmaximum und Solarminimum nur um 0,2 bis 0,3 % voneinander unterschied und es daher unwahrscheinlich sei, dass kosmische Strahlen das gegenwärtige Klima beeinflusse. Der Bericht bestätigte damit die Aussage des Fünften Sachstandsberichts von 2013, der ebenfalls schon zusammengefasst hatte, dass galaktische kosmische Strahlen zu schwach seien, um Auswirkungen auf das Klima zu haben, und außerdem kein robuster Zusammenhang zwischen galaktischen kosmischen Strahlen und der Bewölkung gefunden werden konnte. Die seither publizierten Studien bestätige diese Schlussfolgerungen mit entscheidenden Labor-, Theorie- und Beobachtungsdaten. Insgesamt könne daher mit großer Zuversicht geschlossen werden, dass galaktische kosmische Strahlen einen vernachlässigbaren Effekt auf die Klimaentwicklung im Zeitraum 1750 und 2019 gehabt hatten.[18]
Bereits in einer im Jahr 2010 erschienenen Studie von Calogovic et al.[19] konnten die von Svensmark postulierten Wirkmechanismen nicht nachvollzogen werden. Eine weitere Studie von Laken et al.[20], ebenfalls von 2010, geht von einem kleineren, aber statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Fluenz der kosmischen Strahlung (GCR-Flux, engl. galactic cosmic ray – Flux) und der Wolkenbedeckung mittlerer Breite aus. Die Autoren sehen dabei einen paläoklimatologischen Einfluss, beschreiben den Zusammenhang zwischen GCR und dem Klima aber als hoch unsicher ("highly uncertain").
Svensmark hingegen hielt an seiner These fest. In einer 2017 publizierten Arbeit postulierte Svensmark anhand von Simulationen und Experimenten in Wolkenkammern einen Effekt, der die von ihm beschriebenen Wirkmechanismen zur Wolkenbildung bestätige. Hierdurch könnten sich seiner Ansicht nach in der Vergangenheit Temperaturschwankungen von bis zu 2 Grad erklären lassen, die abhängig von der Sonnenaktivität oder von Supernova-Ereignissen in der näheren Umgebung der Erde sind und auf sehr großen Zeitskalen wirken.[21] In der Wissenschaft wurde dieses neue Paper vorwiegend ablehnend rezipiert.[22][23] Eine 2018 erschienene Arbeit weist explizit darauf hin, dass es sich bei der von Svensmark postulierten Verbindung von Supernova-Explosionen und irdischem Klima um eine „kontroverse Behauptung“ handele.[24]
Laut Urs Neu vom Schweizer Forum für Klimawandel wurde die Theorie vom Einfluss kosmischer Strahlen auf den Klimawandel von Leuten benutzt, die den Einfluss des Menschen auf den Klimawandel abstreiten.[25] Auch Svensmark selbst trat 2017 als Gastredner bei einer von den beiden Klimaleugnerorganisationen EIKE und CFACT veranstalteten „Klimakonferenz“ in Düsseldorf auf.[26]
2007 veröffentlichte er zusammen mit dem englischen Wissenschaftsautor Nigel Calder das Buch The Chilling Stars – A New Theory of Climate Change (dt. siehe unten), welches die These – populärwissenschaftlich – sehr nachdrücklich vertritt. Von verschiedenen Seiten werden Inhalte wie Argumentationsführung dieses Buches scharf angegriffen.[27][28]
Nigel Calder, Henrik Svensmark, Helmut Böttiger (Übersetzer): Sterne steuern unser Klima: Eine neue Theorie zur Erderwärmung. Patmos Verlag, Düsseldorf 2008, ISBN 3-491-36012-9.
The Cloud Mystery (Das Geheimnis der Wolken) von Lars Oxfeldt Mortensen ist eine Dokumentation über Svensmarks Arbeiten, die der dänische Sender TV 2 2008 und der Sender ARTE von 2010[29] bis 2013[30] wiederholt ausstrahlte.[31]
In dem Buch Die kalte Sonne. Warum die Klimakatastrophe nicht stattfindet von Fritz Vahrenholt und Sebastian Lüning schrieb er einen Gastbeitrag.[32]
Fachartikel „Increased ionization supports growth of aerosols into cloud condensation nuclei“[33]
↑H. Svensmark: Influence of Cosmic Rays on Earth’s Climate. In: Phys. Rev. Lett. Band81, 1998, S.5027, doi:10.1103/PhysRevLett.81.5027.
↑Svensmark, H. and Friis-Christensen, E.: Reply to Lockwood and Fröhlich – The persistent role of the Sun in climate forcing. Danish National Space Center Scientific Report 3/2007
↑Benjamin A. Laken, Enric Pallé, Jaša Calogovic, Eimear M. Dunne: A cosmic ray-climate link and cloud observations. In: J. Space Weather Space Clim. Band2, 2012, S.A18, doi:10.1051/swsc/2012018 (englisch, swsc-journal.org [PDF]).
↑IPCC: Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Hrsg.: Stocker, T.F., D. Qin, G.-K. Plattner, M. Tignor, S.K. Allen, J. Boschung, A. Nauels, Y. Xia, V. Bex and P.M. Midgley. Cambridge University Press, 2013, S. 613ff (ipcc.ch [PDF; 336,0MB]).
↑K. Scherer et al.: Interstellar-Terrestrial Relations: Variable Cosmic Environments, the dynamic heliosphere, and their Imprints on terrestrial archives and Climate. Space Science Reviews (2006), Springer 2007, doi:10.1007/s11214-006-9126-6
↑E. M. Dunne, H. Gordon, A. Kurten, J. Almeida, J. Duplissy: Global atmospheric particle formation from CERN CLOUD measurements. In: Science. Band354, Nr.6316, 2. Dezember 2016, ISSN0036-8075, S.1119–1124, doi:10.1126/science.aaf2649 (sciencemag.org [abgerufen am 12. Juni 2019]).
↑Calogovic, J., C. Albert, F. Arnold, J. Beer, L. Desorgher, and E. O. Flueckiger (2010): Sudden cosmic ray decreases: No change of global cloud cover, Geophysical Research Letters, 37, L03802, doi:10.1029/2009GL041327 (PDF)
↑Laken, B. A., Kniveton, D. R., Frogley, M. R., (2010) Cosmic rays linked to rapid mid-latitude cloud changes, Atmospheric Chemistry and Physics, 10, 10941–10948, 2010 (PDF)
↑H. Svensmark, M. B. Enghoff, N. J. Shaviv, J. Svensmark: Increased ionization supports growth of aerosols into cloud condensation nuclei. In: Nature Communications. Band8, Nr.1, Dezember 2017, ISSN2041-1723, doi:10.1038/s41467-017-02082-2 (nature.com [abgerufen am 11. Juni 2019]).
↑Adrian L. Melott et al.: Hypothesis: Muon Radiation Dose and Marine Megafaunal Extinction at the end-Pliocene Supernova. In: Astrobiology. 2018, doi:10.1089/ast.2018.1902.
↑J. Svensmark, N. J. Shaviv, M. B. Enghoff, N. J. Shaviv, H. Svensmark: Increased ionization supports growth of aerosols into cloud condensation nuclei. In: Nature Communications. Band8, Nr.1, 19. Dezember 2017, ISSN2041-1723, S.2199, doi:10.1038/s41467-017-02082-2, PMID 29259163, PMC 5736571 (freier Volltext) – (nature.com [abgerufen am 10. Juni 2019]).