Iwan Petrowitsch Iwanow-Wano (russisch Иван Петрович Иванов-Вано; * 27.jul. / 8. Februar 1900greg. in Moskau; † 25. März 1987 ebenda) war ein sowjetischer Animationsfilm-Regisseur, Drehbuchautor und künstlerischer Leiter.[1]
Iwan Iwanow-Wano wurde als Sohn einer aus dem Gouvernement Kaluga nach Moskau übergesiedelten Bauernfamilie geboren.[2] Er absolvierte bis 1923 ein Studium am Wchutemas, wo Ilja Maschkow sein Lehrer war.[3] Zunächst wollte er Buch- und Magazinillustrator werden, ging jedoch auf Vermittlung seines Jugendfreundes Wladimir Sutejew im Herbst 1924 an die Moskauer Filmschule, wo auch andere Wchutemas-Absolventen wie Nikolai Petrowitsch Chodatajew, Juri Alexandrowitsch Merkulow und Senon Komissarenko studierten.[2]
1925 war Iwanow-Wano als Animator an Китай в огне (Kitai w ogne), dem ersten sowjetischen Animationsfilm,[1] beteiligt,[4] Zwei Jahre später führte er erstmals Co-Regie; zusammen mit Merkulow und Daniil Jakowlewitsch Tscherkes entstand Сенька-африканец (Senka-afrikanez).[5] Das Drehbuch beruht auf Vorlagen von Kornei Tschukowski,[3] die Verarbeitung folkloristische Motive und die Fixierung auf ein jüngeres Publikum stellten eine Premiere für das Animationsfilmgenre in der UdSSR dar. Diese Ausrichtung sollte für Iwanow-Wanos weitere Laufbahn wegweisend sein. 1936 ging er zum Sojusmultfilmstudio, wo die überwiegende Zahl seiner Werke entstand.[3] Drei Jahre später gründeten er, Boris Wladimirowitsch Dubrowski-Eschke, Fjodor Semjonowitsch Bogorodski und S. Koslowski eine eigene Abteilung innerhalb des Staatlichen All-Unions-Instituts für Kinematographie. Iwanow-Wano leitete darin die Ausbildung von Regisseuren für Animationsfilme, seit 1952 trug er den Titel eines Professors.[1] Zu seinen Schülern gehörten Alina Alexejewna Speschnewa, die u. a. für Roman Katschanow Filme animierte,[6] Francesca Alfredowna Jarbusowa, Alexandra Sneschko-Blozkaja, Sergei Alexandrowitsch Alimow und Stanislaw Michailowitsch Sokolow. Auch Juri Norstein arbeitete in der Frühphase seiner Laufbahn mit Iwanow-Wano zusammen. Obwohl seine Arbeitsweise großen Einfluss auf seine Schüler ausübte, stand er jedoch in dem Ruf, deren Eigenständigkeit und individuelle Kreativität stets zu fördern.[2]
1960 wechselte Iwanow-Wano innerhalb des Filmstudios zur Abteilung für Puppentrickfilme.[3]
Über einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren war Iwanow-Wano an 42 Filmen als Regisseur beteiligt, schrieb 26 Drehbücher und trat fünfmal als künstlerischer Leiter in Erscheinung. Viele seiner Werke beruhten auf bekannten Vorlagen wie Три мушкетёра (Tri muschketjora, 1938) nach Alexandre Dumas’ Die drei Musketiere, Конёк-горбунок (Konjok-gorbunok, 1947 und 1975) nach Pjotr Jerschows gleichnamigem Kunstmärchen, Гуси-Лебеди (Gusi-Lebedi, 1949) auf Grundlage des Volksmärchens Wilde Schwäne, die Schneewittchen-Adaption Сказка о мертвой царевне и о семи богатырях (Skaska o mertwoi zarewne u o semi bogatyrjach, 1951), Снегурочка (Snegurotschka, 1952), Приключения Буратино (Prikljutschenija Buratino, 1959) auf Grundlage von Alexei Tolstois Burattino, Как один мужик двух генералов прокормил (Kak odin muschik dwuch generalow prokormil, 1965) nach Michail Saltykow-Schtschedrins gleichnamiger Geschichte und Zar Saltan und die Wunderinsel (Skaske o zare Saltane, 1984) nach Puschkins Das Märchen vom Zaren Saltan.[7] Zusammen mit Michail Alexandrowitsch Botow produzierte er 1957 mit Песня о дружбе (Pesnja o druschbe) außerdem einen Film für die Weltfestspiele der Jugend und Studenten.[8] Als eines seiner größten Werke gilt jedoch Левша (Lewscha, 1964), eine Verfilmung von Nikolai Leskows Der Linkshänder. Das Projekt wurde über einen Zeitraum von 30 Jahren vorbereitet, ehe Iwanow-Wano es in seinem Sinne als realisierbar erachtete. Juri Norstein, selbst auch ein Kenner folkloristischer Themen, war hier als Animateur beteiligt. Viele von Iwanow-Wanos Werken zählen als Klassiker[2] und fanden auch internationale Verbreitung. Deutschsprachige Fassungen wurden jedoch bisher nur von Die zwölf Monate (1956), Das bucklige Pferdchen (1975) und Zar Saltan und die Wunderinsel (1984) produziert.
Über sein filmisches Schaffen hinaus war Iwanow-Wano, der seit 1951 der KPdSU angehörte,[1] auch Autor von Рисованный фильм (Risowanny film), einem Buch über den Animationsfilm. 1980 veröffentlichte er seine Autobiografie Кадр за кадром (Kadr sa kadrom).[3]
Iwanow-Wano starb 87-jährig in seiner Geburtsstadt und wurde auf dem Nowodewitschi-Friedhof beigesetzt.[3]
Iwanow-Wano wurde 1957 zum Verdienten Kunstschaffenden der RSFSR ernannt, 1969 und 1985 folgten die Titel Volkskünstler der RSFSR und Volkskünstler der UdSSR. Er war außerdem Träger des Leninordens, des Ordens der Oktoberrevolution, des Ordens des Roten Banners der Arbeit und der Medaille „Für heldenmütige Arbeit im Großen Vaterländischen Krieg 1941–1945“. 1944 wurde er „für erfolgreiche Arbeiten auf dem Gebiet des sowjetischen Filmwesens während des Zweiten Weltkriegs und der Veröffentlichung wertvoller Werke“ gewürdigt.[1] Für seine Filme В некотором царстве (W nekotorom zarstwe, 1957), Левша und Времена года (Wremena goda, 1968) erhielt Iwanow-Wano 1970 den „Gebrüder Wassiljew“ Staatspreis der RSFSR.[3]
Auch einzelne Filme aus seinem Schaffen wurden mehrfach ausgezeichnet:[1]
Iwanow-Wano ist ferner im United Art Rating aufgeführt, in dem u. a. seine „erkennbare individuelle Handschrift“ ("с узнаваемым индивидуальным почерком") hervorgehoben wird.[2]
Iwanow-Wano spielte in seiner Jugend Hockey und Fußball, u. a. im Mittelfeld für ZDKA Moskau. Des Weiteren kochte er gern und war ein passionierter Angler und Pilzsammler.[3]
Er hatte eine Tochter namens Galina.[9]
Personendaten | |
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NAME | Iwanow-Wano, Iwan Petrowitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Иванов-Вано, Иван Петрович (russisch) |
KURZBESCHREIBUNG | sowjetischer Zeichentrickfilm-Regisseur, Drehbuchautor und künstlerischer Leiter |
GEBURTSDATUM | 8. Februar 1900 |
GEBURTSORT | Moskau |
STERBEDATUM | 25. März 1987 |
STERBEORT | Moskau |