Jean Bruno Wladimir François-de-Paule Le Fèvre d’Ormesson (* 16. Juni 1925 in Paris; † 5. Dezember 2017 in Neuilly-sur-Seine[1]) war ein französischer Schriftsteller und Journalist, Mitglied der Académie française. Er galt als der „Nestor der französischen Literaturkritik“.[2]
D’Ormesson war der Sohn des französischen Diplomaten André Le Fèvre d’Ormesson (1877–1957), der zeitweise Attaché in Deutschland und später französischer Botschafter in Bukarest und Rio de Janeiro war. Wegen seiner politischen Einstellung wurde der Vater „Le Marquis Rouge“ genannt und verhalf in seiner Zeit in Deutschland in der Zeit des Aufstiegs des Nationalsozialismus vielen Juden zur Flucht. Zu den Vorfahren, die ihren Sitz seit dem 16. Jahrhundert in Ormesson-sur-Marne bei Paris hatten, zählte unter anderem ein Minister unter Ludwig XVI., ein weiterer war Berichterstatter im Prozess gegen Finanzminister Nicolas Fouquet. Seine Mutter Marie Anisson du Perron († 1975) stammte aus der konservativen und ehemals royalistischen Familie Le Peletier, die vor der französischen Revolution traditionell die Parlamentspräsidenten in Paris stellten. D’Ormesson verbrachte seine Sommerferien im Schloss der Familie Le Peletier in Saint-Fargeau, was er in seinem Roman Wie es Gott gefällt (frz. Au Plaisir de Dieu) darstellt.[3] Weitere Stationen seiner Jugend waren die Wirkungsorte seines Vaters, München bzw. Bayern (1925–1933), weshalb er in seiner Jugend nach eigenen Aussagen besser Deutsch als Französisch sprach,[4] Bukarest und Rio (ab 1937). Ab 1939 studierte er an der Elitehochschule École normale supérieure (ENS) Literatur, Geschichte und Philosophie.
Der Schriftsteller hatte das Renommee eines Dandys und erhielt Spitznamen wie „Jean d’O“ oder „Le petit homme vert“ während seiner Zeit bei Le Figaro – eine Anspielung auf das Ornat der Akademie. Seine Laufbahn begann d’Ormesson als Journalist; seinen ersten Artikel veröffentlichte er 1950 bei Paris Match, weitere folgten in Zeitschriften wie Elle, Marie-Claire, La Nouvelle Revue Française, Le Parisien. Ab 1952 war er stellvertretender Chefredakteur und ab 1971 Chefredakteur der von Roger Caillois gegründeten kosmopolitischen Intellektuellen-Zeitschrift Diogène (Diogenes).
Von 1974 bis 1977 war d’Ormesson Generaldirektor von Le Figaro, für die er auch Kolumnen schrieb. D’Ormesson tauchte auch häufig in literarischen Sendungen des französischen Fernsehens auf.
Eine „offizielle“ Stellung bekam er dank der Vermittlung eines Studienfreundes: 1950 wurde er Generalsekretär des „Internationalen Rats für Philosophie und Geisteswissenschaften“ (Conseil international de la philosophie et des sciences humaines) bei der UNESCO (damaliger Sitz im ehemaligen Hotel Majestic in Paris), dessen Präsident er 1992 wurde. Ormesson war auch mehrfach Kabinettsberater (beim Erziehungsministerium und beim Sekretär für Jugend und Sport) und in mehreren französischen offiziellen Delegationen, zum Beispiel zur Generalversammlung der Vereinten Nationen 1948.
Seine Romane spiegeln häufig seinen gesellschaftlichen Hintergrund. Für seinen Publikumserfolg La Gloire de l’Empire (1971) erhielt er den „Grand Prix du Roman“ der Académie française. Ein weiterer großer Erfolg war Au Plaisir de Dieu (1974). Für Voyez comme on danse (von 2001) erhielt er den Prix Combourg. Neben Romanen schrieb er auch Essays, historische Bücher (zum Beispiel mit anderen über Jules Mazarin 1959), Biographien (wie von Chateaubriand, der nach eigenen Aussagen eines seiner Vorbilder war[5]) und eine Literaturgeschichte. Seine Werke Au plaisir de Dieu und Mon dernier rêve sera pour vous wurden für das Fernsehen verfilmt; in letzterem Mehrteiler übernahm er eine kleine Nebenrolle. Im Jahr 2012 war er in der Rolle des französischen Präsidenten im Spielfilm Die Köchin und der Präsident in den Kinos zu sehen.
D’Ormesson war ab 2002 Großoffizier der Ehrenlegion.[6] Er hatte den Orden zwar akzeptiert, weigerte sich jedoch, ihn zu tragen. Im Jahr 1973 wurde er als Nachfolger von Jules Romains Mitglied der Académie française,[7] als damals jüngstes je berufenes Mitglied seit Maurice Barrès. 1979 wurde er zum Korrespondierenden Mitglied der Academia Brasileira de Letras gewählt. Für Je dirai malgré tout que cette vie fut belle wurde d’Ormesson 2016 mit dem Prix Saint-Simon ausgezeichnet.
Sein Bruder Henry d’Ormesson (1921–1995) war ein hoher Verwaltungsbeamter und leitender Angestellter bei Électricité de France sowie ab 1971 Generalinspektor der Finanzen. Sein Onkel Wladimir d’Ormesson (1888–1973) war ebenfalls Schriftsteller und Akademiemitglied sowie Botschafter Frankreichs in Rom und Buenos Aires.
Er war der Vater der Verlegerin Héloïse d’Ormesson (* 1962) vom gleichnamigen Verlag, in dem auch d’Ormesson publizierte.
Personendaten | |
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NAME | Ormesson, Jean d’ |
ALTERNATIVNAMEN | Le Fèvre d’Ormesson, Jean Bruno Wladimir François-de-Paule |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 16. Juni 1925 |
GEBURTSORT | Paris |
STERBEDATUM | 5. Dezember 2017 |
STERBEORT | Neuilly-sur-Seine |