Jean-Jacques Barthélemy (auch: Abbé Barthélemy; * 20. Januar 1716 in Cassis; † 30. Januar 1795 in Paris) war ein französischer Gräzist, Altertumsforscher, Numismatiker, Schriftsteller, Mitglied der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres und Mitglied der Académie française.
Jean-Jacques Barthélemy entstammte einer alteingesessenen Familie aus Aubagne bei Marseille. Mit vier Jahren verlor er seine Mutter. Zur Schule ging er in Marseille, zuerst bei den Oratorianern, die aber bei Bischof Belsunce, der Jesuit war, als jansenistisch galten und nicht gut gelitten waren, dann bei den Jesuiten, wo er mit der Gelehrsamkeit in Berührung kam. In vorläufigem Festhalten an der geistlichen Karriere wechselte er in das Priesterseminar der Lazaristen, entschied sich jedoch für die Altertumswissenschaft und verließ 1741 das Seminar ohne Priesterweihe, wenn auch mit Tonsur. Er wandte sich an die Académie de Marseille und fand in Félix Cary (1699–1754) einen Mentor, der ihn in die Numismatik einführte und ihn im Studium der orientalischen Sprachen unterstützte.
Im Juni 1744 ging er mit einem Empfehlungsschreiben an Claude Gros de Boze nach Paris, wurde gnädig aufgenommen und lernte im Umkreis von de Boze Duclos, Foncemagne, den Grafen Caylus und Claude Sallier kennen. 1745 machte ihn de Boze, der das königliche Münz- und Antikenkabinett leitete, zu seinem Assistenten und verhalf ihm 1747 zur Aufnahme in die Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, in deren Organ er zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten publizierte. Gleichzeitig war er eine Art Edelhelfer des Grafen Caylus. Als de Boze 1753 starb, wurde er dessen numismatischer Nachfolger und brachte die Medaillensammlung in den langen Jahren seines Wirkens von 20 000 auf 40 000 Einheiten.
1753 lernte er das Ehepaar Choiseul kennen, Étienne-François de Choiseul und Louise Honorine Crozat du Châtel Choiseul (1734–1801), mit dem ihn eine lebenslange unverbrüchliche Freundschaft und Schicksalsgemeinschaft verbinden sollte. Die Anwesenheit des Botschafters Choiseul in Rom gab dem im Juni 1755 in die Royal Society und die Society of Antiquaries of London aufgenommenen Barthélemy Gelegenheit zu einer dreijährigen Rom- und Neapelreise ab August 1755, die er ausgiebig für archäologische Studien- und Sammlertätigkeit nutzte, zeitweise im Briefwechsel mit dem Grafen Caylus und dem Theatiner Paolo Maria Paciaudi (1710–1785).
Zurück in Paris verschaffte ihm Choiseul einträgliche Pfründen. 1766 wurde er in der Académie des Inscriptions Pensionär. Als die Choiseuls von 1770 bis 1774 auf das Schloss Chanteloup verbannt waren, teilte er ihre Abgeschiedenheit. Choiseuls Tod 1785 ging ihm so nahe, dass er sich zum Trost einen Roman schrieb, dessen Idee ihm bereits 30 Jahre zuvor in Italien gekommen war: Reise des jungen Anacharsis durch Griechenland vierhundert Jahre vor der gewöhnlichen Zeitrechnung. Der Roman erschien 1788 in 7 Bänden und wurde einer der größten Bucherfolge aller Zeiten. In zahlreiche Sprachen übersetzt, wurde er ein Jahrhundert lang verlegt (heute vergessen). In Bewunderung des Buches bat ihn die Académie française, sich für die Mitgliedschaft zu bewerben. Am 5. März 1789 wurde er als letztes Mitglied vor der Auflösung in die Akademie (Sitz Nr. 19) gewählt und am 25. August 1789 feierlich aufgenommen.
Am 2. September 1793 wurde der 77-jährigen Barthélemy im Zuge der Französischen Revolution festgenommen und im Kloster der Madelonnettes eingekerkert. Mit Hilfe des Revolutionärs Edme-Bonaventure Courtois (1754–1816) hatte ihn Madame Choiseul (die später selbst vorübergehend festgenommen wurde) unter Einsatz ihrer Person nach 16 Stunden wieder freigekämpft. Anderthalb Jahre später starb er im Alter von 79 Jahren. In Aubagne erinnert die Straße Cours Barthélemy an ihn. Sein Denkmal steht auf dem Friedhof Cimetière des Passons in Aubagne.
Personendaten | |
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NAME | Barthélemy, Jean-Jacques |
ALTERNATIVNAMEN | Barthélemy, Abbé |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Gräzist, Altertumsforscher, Numismatiker, Schriftsteller, Mitglied der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres und Mitglied der Académie française |
GEBURTSDATUM | 20. Januar 1716 |
GEBURTSORT | Cassis |
STERBEDATUM | 30. Januar 1795 |
STERBEORT | Paris |