Johann Pflugbeil

Johann Pflugbeil (* 24. August 1882 in Hütten bei Königstein; † 21. Oktober 1951 in Stuttgart-Degerloch) war ein deutscher Generalleutnant im Zweiten Weltkrieg.

Militärlaufbahn

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Johann Pflugbeil trat 1904 in die Sächsische Armee ein und diente im 15. Infanterie-Regiment Nr. 181. Er war während des Ersten Weltkriegs von 1914 bis 1918 Kompaniechef und Bataillonskommandeur an der Ostfront[1] und wurde am 3. November 1918 mit dem Kommandeurkreuz II. Klasse des Militär-St.-Heinrichs-Ordens beliehen.[2] Zuvor hatte er beide Klassen des Eisernen Kreuzes erhalten.

Nach Ende des Krieges wurde er 1920 in die Reichswehr übernommen, stieg 1933 als Oberst zum Kommandeur des Infanterie-Regiments 10 auf und avancierte 1936 zum Generalmajor. 1937 war er Landwehr-Kommandeur Breslaus[3][4] und war 1938 nach 34. Dienstjahren aus dem Militärdienst ausgeschieden.

1939 wurde er aber wieder für den aktiven Militärdienst reaktiviert.[5] Vom 26. August 1939 über den Beginn des Zweiten Weltkriegs bis zum 5. Juli 1942 führte Pflugbeil, seit 1. Oktober 1939 Generalleutnant, die neu aufgestellte 221. Infanterie-Division, später in 221. Sicherungs-Division umbenannt.[6] Trotz der bekannten Mängel der Division tat Pflugbeil nichts dagegen, dass der Verband im verlustreichen Partisanenkrieg eingesetzt wurde.[7] Ihm traute man wohl nicht nur aufgrund des Alters nicht mehr zu, einen Kampfverband zu kommandieren, sodass er bis Kriegsende weder weiter befördert wurde noch ein ernsthaftes Kommando übernehmen konnte.[3] Dennoch wurde er am 11. April 1942 mit dem Deutschen Kreuz ausgezeichnet. Von der Aufstellung im September 1942 bis Kriegsende war er Kommandeur der 388. Feldausbildungs-Division.[8] Gleichzeitig wurde er in der Zeit Kampfkommandant von Mitau und erhielt für seine Tätigkeiten in dieser Position am 12. August 1944 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.[9]

Kriegsverbrechen

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Pflugbeil wurde in Zusammenhang mit den Kriegsverbrechen in Bialystok im Juni 1941 gebracht, da die von ihm damals kommandierte Division in diesem Gebiet eingesetzt war und er die Befehle für die Behandlung der Zivilbevölkerung herausgegeben hatte, welche Grundlage für die Ausschreitungen wurden.[10] Er beklagte sich zwar über die Vorfälle, ließ das Polizei-Regiment aber gewähren. So wird berichtet, dass als einige Juden in Todesangst um ihr Leben baten, ein Polizist vor den Augen von Pflugbeil auf diese urinierte und Pflugbeil sich nur abwandte und ging! Anschließend versuchte er im Kriegstagebuch die Exzesse zu vertuschen, bescheinigte den Einheiten seine „vollste Anerkennung“ und verlieh sogar Orden für das Kriegsverbrechen.[11][12][13][14] So ließ er auch festhalten, dass die Synagoge in Bialystok in Brand geriet, nicht weil sie angezündet wurde, sondern weil sie in Brand geschossen wurde, weil aus ihr geschossen wurde.[15] Im Białystok-Prozess war er posthum 1968 im Urteil Benannter.[16][17]

Der General der Flieger Curt Pflugbeil war der Bruder von Johann Pflugbeil.

Einzelnachweise

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  1. Ben H. Shepherd: Terror in the Balkans. Harvard University Press, 2012, ISBN 978-0-674-06513-0, S. 254 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. SLUB Dresden: Der Königlich Sächsische Militär-St.-Heinrichs-Orden. Abgerufen am 25. März 2023 (deutsch).
  3. a b Christian Hartmann: Wehrmacht im Ostkrieg: Front und militärisches Hinterland 1941/42. Walter de Gruyter, 2012, ISBN 978-3-486-70226-2, S. 165 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Günter Wegner: Stellenbesetzung der Deutschen Heere 1815–1939. Biblio Verlag, 1990, S. 857 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Samuel W. Mitcham: Crumbling Empire: The German Defeat in the East, 1944. Praeger, 2001, ISBN 0-275-96856-1, S. 156 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Samuel W. Mitcham: German Order of Battle: 1st-290th Infantry divisions in World War II. Stackpole Books, 2007, ISBN 978-0-8117-3416-5, S. 274 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Jürgen Kilian: Wehrmacht und Besatzungsherrschaft im Russischen Nordwesten 1941–1944: Praxis und Alltag im Militärverwaltungsgebiet der Heeresgruppe Nord. Verlag FerdinandSchöningh GmbH & Co KG, 2012, ISBN 978-3-506-77613-6, S. 128 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Samuel W. Mitcham: German Order of Battle: 291st-999th Infantry divisions, named infantry divisions, and special divisions in World War II. Stackpole Books, 2007, ISBN 978-0-8117-3437-0, S. 90 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Veit Scherzer: Ritterkreuzträger 1939–1945. Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündete Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchivs. 2. Auflage, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2.
  10. Christian Hartmann: Wehrmacht im Ostkrieg: Front und militärisches Hinterland 1941/42. Walter de Gruyter, 2012, ISBN 978-3-486-70226-2, S. 274 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Christian Hartmann: Wehrmacht im Ostkrieg: Front und militärisches Hinterland 1941/42. Walter de Gruyter, 2012, ISBN 978-3-486-70226-2, S. 276 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Prof Nicholas Stargardt: Der deutsche Krieg. 1939–1945. FISCHER E-Books, 2015, ISBN 978-3-10-403503-1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. Ben Shepherd: Terror in the Balkans. Harvard University Press, 2012, ISBN 978-0-674-06513-0, S. 251 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Hamburger Institut für Sozialforschung: Verbrechen der Wehrmacht. Hamburger Institut für Sozialforschung, 2002, S. 594 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  15. Christian Gerlach: Kalkulierte Morde: Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrußland 1941 bis 1944. Hamburger Edition HIS, 2013, ISBN 978-3-86854-567-8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  16. Christian Hartmann: Wehrmacht im Ostkrieg: Front und militärisches Hinterland 1941/42. Walter de Gruyter, 2012, ISBN 978-3-486-70226-2, S. 275 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  17. Thomas F. Schneider: Robert M. W. Kempner (17.10.1899-15.8.1993). Universitätsverlag Rasch, 2000, ISBN 3-935326-03-3, S. 31 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).