Joseph Jessing[1] (* 17. November 1836 in Münster; † 2. November 1899 in Columbus (Ohio)) war ein deutschstämmiger katholischer Priester in den Vereinigten Staaten. Er wirkte als Zeitungsherausgeber und gründete ein Waisenhaus sowie das Päpstliche Kolleg Josephinum in Columbus, Ohio.
Jessings Vater starb, als Joseph vier Jahre alt war. Um seine Mutter und die beiden Geschwister zu unterstützen, arbeitete er nach der Schulzeit in Münster in einer Druckerei; daneben bildete er sich durch Selbststudium weiter.[2] Er machte eine Ausbildung als Stenograf und gab Stenografieunterricht.[3] Mit 19 trat er in die preußische Armee ein[2] und nahm 1864 im Deutsch-Dänischen Krieg an der Erstürmung der Düppeler Schanzen teil.[3] Für seinen soldatischen Einsatz wurde er mehrfach ausgezeichnet.[2] 1866 erhielt er die preußische Lithografenlizenz.[4]
Da sein lang gehegter Wunsch, Priester zu werden, in der Heimat nicht realisierbar war, entschloss sich Jessing 1867 zur Auswanderung in die USA. Dort trat er 1868 ins Mount Saint Mary’s Seminary in Cincinnati ein. Am 16. Juli 1870 empfing er von Bischof Sylvester Horton Rosecrans die Priesterweihe.[2][5]
Als Kaplan in Pomeroy gründete Jessing 1873 die deutschsprachige Zeitschrift Ohio, 1874 umbenannt in Ohio Waisenfreund.[5] Die meisten Artikel verfasste er selbst und behandelte dabei Themen des christlichen Alltagslebens sowie der katholischen Apologetik. Außerdem schrieb er schon seit seiner Ankunft in Amerika zahlreiche Beiträge für den Wahrheits-Freund, die deutschsprachige Publikation des Erzbistums Cincinnati.[6] Der Waisenfreund war so erfolgreich, dass Jessing 1875 gemeinsam mit Franziskanern aus den Überschüssen ein Waisenheim gründen konnte. Die Kinder erhielten Unterkunft, Essen und Schulunterricht.[2] 1877 verlegte er Zeitung und Heim nach Columbus. Mit Geschäftsideen, darunter einer Handelsgesellschaft für Kirchenbedarf, unterstützte er die Waisen.[5]
Als vier Jungen aus dem Waisenhaus den Wunsch äußerten, Priester zu werden, entwickelte Jessing den Plan für eine Seminargründung. Die Einrichtung sollte den höheren Schulunterricht und das Theologiestudium umfassen und mittellosen Studenten Freiplätze bieten. Der Lehrbetrieb des Josephinum begann am 1. September 1888 mit 23 Schülern.[2] Um das Seminar, das keiner Diözese angeschlossen war, auf eine kirchenrechtliche Grundlage zu stellen, ersuchte Jessing Papst Leo XIII. um die Erhebung der Einrichtung zum Päpstlichen Kolleg; diese wurde 1892 gewährt. Im Juni 1899, wenige Monate vor seinem Tod, erlebte Joseph Jessing die erste Priesterweihe von sechs Absolventen des Josephinum.[2]
Im Juni 1896 ernannte Papst Leo XIII. Joseph Jessing zum Päpstlichen Hausprälaten.[14] 1952 wurde die Jessingstraße in Münster nach Joseph Jessing benannt.[15] 1968 stifteten Absolventen des Josephinum eine Gedenktafel, die am Nachfolgebau von Jessings Geburtshaus in Münster, Kleiboltengasse 4, angebracht wurde.[16]
Personendaten | |
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NAME | Jessing, Joseph |
ALTERNATIVNAMEN | Jessing, John Joseph |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Auswanderer, Priester, Waisenhaus- und Seminargründer in den USA |
GEBURTSDATUM | 17. November 1836 |
GEBURTSORT | Münster |
STERBEDATUM | 2. November 1899 |
STERBEORT | Columbus (Ohio) |