Johannes Evangelist Maria Gföllner (* 17. Dezember 1867 in Waizenkirchen, Österreich-Ungarn; † 3. Juni 1941 in Linz) war von 1915 bis 1941 römisch-katholischer Bischof der Diözese Linz.
Johannes Maria Gföllner trat 1879 in das Knabenseminar auf dem Freinberg in Linz ein. Er war Absolvent am Collegium Germanicum in Rom und studierte von 1887 bis 1894 an der Päpstlichen Universität Gregoriana. 1890 wurde er zum Dr. phil. und 1894 zum Dr. theol. promoviert. Die Priesterweihe empfing er am 28. Oktober 1893.
1894/1895 war er Kaplan in Mattighofen, danach bis 1896 Prinzenerzieher bei Erzherzog Karl Stephan von Österreich, in Pola (Pula) und bis 1897 Kaplan in Wels. Anschließend war er Religionsprofessor und Spiritual im Kollegium Petrinum (Knabenseminar). Ab 1. Februar 1910 war Gföllner Professor für Pastoraltheologie in Linz. 1911 wurde er Redakteur der Theologisch-praktischen Quartalschrift und 1913 Chefredakteur. Am 16. Juli 1915 ernannte ihn Kaiser Franz Joseph zum Bischof von Linz. Die Bischofsweihe spendete ihm am 18. Oktober 1915 Kardinal Friedrich Gustav Piffl.
Auch nach dem Ende der Habsburgermonarchie 1918 fühlte er sich als Kirchenfürst und hielt wenig von den Parteien der neu entstandenen Republik Deutschösterreich.
Unter seiner Leitung konnte 1924 der von Bischof Franz Joseph Rudigier begonnene Bau des Mariä-Empfängnis-Doms in Linz abgeschlossen werden. Die feierliche Weihe der neuen Kathedralkirche fand am 29. April 1924 statt. 1928 berief er eine Diözesansynode ein.
Politisch unterstützte er den Katholischen Volksverein (die Christlichsoziale Partei in Oberösterreich) nicht mehr und entfernte 1933 die in der Politik tätigen Priester Ernst Hirsch und Josef Pfeneberger aus der Landesregierung sowie Josef Moser aus dem Bundesrat. Indem er den Katholischen Volksverein in die Katholische Aktion eingliederte, förderte er die Auflösung der Parteien unter Engelbert Dollfuß.
Im Januar 1933 verfasste er, knapp vor Hitlers Machtübernahme im Deutschen Reich, einen Hirtenbrief über den wahren und falschen Nationalismus, den er in seiner Diözese verbreiten ließ. Die österreichische Bischofskonferenz unterstützte diesen Hirtenbrief nicht. Darin lehnte er die nationalsozialistische Rassenlehre als mit dem Christentum unvereinbar ab. Er schrieb, es sei unmöglich, gleichzeitig guter Katholik und wirklicher Nationalsozialist zu sein. Gleichzeitig offenbart der Hirtenbrief aber auch die Ambivalenz der katholischen Position. Gföllner unterschied nämlich einerseits zwischen dem blinden Hass auf alle Juden sowie der jüdischen Religion und der gezielten Ablehnung der Juden, die ihre Religion ablegten, sich dem Zeitgeist anpassten und zum Kommunismus hingezogen fühlten. Im gleichen Hirtenbrief hieß es auch:
„Vom jüdischen Volkstum und von der jüdischen Religion verschieden sei der jüdische, internationale Weltgeist. Zweifellos übten viele gottentfremdete Juden einen überaus schädlichen Einfluß auf fast allen Gebieten aus. Presse, Theater und Kino – vorwiegend von Juden genährt – vergifteten mit zynischen Tendenzen die christliche Volksseele. […] In früheren Zeiten hat man, vornehmlich in italienischen Städten, der jüdischen Bevölkerung ein eigenes Wohngebiet, ein sogenanntes Ghetto, angewiesen, um jüdischen Geist und Einfluß tunlichst zu bannen; die moderne Zeit braucht zwar die Juden nicht des Landes zu verweisen, sollte aber in Gesetzgebung und Verwaltung einen starken Damm aufrichten gegen all den geistigen Unrat und die unsittliche Schlammflut, die vorwiegend vom Judentum aus die Welt zu überschwemmen droht.“
Gföllner war auch Autor des Hirtenbriefes der österreichischen Bischöfe über den Nationalsozialismus vom 21. Dezember 1933. Den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 musste er zur Kenntnis nehmen. Aber als Adolf Hitler im April 1938 den Linzer Mariendom besuchte, ließ sich Bischof Gföllner durch einen Domkapitular, Prälat Karl Schöfecker, vertreten.[1] Der Bischof verhinderte im Juli 1938 durch Verweigerung seiner Unterschrift, dass eine Art Konkordat zwischen der österreichischen Kirche und den Nationalsozialisten abgeschlossen wurde.
Knapp vor seinem Tod konnte er die Ernennung Josephus Calasanz Fließers zum Weihbischof erreichen und ernannte ihn drei Tage vor seinem Tod zum Generalvikar. Bestattet ist Bischof Gföllner in der Krypta des Neuen Doms in Linz.
Im Jahr 1956 wurde im Linzer Bezirk Bindermichl-Keferfeld die Gföllnerstraße nach ihm benannt.[2] Im Linzer Straßennamenbericht[3] wurde Gföllner 2022 in die oberste Kategorie der am schwersten belasteten Personen eingeordnet. Als Begründung wurde angegeben, dass Gföllner „öffentlich und einflussreich Antisemitismus“ propagiert habe und „bei der Abschaffung der Demokratie in Österreich eine zentrale Rolle“ eingenommen habe.[4] Mit Stadtsenatsbeschluss vom 2. März 2023 wurde die Gföllnerstraße in Sterneggstraße umbenannt,[5] nach Ernestine von Sternegg, der Gründerin des wohltätigen Elisabethinenordens in Linz.
Hinter den Wappenschildern das goldene Kreuz mit Mitra und Bischofsstab, darüber der grüne Galero mit jeweils sechs herunterhängend grünen Quasten.[6]
Sein Wahlspruch Haec est victoria, quae vincit mundum, fides nostra („Das ist der Sieg, der die Welt überwindet, unser Glaube“) entstammt dem 1. Brief des Johannes (1 Joh 5,4 EU)
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Rudolph Hittmair | Bischof von Linz 1915–1941 | Josephus Calasanz Fließer |
Personendaten | |
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NAME | Gföllner, Johannes Maria |
ALTERNATIVNAMEN | Gföllner, Johannes Evangelist Maria (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | katholischer Bischof der Diözese Linz |
GEBURTSDATUM | 17. Dezember 1867 |
GEBURTSORT | Waizenkirchen, Oberösterreich |
STERBEDATUM | 3. Juni 1941 |
STERBEORT | Linz |