Heungseon Daewongun

Heungseon Daewongun
Regent der Joseon-Dynastie
Vater von König Gojong

Heungseon Daewongun (1869)
Heungseon Daewongun (1869)
Heungseon Daewongun (1869)
Namensschreibweisen
Hangeul 흥선 대원군
Hanja 興宣大院君
Revidierte Romanisierung Heungseon Daewongun
McCune-Reischauer Hŭngsŏn Taewŏn'gun
Lebensdaten
Geboren am 21. Dezember 1820
Geburtsort Hanseong, Joseon
Geburtsname 이하응
Hanja 李昰應
Revidierte Romanisierung Yi Ha-eung
McCune-Reischauer Yi Ha-ŭng
Vater Prinz Namyeongun
Todesdaten
Gestorben am Februar 1898
Sterbeort Unhyeongung, Hanseong
Grabstätte Yongsan-gu, Hanseong

Heungseon Daewongun (koreanisch: 흥선 대원군), auch als Daewongun (대원군) bekannt, (* 21. Dezember 1820[1] in Hanseong, Joseon; † Februar 1898[1] in Seongjeosimni, Koreanisches Kaiserreich) war Vater des 26. Königs der Joseon-Dynastie, König Gojong und während sein Sohn noch zu jung zum Regieren war, von 1864 bis 1873 Regent des Königreiches.

Heungseon Daewongun wurde am 21. Dezember 1820 unter dem Namen Yi Ha-eung (이하응) in Hanseong geboren. Sein Vater war Namyeongun (님영군), ein Enkel von Prinz Sado (사도)[2], der seinerzeit von seinem Vater, König Yeongjo (영조), getötet wurde. Yi Ha-eungs Name als Erwachsener war später Sibaek (시백, 時伯), sein Spitzname Seokpa (석파, 石坡) und nach seinem Tod bekam er den Titel Heonui (헌의, 獻懿).[3]

Regent des Joseon-Reiches

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Als Heungseon Daewonguns Sohn, Yi Myeong-bok (이명복), am 21. Januar 1864 (13. Dezember 1863 n. d. Mondkalender) die Nachfolge von König Cheoljong (철종) auf den Königsthron antreten musste, war sein Sohn gerade erst elf Jahre alt und damit nicht in der Lage das Land zu regieren. Folglich übernahm Heungseon Daewongun die Regierungsgeschäfte im Namen seines Sohnes und verfügte zwei Jahre später die Vermählung von König Gojong mit der ein Jahr älteren[4] Min Chi Rok[5], einer Tochter aus dem Min-Klan, die als Königin Myeongseong (명성) oder in Kurzform als Königin Min () bekannt wurde. Die Hochzeit fand nach dem Mondkalender am 20. März 1866 im Changdeokgung (창덕궁)[6], dem Palast der glänzenden Tugend in Hanseong statt.

Heungseon Daewongun nutzte seine Macht für Reformen, die er mit dem Ziel verfolgte, eine starke Monarchie zu formen. So entmachtete er die vier einflussreichsten Klans des Landes, die wechselweise starken Einfluss auf den Königshof und die Regierungsgeschäfte hatten. Auch änderte er das Besteuerungssystem dahingehend, dass die sogenannte Militär-Kleidungs-Steuer, die die einfachen Leute zu zahlen hatten, in eine Haushaltssteuer geändert wurde, wovon nun auch die Yangban-Klasse (양반) betroffen war.[7] Des Weiteren sorgte er dafür, dass der Gyeongbokgung-Palast (경복궁), der während des Imjin-Kriegs von japanischen Invasoren zerstört wurde, wieder aufgebaut wurde. Die Rekonstruktion des Palastes dauerte lediglich zwei Jahre und kostete aber dem Staat ein Vermögen.[7]

Innenpolitisch versuchte er den Einfluss der privaten Akademien im Land, Seowon (서원) genannt, durch seine repressive Politik zu reduzieren, womit er sich unter anderem viele Feinde in der Klasse der Gelehrten schuf.[8] Im Jahr 1871 ließ er 650 dieser Institutionen schließen und erlaubte lediglich 47 Einrichtungen weiterhin ihren Betrieb.[9]

In der Außenpolitik verfolgte Heungseon Daewongun eine Fortsetzung der traditionellen Isolationismuspolitik gegenüber den europäischen Kolonialmächten und westlich geprägten Einflüssen[10] 1866 gab er aus einem Zusammenspiel von Gründen seine anfänglich relativ tolerante Politik gegenüber der christlichen Bewegung im Lande auf und ließ ab Anfang 1866 Katholiken im Lande verfolgen und neun Missionare der Pariser Mission sowie eine große Anzahl zum Christentum Konvertierte hinrichten. Diese sogenannten Verfolgungen von Byeong-in lösten noch im selben Jahr eine Französische Strafexpedition nach Korea aus, welche aber scheiterte. Ebenfalls 1866 wurde in Korea das bewaffnete Handelsschiff General Sherman zerstört. Eine Amerikanische Expedition nach Korea 1871 sollte diesen Vorfall mehrere Jahre später aufklären, wurde an diesem Vorhaben allerdings ebenfalls gehindert. Beide dieser Marine-Expeditionen versuchten, auf der Insel Ganghwado zu landen und so eine Kapitulation oder Reaktion Seouls zu erzwingen, scheiterten aber an der energischen und zunehmend unversöhnlichen Haltung Daewonguns. Dieser nahm die ständigen Vorstöße westlicher Mächte als dreiste Eingriffe gegen das koreanische Sicherheitsinteresse wahr, mobilisierte alles ihm zur Verfügung stehende Militär für die Abwehr von Eindringlingen und verschärfte zugleich auch im Inland die Repressionen gegen Ausländer und Christen, denen bis 1872 tausende Koreaner zum Opfer fielen.[11]

Mit der Entmachtung der Yangban-Klasse und seinem Kampf gegen die Seowon hatte sich Heungseon Daewongun über die knapp zehn Jahre seiner Regentschaft viele Feinde gemacht, und dass er einer Vertreterin des Min-Klans zur Macht am Hofe verhalf, kam erschwerend hinzu.[12] Im Dezember 1873 musste er schließlich seine Macht an seinen Sohn Gojong abgeben[13], nachdem der konfuzianische Gelehrte Ikhyeon (익현) eine Klageschrift gegen ihn verfasste und ihn darin denunzierte. König Gojong und seine Frau nutzten die Gelegenheit Heungseon Daewongun aus der Regierung zu entfernen, um dessen isolationistische Politik zu beenden und das Reich gegenüber anderen Ländern wieder zu öffnen.[12]

Sein Kampf um die Macht

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1881 strebte Heungseon Daewongun danach, die Macht wiederzuerlangen, indem er versuchte seinen Sohn König Gojong durch seinen ältesten Sohn Yi Jae-seon (이재선) zu ersetzen. Die Verschwörung im Jahr 1882 misslang, König Gojong und seine Frau konnten fliehen. Königin Min rief die chinesische Regierung zu Hilfe, die kurz darauf 4000 Soldaten zum Palast nach Hanseong entsandten und den Aufstand beendeten.[14] Yi Jae-seon und mehr als 30 seiner Gefolgsleute wurden hingerichtet.[15] Heungseon Daewongun wurde von chinesischen Truppen verhaftet und nach Peking gebracht, wo er bis 1885 bleiben musste. Im Zuge der Gabo-Reformen sorgte der Einfluss der japanischen Regierung dafür, dass Heungseon Daewongun 1894 wieder Teil der Regierung wurde und die Reform unterstützen sollte. Doch der Ming-Klan, der hinter der Königin stand, sorgte dafür, dass Heungseon Daewongun wieder aus der Regierung entfernt wurde.[16][17]

Am Morgen des 8. Oktober 1895 beteiligte sich Heungseon Daewongun an der Erstürmung des Palasts des Königs Gojong durch japanische Soldaten. Gojong wurde im Palast eingesperrt, während die Soldaten Königin Min erschossen und später ihren Körper verbrannten.[18] Welche Rolle Heungseon Daewongun bei der Ermordung der von ihm gehassten Königin spielte, blieb im Unklaren.

Heungseon Daewongun lebte bis zu seinem Tod im Unhyeongung (운현궁), dem Palast, der 1864 von König Gojong errichtet wurde.[19] Er verstarb am 22. Februar 1898 und wurde in Yongsan-gu (용산구) beerdigt.

  • F. A. McKenzie: The Tragedy of Korea. E. P. Dutton & Co., New York 1908 (englisch, Online [PDF; 13,4 MB; abgerufen am 30. März 2019]).
  • Ki-baik Lee: A New History of Korea. Harvard University Press, Seoul 1984, ISBN 0-674-61576-X (englisch, chinesisch: 韓國史新論. 1961. Übersetzt von Edward W. Wagner).
  • Tatiana M. Simbirtseva: Queen Min of Korea: Coming to Power. In: Royal Asiatic Society, Korea Branch (Hrsg.): Transactions. Volume 71. Seoul 1996, S. 41–54 (englisch, Online [PDF; 28,2 MB; abgerufen am 28. März 2019]).
  • Hiyoul Kim: Koreanische Geschichte. Einführung in die koreanische Geschichte von der Vorgeschichte bis zur Moderne. Hrsg.: Heinrich P. Kelz (= Sprachen und Sprachenlernen. Band 204). Asgard-verlag, St. Augustin 2004, ISBN 3-537-82040-2.
  • Han Young Woo: Joseon Era. In: A Review of Korean History. Volume 2. Kyongsaewon Publishing Company, Pajubookcity, Gyeonggi-do 2010, ISBN 978-89-8341-092-4 (englisch).
Commons: Heungseon Daewongun – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Eintrag in Bibliothèque nationale de France
  2. Han: Joseon Era. 2010, S. 308.
  3. Set of Twenty-six Seals of Yi Ha-eung (1820-1898). National Palace Museum of Korea, abgerufen am 30. März 2019 (englisch).
  4. Simbirtseva: Queen Min of Korea: Coming to Power. 1996, S. 44.
  5. Simbirtseva: Queen Min of Korea: Coming to Power. 1996, S. 41.
  6. Simbirtseva: Queen Min of Korea: Coming to Power. 1996, S. 47.
  7. a b Lee: A New History of Korea. 1984, S. 261.
  8. Lee: A New History of Korea. 1984, S. 262.
  9. Lecture 6 – Late Joseon and 19th Century. (PDF 251 kB) The Daewongun, King/Emperor Gojong and Queen Min. University of Helsinki, S. 4, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 30. März 2019 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/courses.helsinki.fi (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  10. Lee: A New History of Korea. 1984, S. 263.
  11. Lee: A New History of Korea. 1984, S. 263 f.
  12. a b Kim: Koreanische Geschichte. Einführung in die koreanische Geschichte von der Vorgeschichte bis zur Moderne. 2004, S. 194.
  13. Lee: A New History of Korea. 1984, S. 268.
  14. McKenzie: The Tragedy of Korea. 1908, S. 16–18.
  15. Lee: A New History of Korea. 1984, S. 272.
  16. Lee: A New History of Korea. 1984, S. 272 ff.
  17. Lecture 6 – Late Joseon and 19th Century. (PDF 251 kB) The Daewongun, King/Emperor Gojong and Queen Min. University of Helsinki, S. 5, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 30. März 2019 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/courses.helsinki.fi (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  18. McKenzie: The Tragedy of Korea. 1908, S. 64–66.
  19. Der Unhyeon-Palast: Schauplatz der modernen koreanischen Geschichte. KBS World Radio, 1. November 2011, abgerufen am 30. März 2019.