Nach seinen 1847 begonnenen juristischen und philologischen Studien wurde er schließlich 1868 in Leipzig promoviert und habilitierte sich anschließend 1870 in Berlin. 1873 wurde er als Professor für Neue Kunstgeschichte an die Universität Berlin berufen, wo er bis zu seinem Tode lehrte. Sein Nachfolger wurde Heinrich Wölfflin. Zudem gehörte er zu den Mitbegründern der Goethe-Gesellschaft und war einer der Herausgeber der Weimarer Ausgabe von Goethes Werken. Im Jahr 1867 lernte Grimm den Literaturkritiker und -historiker Julian Schmidt kennen, der Grimms Roman Unüberwindliche Mächte rezensiert hatte. Zwischen den Ehepaaren Schmidt und Grimm entstand eine intensive Freundschaft, welche durch die direkte Nachbarschaft in Berlin zudem gefördert wurde.
Herman Grimm starb 1901 nach längerer Krankheit im Alter von 73 Jahren in Berlin.[1] Er wurde auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Schöneberg beigesetzt. Dort ruht er neben den Ehrengräbern von Wilhelm und Jacob Grimm.[2]
Der wissenschaftliche und private Nachlass von Herman Grimm (1828–1901) sowie Teilnachlässe der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm und anderer Familienmitglieder werden im Hessischen Staatsarchiv Marburg (Bestand 340 Grimm) verwahrt. Er hat einen Umfang von rund 30 lfd. Metern und umfasst die Jahre von 1698 bis 1949. Der Bestand ist vollständig erschlossen und über Arcinsys Hessen online recherchierbar.[3]
Unüberwindliche Mächte. Roman. 3 Bände. Hertz, Berlin 1867.
als Hrsg.: Briefwechsel zwischen Jacob und Wilhelm Grimm aus der Jugendzeit. Böhlau, Weimar 1881.
Zehn Ausgewählte Essays zur Einführung in das Studium der neueren Kunst. Dümmler, Berlin 1883. doi:10.11588/diglit.2088
Michelangelo. Sein Leben in Geschichte und Kultur seiner Zeit, der Blütezeit der Kunst in Florenz und Rom. Stuttgart 1907 (Reprint Safari-Verlag, Berlin 1967).
Das Kind. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Band 6. 2. Auflage. Berlin [1910], S. 275–356. In: Thomas Weitin (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz 2016. (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
Das Jahrhundert Goethes. Erinnerungen und Betrachtungen zur deutschen Geistesgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts. Kröner, Stuttgart 1948 (= Kröners Taschenausgabe. Band 193).
Im Namen Goethes. Der Briefwechsel Marianne von Willemer und Herman Grimm. Hrsg. und eingeleitet von Hans Joachim Mey. Insel Verlag, Frankfurt/M. 1988.
Frederick W. Holls (Hrsg.): Correspondence between Ralph Waldo Emerson and Herman Grimm. Kennikat Press, London 1971 (= Literary America in the 19th Century).
Briefwechsel der Brüder Grimm mit Herman Grimm (einschließlich des Briefwechsels zwischen Herman Grimm und Dorothea Grimm, geb. Wild). Hrsg. von Holger Ehrhardt, Kassel/Berlin 1998 (= Werke und Briefwechsel der Brüder Grimm. Kasseler Ausgabe. Abt. Briefe, Band 1), ISBN 3-929633-63-9.
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Korrespondenten in Berlin 1832 bis 1883. Hrsg. von Klaus Martin Kopitz, Eva Katharina Klein und Thomas Synofzik (= Schumann-Briefedition, Serie II, Band 17), Dohr, Köln 2015, ISBN 978-3-86846-028-5, S. 53–86.
Herman Grimm (1828–1901) zwischen Nachmärz und Gründerzeit (= Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft), Band 17/18 (2007–2008), Kassel 2015 (enthält die Vorträge einer Tagung im Hessischen Staatsarchiv Marburg vom 9. und 10. Oktober 2009): – : Aus dem Inhalt: Bernhard Lauer: Herman Grimm (1828–1901) als Dichter, Zeichner, Kritiker – Eine bio-bibliographische Übersicht. Stefan Knödler: „Eine Art von Erbschaft“ – Zur Gegenwart Goethes bei Herman Grimm. Johannes Rössler: Zwischen Peter von Cornelius und Eugène Burnand – Herman Grimm über die Einbildungskraft der Künstler. Hans-Harald Müller, Mirko Nottscheid: Zum Briefwechsel zwischen Herman Grimm und Wilhelm Scherer. Matthias Memmel: Herman Grimm und Heinrich Wölfflin – Zwei Vertreter eines Faches. Sylke Kaufmann: Herman Grimm und Louise Seidler – Facetten einer Freundschaft zwischen Bewunderung und Diffamierung. Rotraut Fischer, Christina Ujma: Stadt der Freiheit – Stadt der Opulenz: Florenz und Rom in Herman Grimms „Michelangelo“ und „Raphael“. Sebastian Böhmer: Das romantische Erfolgsrezept – Die Verbürgerlichung der Romantik in Herman Grimms „Leben Michelangelo’s“. Franziska Kraft: Herman Grimm als Michelangelo-Übersetzer – Eine poetische Neuinszenierung des Renaissance-Künstlers. Rainer Zuch: Zwischen Wissenschaft und Offenbarung – Herman Grimm und das Skioptikon. Barbara Hammes: Erinnerung und Verewigung – Der Nachlaß Herman Grimms im Hessischen Staatsarchiv Marburg.
Norbert Otto, Julian Schmidt: Eine Spurensuche. Hildesheim 2018. (Über die Freundschaft zwischen Schmidt und Grimm vgl. S. 181ff.)
Wilhelm Schlink: Herman Grimm (1828–1901). Epigone und Vorläufer. In: Jutta Osinski, Felix Saure (Hrsg.): Aspekte der Romantik: zur Verleihung des „Brüder Grimm-Preises“ der Philipps-Universität Marburg im Dezember 1999 (= Schriften der Brüder-Grimm-Gesellschaft Kassel 32). Brüder-Grimm-Gesellschaft, Kassel 2001, S. 73–93 (Digitalisat).
Andreas Beyer: Lichtbild und Essay. Kunstgeschichte als Versuch (zu Grimms Vortragstechnik). In: Wolfgang Braungart, Kai Kauffmann (Hg.): Essayismus um 1900. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2006, ISBN 3-8253-5125-4, S. 37–48.