Ichijō Kaneyoshi japanisch 一條 兼良, bzw. in respektvoller Lesung[1] Ichijō Kaneyoshi; * 7. Juni 1402 (traditionell Ōei 9/5/7); † 30. April 1481 (Bunmei 13/4/2) gilt als einer der letzten japanischen Hofadligen, die die klassische Kombination von staatsmännischem Geschick und weitreichender Bildung in sich vereinigte, mithin die traditionelle aristokratische Kultur repräsentierte.
Ichijō Kaneyoshi war der Sohn von Ichijō Tsunetsugu (1358–1418), dem dritten Sohn des Nijō Yoshimoto. Sein Vater war dreimal kampaku und Berater von Ashikaga Yoshimitsu. Seine Mutter († 1421) war eine Tochter von Higashibōjō Hidenaga (1333–1411). Sie war zwar nicht die erste, jedoch offensichtlich die Hauptfrau Tsunetsugus.
Wie für Angehörige seiner Klasse üblich, erhielt er bereits im Kindesalter Hofränge und dazugehörige Ämter, wobei er zügig befördert wurde. Die erste Ernennung des Elfjährigen erfolgte 1412/12/24 (folgender wirklicher fünfter Rang) – mit 15 (1416/01/06) hatte er bereits den wirklichen zweiten Rang erreicht. Nach dem Tod seines Vaters 1418 waren seine weitreichenden Kenntnisse der Klassiker hilfreich, sich gegenüber Konkurrenten aus anderen hochrangigen Familien, wie Konoe Fusatsugu, durchzusetzen.
Im vierten Monat 1424 erfolgte die Ernennung zum „Kanzler zur Rechten.“ Zum folgenden Neujahr die Erhebung in den folgenden ersten Rang. Bald nach dem Aufstieg des Ashikaga Yoshinori zum Shogun 1429, gelangte Kaneyoshi in das Amt des „Kanzlers zur Linken.“ Engere Bindungen zum Machthaber entwickelten sich aber erst ab 1431. Erst dadurch wurde seine Ernennung zum Regenten (1432/8/13) möglich. Kaneyoshi wurde jedoch bereits 74 Tage später wieder aus dem Amt gedrängt, um Nijō Mochimoto erneut die Regentschaft übernehmen zu lassen.
In den folgenden Jahren trat er als Juror bei Gedichtwettbewerben auf und beteiligte sich an der Zusammenstellung der kaiserlichen Anthologie Shinzokukokinshū (vollendet 1439), dessen Vorwort[2] er schrieb. Ansonsten widmete er sich seinen literarischen Bemühungen und veranstaltete 1443 ein uta-Fest. Seine Abwesenheit vom Hofe bremste zunächst auch den Aufstieg seines Sohnes Norifusa.
Nach dem Tod des 10-jährigen Shogun Ashikaga Yoshikatsu (1445), der seinem Vater Yoshinori (1441/6/23) nach dessen Ermordung ins Amt gefolgt war, wurde Kaneyoshi wieder politisch aktiver. Mit Unterstützung der im Hintergrund wirkenden Hino Shigeko, Mutter Yoshikatsus gelang es ihm zu Neujahr 1446 zum Großkanzler ernannt zu werden. Durch weiteres Manövrieren gelang es ihm Konoe Fusatsugu aus der Regentenstellung zu drängen und selbst wieder berufen zu werden (1447/6/15). Das Kanzleramt gab er 1450 auf. Seine zweite Amtsperiode als Regent endete im vierten Monat 1453, im Sommer wurde er dann protokollarisch den Kaiserinnen gleichgestellt (jusangū).
Die nächsten Jahre verbrachte Kaneyoshi, der für damalige Begriffe bereits ein hohes Alter erreicht hatte, mit Studien und literarischen Arbeiten. Auch die Katastrophen der Jahre 1460–62, die in die Zeit der Regentschaft seines Sohne fielen, ließen ihn unberührt. Als es Hino Katsumitsu, der ein Haus auf dem Gelände Ichijō-Residenz bewohnte, gelang Amt und Hofrang zu erreichen, dass ihm von Geburt an nicht zustand, wurde er von Kaneyoshi unterstützt. Um zu verhindern, dass Nijō Mochimichi das Regentenamt direkt an seinen Sohn weitergeben konnte, versuchte Kaneyoshi zunächst Norifusa wieder ernannt zu bekommen. Damit scheiterte er am Widerstand der anderen Hofadeligen, in Folge ließ er sich im fünften Monat 1467 selbst zum dritten Mal berufen. Die Lage in der Hauptstadt hatte sich rapide verschlechtert, verschiedene Fraktionen des Schwertadels standen sich gegenüber.
Mit dem endgültigen Ausbruch des Ōnin-Krieges (Ōnin no ran; 1467/5/26), sandte er seine Familienangehörigen in Sicherheit, er selbst floh mit Masafusa, nachdem im Folgemonat bereits große Teile Kyōtos abgebrannt waren, zunächst in den Zuishin-in. Bald darauf wurde die Ichijō-Residenz ein Raub der Flammen, die bedeutende Bibliothek geplündert. 1468 flüchtete er dann nach Nara, dies war das erste Mal, dass ein amtierender Regent die Hauptstadt verließ.
Sein Sohn Jinson – dort Abt – brachte ihn zunächst im luxuriösen Jōju-in unter. Da Einkünfte nicht zu erwarten waren, sandte Kaneyoshi Norifusa und die Seinen auf ein Familiengut nach Tosa. Daraus entwickelte sich die Seitenlinie der „Tosa Ichijō.“ Soweit möglich nahm er sein Regentenamt aus der Ferne weiter wahr, die meiste Zeit verbrachte er jedoch mit Dichten und dem Umgang mit anderen geflohenen Höflingen. Da er weiter von der Hauptstadt abwesend blieb, wurde er gedrängt das Regentenamt aufzugeben, was er 1470/7/21 tat.
Die nächsten Jahre verbrachte mit seinen Studien, nachdem er sich 1470 noch kurz in die Hauptstadt begeben hatte. Im fünften Monat 1473 entschloss er sich, begleitet von Sohn Gembō, nach Mino zu reisen[3], wo sich seit einigen Jahren seine Hauptfrau Higashi no Onkata auf dem Gut Saitō Myōchins aufhielt. Bereits nach einer Woche zwang ihn die schlechte Nachricht vom Tode Hosokawa Matsumotos zur Rückkehr nach Nara. Im folgenden Monat (1472/6/25) wurde er als Laienmönch Kakukei ordiniert. Zehn Tage später erkrankte seine Frau in Mino und starb 1472/11/12 – nicht ohne eine Woche vorher ebenfalls in den geistlichen Stand getreten zu sein.
Unmittelbar nach Ende der Feindseligkeiten in der Hauptstadt begab er sich kurz vor Neujahr 1478 auf Einladung von Hino Tomiko dorthin. Da die Familienresidenz vollkommen zerstört war, suchte er Schutz im Myōkan-in. Einer seiner Vasallen stellte der Familie ein „Haus“ (Größe: 7 × 3 ken, etwa 68 m²) zur Verfügung. Seinen Lebensunterhalt finanzierte er über Vorträge. Es war ihm noch möglich die Karriere Fuyuyoshis bei Hofe zu fördern. Um die angemessene Amtseinführung seines Sohnes finanzieren zu können, reiste der inzwischen 78-jährige schwerhörige Kaneyoshi nach Asakura in Echizen. Sein Versuch dort Schulden einzutreiben scheiterte jedoch.
Kaneyoshi verstarb 80-jährig 1481/4/2, er hatte gebeten eine Grabstätte im Tōfuku-ji zu errichten, für die erst 1492 ausreichend Mittel zur Verfügung standen.
Von Bedeutung sind seine Abhandlungen über Politik Bummei-ittōki und Shōdan-chiyō. Etwa die Hälfte seiner erhaltenen Schriften befassen sich mit höfischen Zeremoniell, alten Sitten und Gebräuchen (sog. yūsoku kojitsu) u. ä. Weiterhin kommentierte er die Genji- bzw. Ise monogatari und das Kokinshū.[4] Er schrieb jedoch auch, für seine Zeit und Klasse ungewöhnlich, Handbücher z. B. über Go. Derartige literarische Produktion war für seinen Unterhalt nach 1470 notwendig geworden.
Die wirtschaftliche Situation der Familie, die zum Ende der Kamakura-Zeit Einkünfte aus 53 Gütern bezog, hatte sich wie die aller Hofadligen, besonders nach dem Ōnin-Krieg, stark verschlechtert. Ein von Kaneyoshi angefertigtes Verzeichnis[5] für seinen Sohn führt noch 12 Posten auf. Dazu kamen noch Mieteinnahmen von etwa 40 chō (町) in der Hauptstadt. Die Einnahmen aus Hofämtern waren vernachlässigbar. 1470 vermittelte der Renga-Dichter Sōgi (Hōshi) finanzielle Unterstützung durch Kriegsherren in den Provinzen. Kaneyoshi bezog auch Einkommen als Lehrer für Angehörige des Schwertadels und durch das Kopieren von seltenen Büchern. Eine Methode die familiären Finanzen zu verbessern, war das Abgeben nachgeborener Kinder in Tempel die unter der Kontrolle der Familie standen (kanryō), wo sie aufgrund ihrer hohen Geburt dann in leitende Positionen aufstiegen, was es ihnen ermöglichte ihre Familien aus dem Tempelbesitz zu unterstützen. Jinson (1430–1508) als Abt des Daijō-in unterstützte seine gesamte Familie während ihres Exils in Nara.
Bekannt sind folgende direkte Verwandte:[6]
Mindestens 26:
von Higashi no Onkata:
von Ie no Nyōbō:
von Dainagon no Tsubone:
von Gon-Chūnagon no tsubone:
Personendaten | |
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NAME | Ichijō Kaneyoshi |
ALTERNATIVNAMEN | 一條兼良 (japanisch); Ichijō Kanera; Kakukei (Ordensname, ab 1472) |
KURZBESCHREIBUNG | dreimaliger japanischer Regent, Poet und Gelehrter |
GEBURTSDATUM | 7. Juni 1402 |
GEBURTSORT | Kyōto |
STERBEDATUM | 30. April 1481 |
STERBEORT | Kyōto |