Inge Rackwitz wurde im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg in einer jüdischen Familie geboren. Ihr Vater war Bankangestellter und leitete mehrere Synagogenchöre. 1933 wurde er wie alle anderen jüdischen Angestellten entlassen. Sie besuchte die Grundschule und später wie ihre ältere Schwester das Lyzeum in Berlin-Lankwitz.[2] Gelegentlich wurden sie als Juden auf dem Schulweg verprügelt oder waren anderen Diskriminierungen ausgesetzt. Nach Inkrafttreten der nationalsozialistischen Rassegesetze musste sie das Lyzeum am 31. März 1938 vorzeitig verlassen.[3] Bei den Verhaftungen der Reichspogromnacht wurde auch ihr Vater in das KZ Sachsenhausen verschleppt. Ihre Eltern wurden später im KZ Auschwitz ermordet.[2]
Im Herbst 1947 kehrte sie nach Ost-Berlin zurück. Angeregt durch den ebenfalls aus dem britischen Exil zurückgekehrten Musikwissenschaftler Ernst Hermann Meyer studierte sie ab Oktober 1948 Musikwissenschaften an der Humboldt-Universität in Ost-Berlin. 1950 heiratete sie und nahm den Namen Lammel an. Der Ehe entstammen zwei Kinder. Inge Lammel wurde 1975 zum Thema Arbeiterlied promoviert. Sie baute das Arbeiterliedarchiv an der Akademie der Künste der DDR auf und leitete es von 1954 bis 1985. In dieser Zeit brachte sie zahlreiche Sammlungen politischer Lieder heraus. Ab 1991 erforschte sie das Schicksal jüdischer Familien in Berlin-Pankow.[5] Sie war Mitbegründerin des Pankower Bundes der Antifaschisten.
2006 gehörte Inge Lammel zu den Unterstützern der „Berliner Erklärung“ der Initiative „Schalom 5767 – Frieden 2006“,[6] die für eine Palästina-Politik entsprechend den Grundsätzen des Humanismus und des Völkerrechts eintritt.
Bibliographie der deutschen Arbeiterliedbücher 1833–1945. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1977.
Das Jüdische Waisenhaus in Berlin. Seine Geschichte in Bildern und Dokumenten. Verein der Förderer und Freunde des ehemaligen Jüdischen Waisenhauses in Pankow, Berlin 2001, ISBN 978-3-9808577-1-0, DNB1055916849.
Alexander Beer: Baumeister der Berliner Jüdischen Gemeinde. Stiftung Neue Synagoge Berlin, Centrum Judaicum. Hentrich und Hentrich, Teetz, Berlin 2006, ISBN 3-938485-20-5 (= Jüdische Miniaturen. Band 41).
Arbeiterlied – Arbeitergesang. Hundert Jahre Arbeitermusikkultur in Deutschland. Aufsätze und Vorträge aus 40 Jahren 1959–1998. Hentrich und Hentrich, Berlin 2002, ISBN 3-933471-35-4.