In ihrem Haus

Film
Titel In ihrem Haus
Originaltitel Dans la maison
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 2012
Länge 102 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie François Ozon
Drehbuch François Ozon
Produktion Éric Altmeyer,
Nicolas Altmeyer,
Claudie Ossard
Musik Philippe Rombi
Kamera Jérôme Alméras
Schnitt Laure Gardette
Besetzung

In ihrem Haus (Originaltitel: Dans la maison) ist ein französischer Film von François Ozon. Er basiert auf Juan Mayorgas Theaterstück El chico de la última fila.[1]

Der Literaturlehrer Germain ist in seinem Beruf unglücklich und vor allem von den Fähigkeiten seiner Schüler enttäuscht. Doch als er im neuen Schuljahr einen Aufsatz des Oberstufenschülers Claude bekommt, der über einen Aufenthalt im Haus seines Freundes Rapha berichtet, ist er von der Beobachtungsgabe des Schülers begeistert. Er liest auch seiner Frau Jeanne, die eine Kunstgalerie führt, den Text vor, der aus der Masse der Arbeiten hervorsticht. Germain, der selbst gerne Schriftsteller geworden wäre, unterstützt Claude bei dessen diesbezüglichen Versuchen. Jeder neue Text von Claude beschreibt mehr Einzelheiten aus dem Leben der Familie Raphas und endet jeweils mit den Worten „Fortsetzung folgt“.

Zu Beginn hilft Claude Rapha lediglich bei Mathematikaufgaben. Dabei lernt er Raphas Vater und Mutter kennen und lernt eine Familie schätzen, wie er sie nie hatte. Claude lebt sich in die Familie ein und schreibt über seine Beobachtungen. Dabei zeigt er starke voyeuristische Züge. Germain gerät in den Sog der geschilderten Ereignisse und möchte den weiteren Fortgang erfahren. Als Claude eines Tages Germain mitteilt, dass er Rapha nur dann weiter Nachhilfeunterricht geben darf, wenn Rapha im nächsten Test eine sehr gute Note schreibt, beschafft Germain einen Mathematiktest eines Kollegen.

Claude besucht samstags, wenn Rapha mit seinem Vater Basketball spielen geht, Raphas Mutter Esther. Als Claude aus Raphas Familie verwiesen wird, weil er zu tief in ihr Leben eingedrungen ist, besucht er Jeanne, um ein Ende für seine Geschichte zu finden, und verführt sie. Germain, der wegen des Vorfalls mit dem Mathematiktest inzwischen suspendiert wurde, verliert nun auch seine Frau, die ihn verlässt.

„Ozon hält die vielen Fäden seines maliziösen Psychospiels fest in der Hand. Die Spiegelungen und Perspektivenwechsel zwischen Imagination und Wirklichkeit werden auch ästhetisch sichtbar. Man glaubt den Mief des Klassenzimmers, in dem der Lehrer und sein Schüler in verschwiegenen Sitzungen über der Beschreibung der "Raphas" brüten, förmlich zu riechen. Im Gegensatz zum realistisch grauen Schulalltag ist das Objekt ihrer literarischen Fantasien, Raphaëls Heim, von einer leicht hyperrealen Aura umgeben. Besonders in Claudes Wahrnehmung wirkt die kleine Villa im flirrenden Licht wie ein Traumschlösschen. Schließlich taucht Germain selbst, nur für den Zuschauer sichtbar, im Salon auf und schaut Claude beim Flirtversuch mit Esther über die Schulter. Wie nebenbei wirft er beunruhigende Fragen auf: Sind Romane (und Filme) gesellschaftlich akzeptierter Voyeurismus? Transzendiert Fiktion die Grenzen des schnöden Alltags, oder verschlimmert die Realitätsflucht den Frust eines ungelebten Lebens?“

Zeit Online[2]

„Es ist eine Vermittlung, die voller Fallen steckt. François Ozon, der sich nach der Komödie Potiche hier einmal mehr als der wandelbarste unter den französischen Filmermachern der Gegenwart erweist, macht sich von Beginn an einen Spaß daraus, Germain (perfekt als Kulturspießer verkörpert von Fabrice Luchini) als den Kasper darzustellen, der in all diese Fallen tappt. Dass wir selbst es sind, die keineswegs bessere Gewissheiten in diesem Spiel mit Fiktionen haben, könnten wir dabei leicht übersehen. Ja, Ozon legt es geradezu darauf an, das Kinopublikum nur noch stärker in die Irre zu führen.“

Frankfurter Allgemeine[3]

„Alles taumelt, die Verlässlichkeit von Wirklichkeit und Wahrnehmung ist dahin, vielleicht auch gar nicht mehr wichtig. Ozon verunmöglicht es, noch zwischen irgendwelchen Ebenen klar unterscheiden zu können, und erreicht damit, dass nur noch eine Sache als sicher wahrgenommen wird: das Erzählte. Alles hat sich in Geschichte aufgelöst, hämisch grinsend thront sie über Geschehenem und Erdachtem und bleibt der letzte Rest, an den es sich zu klammern lohnt. Ozon zelebriert das Erzählen als übermächtiges Instrumentarium, das sich subtil und schleichend aller Kontrolle entzieht.“

critic.de – die Filmseite[4]

Beim 60. Festival Internacional de Cine de San Sebastián gewann der Film die „Goldene Muschel“ für den besten Film und den Preis der Jury für das beste Drehbuch.[5] Auf dem Tromsø Internasjonale Filmfestival verlieh die Jury der Internationalen Filmklub-Vereinigung (FICC) dem Werk 2013 den Don-Quijote-Preis.[6]

Einzelnachweise

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  1. Archivlink (Memento des Originals vom 6. Januar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.institutfrancais.de (dt. Der Junge aus der letzten Reihe) abgerufen am 13. Mai 2013
  2. Wenn du schreibst, dass du begehrst, muss du begehren bei Zeit Online
  3. Hatten wir eigentlich was in Liebe auf? bei Frankfurter Allgemeine
  4. Josef Lommer: In ihrem Haus. critic.de – die Filmseite, 29. Oktober 2012, abgerufen am 4. April 2013.
  5. Lemonde.fr – François Ozon récompensé au Festival de San Sébastian, abgerufen am 14. Oktober 2012
  6. Prisdryss på TIFF. Tromsø Internasjonale Filmfestival, 19. Januar 2013, abgerufen am 27. Januar 2013 (norwegisch).