Jan Brueghel der Jüngere

Jan Brueghel d. J.: Satire auf die Tulpenmanie, nach 1637, Öl auf Holz, 31 × 49 cm, Frans Hals Museum, Haarlem

Jan Brueghel der Jüngere [ˈbɾøːɣəl] (* 13. September 1601 in Antwerpen; † 1. September 1678 ebenda) war ein flämischer Landschafts-, Blumen- und Tiermaler des Barock.

Jan wurde 1601 als erstes Kind Jan Brueghels des Älteren und der Isabella de Jode geboren. Zwei Jahre nach seiner Geburt starb seine Mutter. Im September 1605 heiratete sein Vater Katharina van Marienburg, mit der er acht Kinder hatte. Zu der Stiefmutter Katharina van Marienburg hatte Jan kein gutes Verhältnis. So soll sich sein Vater einmal bei Kardinal Federico Borromeo beklagt haben, dass der durch Italien reisende Sohn seine Stiefmutter in seinen Briefen nicht einmal grüßen lasse.

Die Bestimmung des Erstgeborenen dürfte es von Anfang an gewesen sein, die Familientradition der Malerei fortzuführen. Sein Vater war neben Rubens einer der geachtetsten Maler des frühen 17. Jahrhunderts. Im Alter von zehn Jahren dürfte der kleine Jan im Atelier des Vaters mit der Ausbildung begonnen haben.

Jan Brueghel d. J.: Das Paradies, um 1650, Öl auf Holz, 60,0 × 42,4 cm, Gemäldegalerie, Berlin. Das Bild galt früher als eine Kopie nach einem Gemälde von Jan Brueghel d. Ä., das sich im Prado, Madrid befindet.[1] Heute wird auch das Bild im Prado Jan dem Jüngeren zugeschrieben.[2]

Reise durch Italien

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Am 7. Mai 1622 verließ Jan der Jüngere in Begleitung mehrerer junger Leute, unter ihnen Philip de Momper, ein Sohn des väterlichen Freundes Joos de Momper, die Heimatstadt Antwerpen. In Italien war Mailand ihr erstes Ziel. Ende Juni traf Jan dort im Hause des Kardinals Borromeo ein, der ein Mäzen und Freund seines Vaters war. Im Oktober 1622 ging die Reise weiter nach Genua. Dort wohnte er bei seinen Cousins Lucas und Cornelis de Wael. Im Frühjahr des Jahres 1623 schiffte er sich gegen den Willen des Vaters und des Kardinals nach Sizilien ein, wo im Herbst sein Freund Anton van Dyck zu ihm stieß. Wegen Krankheiten musste er die Insel verlassen, reiste nach Malta, wo sich sein Gesundheitszustand offenbar besserte. Anfang des Jahres 1625 erfuhr Jan vom Tod seines Vaters und dreier seiner Geschwister. Im Lazarett von Genua verbrachte Jan wegen des möglichen Verdachts auf eine Pestinfizierung 17 Tage in Quarantäne; von Genua ritt er nach Mailand, kam dort krank an und machte wieder Station bei Kardinal Borromeo. Nach seiner Genesung reiste er weiter nach Turin, von dort über Lyon und Paris nach Antwerpen.

Anfang August 1625 gelangte er zu Hause an und wurde mit nur 24 Jahren Oberhaupt seiner großen Familie. Im August 1625 kurz nach der Rückkehr aus Italien, ließ sich Jan als Mitglied in die Lukasgilde, die Vereinigung aller Maler der Stadt Antwerpen, sowie in der Rhetorikkammer De Violierene eintragen. 1626 heiratete er Anna Maria Janssens, Tochter des Malers Abraham Janssens in der Antwerpener Kathedrale. Trauzeugen waren der Onkel Pieter Brueghel der Jüngere, ebenfalls Maler, sowie der Schwiegervater Abraham Janssens. Aus dieser Ehe stammten elf Kinder. Von den elf Kindern Jans waren sieben Söhne, fünf davon ergriffen ebenfalls den Beruf des Malers:

  • Jan Pieter, der Älteste, arbeitete bei Demery in Lüttich,
  • Abraham Brueghel (1631–1697) ging in jungen Jahren nach Italien,
  • Ambrosius und Philip arbeiteten in Paris,
  • Jan Baptist, der jüngste, ging später zu seinem Bruder Abraham nach Neapel.

1630 und 1631 war Jan Brueghel der Jüngere Dekan der Lukasgilde; diese Zeit gilt als die erfolgreichste und glücklichste seines Lebens. Danach wurde es immer schwieriger für ihn, seine Bilder zu verkaufen. Aufschwung und öffentliche Anerkennung erhielt er noch einmal im Jahre 1651 durch Aufträge des österreichischen Hofes, die sein Schwager David Teniers der Jüngere vermittelt hatte, der 1647 zum Hofmaler und Konservator Erzherzog Leopold Wilhelms ernannt worden war. Am 1. September 1678 starb Jan Brueghel der Jüngere im Alter von 76 Jahren in seinem Haus in Antwerpen.

Die Malerei Jan Brueghels d. J. ist stark von seinem Vater geprägt, dessen Schüler, Mitarbeiter und offizieller Nachfolger er war und von dessen Gemälden er getreue und freie Kopien schuf. Seine eigenen Werke gehören auch zu denselben Gattungen: Landschaften mit kleinen Staffagefiguren und Genreszenen, Blumen und Girlanden, Tierdarstellungen, Darstellungen der Elemente u. ä. Aus diesen Gründen, und obwohl er im Allgemeinen nicht die große malerische Feinheit und Raffinesse seines Vaters erreichte, gab und gibt es teilweise Zuschreibungsprobleme.[3]

Ab den 1630er Jahren entfernte er sich nach und nach vom Vorbild der präzisen Feinmalerei seines Vaters, seine eigene Malerei wurde lockerer und legerer,[4] teilweise fast aquarell-artig, in der Wirkung auch einfacher und (nach-)lässiger. Im Farbakkord seiner Landschaften treten die Brauntöne stärker hervor, die Grüntöne werden oft etwas zarter, während das bei seinem Vater oft leuchtende, ziemlich charakteristische Blau von Himmel und Ferne bei Jan Brueghel d. J. stark verblasst – das Kolorit seiner späteren Werke erinnert damit etwas an seinen Großvater Pieter Brueghel d. Ä.

Jan Brueghel d. J. und Peter Paul Rubens: Pan und Syrinx, Öl auf Eichenholz, 51,4 × 85,6 cm, Staatliches Museum, Schwerin. Rubens malte die beiden Figuren, Brueghel die Landschaft. In einer anderen Version in Pommersfelden ist die Landschaft völlig verschieden.

Wie sein Vater arbeitete er häufig mit anderen Malern zusammen, besonders bei mythologischen und allegorischen Themen, bei denen er die Landschaften beisteuerte, und bei Madonnenbildnissen, die er mit Blumengirlanden umrahmte. Zu seinen Kollaborateuren gehörten neben seinem Schwiegervater Abraham Janssens und seinem Neffen Jan van Kessel, auch Pieter van Avont, Sebastian Vrancx, Abraham van Diepenbeeck, Frans Wouters, Gonzales Coques, sowie Hendrik van Balen und Peter Paul Rubens,[3] welch letztere bereits wichtige Werke mit seinem Vater zusammen geschaffen hatten.

Von besonderer Qualität sind die beiden mit Rubens gemalten Bilder Christus bei Martha und Maria (National Gallery of Ireland, Dublin) sowie zwei Versionen von Pan und Syrinx (in Schloss Pommersfelden und im Staatlichen Museum Schwerin), bei denen die von Rubens (oder dessen Werkstatt ?) gemalten beiden Figuren fast identisch sind, aber die von Jan Brueghel d. J. gemalten Landschaften völlig verschieden. Unter den eigenständigen, von seinem Vater unabhängigen, Kreationen von Jan Brueghel d. J. stechen auch mehrere, wahrscheinlich in den 1630ern gemalte Versionen des Noli me tangere hervor, bei denen die teilweise fast gleichen Figuren von Jesus und Maria Magdalena von anderen Malern (Hendrik van Balen ?) ausgeführt wurden, aber die teilweise ganz verschiedenen Hintergründe von Brueghel; eine besonders gelungene Variante befindet sich heute (Stand 2022) in der Finnischen Nationalgalerie (Helsinki), andere Varianten in Privatsammlungen.[4]

Werke (Auswahl)

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  • Jungfrau im Paradiese. Nationalgalerie Athen
  • Rast auf der Flucht nach Ägypten. Mit Figurenstaffage von Cornelis de Vos. Privatsammlung Wien
  • Die Fünf Sinne. Figurenstaffage von Apshoven. Privatsammlung Deutschland
  • Gebirgslandschaft mit Reiter. Figuren von Brueghel, Landschaft von Joost de Momper
  • Luft und Feuer. Öl auf Eichenholz, 52 × 85,5 cm. Alte Pinakothek, München, Inv. Nr. 1997
  • Das Gefühl (Venus und Amor unter Kriegsgerät). Öl auf Holz, 71 × 115 cm. Alte Pinakothek, Inv. Nr. 4945
  • Allegorie der Tulipomanie, Öl auf Holz, 30 × 47,5 cm. Eine weitere Fassung befindet sich im Frans Hals Museum als Satire op de Tulpomania (Persiflage auf die Tulpomanie), Öl auf Holz, 31 × 49 cm. Beide etwa 1640.
Commons: Jan Brueghel (II) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Emile Michel, Victoria Charles: The Brueghels. Confidential/Parkstone Press International, New York (o. J.), S. 208 und 210 (Bild Nr. 129)
  2. Brueghel El Joven, Jan: El paraiso terrenal auf der Website des Prado, Madrid (spanisch oder englisch; Abruf am 19. Januar 2021)
  3. a b Emile Michel, Victoria Charles: The Brueghels, Confidential/Parkstone Press International, New York (o. J.), S. 231.
  4. a b Jan Brueghel II : Noli me tangere, Artikel von Klaus Ertz zu einer im April 2016 im Dorotheum versteigerten Version (englisch; Abruf am 17. Januar 2021).