Renau studierte von 1919 bis 1925 an der Kunsthochschule San Carlos in Valencia und arbeitete zunächst als Grafikdesigner. 1931 trat Renau in die kommunistische Partei ein. In den Jahren 1932 bis 1939 war er Hochschullehrer an der Kunsthochschule in Valencia und betätigte sich als Herausgeber der Zeitschrift Nueva Cultura, deren Titelbilder er auch entwarf. Im Bürgerkrieg gestaltete er im Geiste des Agitprop Propagandamaterial für die republikanischen Truppen. Bei der Belagerung von Madrid gelang es ihm, bedeutende Werke des Prado nach Valencia zu evakuieren,[2] bevor dieser am 16. November 1936[2] auf Anweisung Francos von der deutschen und italienischen Luftwaffe bombardiert wurde. Als Ministerialdirektor für Schöne Künste organisierte er 1937 den Pavillon der Spanischen Republik auf der Weltausstellung in Paris und bestellte bei Pablo Picasso hierfür das Bild Guernica, das zum Inbegriff der Leiden Spaniens in der Zeit des Bürgerkrieges werden sollte.
Nach der Flucht nach Frankreich und der Internierung im Lager Argelès-sur-Meremigrierte Renau 1939 nach Mexiko, um einem gegen ihn verhängten Todesurteil zu entgehen. Er schlug sich zunächst als Gestalter von Filmplakaten durch, bevor er sich auf die Produktion von weiterhin politisch eingefärbten Wandgemälden (Muralismo) und Fotomontagen verlegte. Im Rahmen dieser Tätigkeiten arbeitete er mit zahlreichen Exilanten und mexikanischen Künstlern wie David Alfaro Siqueiros zusammen. Hier begann ab 1949 die Arbeit an seinem Fotomontagewerk The American Way of Life, das sich kritisch auf die im Titel genannten amerikanischen Lebensweise bezog und nach eigener Aussage von John Heartfield beeinflusst wurde.[1] Die grafische Verfremdung von Alltagsgegenständen in diesem Werk wird von Kunsthistorikern als eine Vorausdeutung der späteren Pop-Art gesehen.
Im Jahr 1958 siedelte Renau auf Einladung der Regierung in die DDR über. Hier entstanden 1966 die Fotomontagen für das Buch Über Deutschland.[4] Ebenso arbeitete er für die Zeitschriften Eulenspiegel[1] und Poesiealbum. Ferner gestaltete er Wandgemälde für Wohnblocks und Trickfilme für das Fernsehen. Er erhielt eine stetige finanzielle Zuwendung als Verfolgter des Naziregimes,[5] wurde jedoch nicht mit vielen Aufträgen bedacht. Die Auftraggeber beklagten häufig die mangelnde Tiefe seiner Aussagen, die im Kontrast zur handwerklichen Qualität seiner Arbeiten stand.
Als eine der wenigen Auftragsarbeiten gestaltete Renau 1979–1983 das gigantische Wandmosaik Beziehung des Menschen zu Natur und Technik[6] an der Fassade des Kulturzentrums in Erfurt. Dieses wurde 2008 unter Denkmalschutz gestellt, musste im Folgejahr aber demontiert werden, da das zugehörige Gebäude abgebrochen wurde. Der sorgfältige Abbau und die Einlagerung war möglich, weil sich Bürger für den Erhalt des Werkes eingesetzt hatten.[7] Nachdem das Mosaik inzwischen in Containern gelagert war, finanzierte die Wüstenrot Stiftung eine Sanierung und neue Montage vor Ort an dem entstandenen Neubau am Moskauer Platz, die letzte Platte erhielt Ende Oktober 2019 ihren Platz an der Fassade. Das Wandbild ist 30 Meter breit und besteht aus mehreren 7 Meter hohen Betonplatten mit insgesamt 68.000 Glasmosaikplatten.[8]
Die Arbeiten dieses „spanischen John Heartfield“ fanden nach Francos Tod auch in Spanien Anerkennung. 1976 zog es Renau in der Zeit der Transición wieder nach Spanien zurück, wo er Ausstellungen seiner Werke organisierte und Bücher herausgab. Er verstarb 1982 während eines Reiseaufenthalts in Berlin in einem Ost-Berliner Krankenhaus.
Die vom Menschen beherrschten Kräfte von Natur und Technik und Einheit der Arbeiterklasse und Gründung der DDR (1968 – 1974, Mosaik; Halle-Neustadt)[12]
Oliver Sukrow: Ein Rivera der DDR? Josep Renaus Bedeutung als Importeur des mexikanischen „Muralismo“ in die DDR, in: Abschied von Ikarus. Bildwelten in der DDR – neu gesehen, hg. v. Karl-Siegbert Rehberg, Wolfgang Holler und Paul Kaiser, Verlag der Buchhandlung Walter König, Köln, 2012, S. 217–227, ISBN 978-3-86335-224-0.
Oliver Sukrow: Josep Renau’s ’Futuro Trabajador del Comunismo’. An Emblematic Work of the Era of the Scientific-Technical Revolution in the German Democratic Republic, in: Arara, 11 (2013), [1]
Oliver Sukrow: Arbeit. Wohnen. Computer. : zur Utopie in der bildenden Kunst und Architektur der DDR in den 1960er Jahren. Vorwort Lucian Hölscher. Heidelberg: Heidelberg University Publishing, 2018 doi
Philip Kurz: „Die Beziehung des Menschen zu Natur und Technik“. Geschichte und Wiederaufbau des Wandbildes von Josep Renau in Erfurt. Ludwigsburg : Wüstenrot Stiftung, 2020.
Joan Ramon Escrivà (Hrsg.) : Renau in exile. Instituto Valenciano de Arte Moderno. Valencia, 2021. ISBN 978-84-482-6596-0
↑ abAntony Beevor: La Guerre d'Espagne. Nr.31153. Éditions Calmann-Lévy, Paris 2006, ISBN 978-2-253-12092-6, S.333 (Originalausgabe: The Battle for Spain, erschienen 2006 bei Weidenfeld & Nicolson; übersetzt von Jean-François Sené).
↑Friedliche Energienutzung. In: Halle im Bild – Die Webseite über kulturelle Zeitzeugen aus der Saalestadt. 9. April 2015, abgerufen am 30. Juli 2021.
↑Wilma Rambow: Baugebundene Kunst der DDR. Exemplarische Analyse zu Umgang und denkmalpflegerischer Praxis, in: Luise Helas/Wilma Rambow/Felix Rössl: Kunstvolle Oberflächen des Sozialismus: Wandbilder und Betonformsteine. Forschungen zum baukulturellen Erbe der DDR, Bd. 3, Weimar, Bauhaus-Universitätsverlag, 2014, ISBN 978-3-95773-171-5, S. 151 ff.
↑DDR-Großwandbild in Erfurt ist wieder komplett. In: Berliner Zeitung, 30. Oktober 2019 (Printausgabe), S. 21.