Judith und Holofernes sind Personen aus dem Buch Judit des Alten Testaments. Ihre Geschichte ist in zahlreichen Variationen in Werken der abendländischen Kunst, Musik und Literatur dargestellt worden.
Judith als Verkörperung von Mut, Entschlossenheit, aufopferungsvoller Vaterlandsliebe, verknüpft mit weiblicher Schönheit – „sie hatte eine schöne Gestalt und ein blühendes Aussehen“ (Jdt 8,7 EU) – hat immer wieder die Phantasie der Künstler beflügelt. Vor allem das blutige Schauspiel der Enthauptung des Holofernes wurde zu einem häufig variierten Bildthema vom späten Mittelalter bis ins frühe 20. Jahrhundert.
Das Buch Judit ist eine Erzählung aus dem Alten Testament, in dem Ereignisse aus der Geschichte der Israeliten, die sich über einen Zeitraum von fast 400 Jahren erstrecken, zu einem Lehrbeispiel zusammengezogen sind. Über Jahrhunderte andauernde Auseinandersetzungen der Israeliten mit den antiken Großreichen der Babylonier, Assyrer und Perser sind in einer symbolträchtigen Legende zusammengefasst. Verdeutlicht werden soll, wie das Volk der Israeliten in höchster Gefahr durch Bedrohung mächtiger äußerer Feinde und schwindenden Gottvertrauens handeln muss, um Gottes Hilfe zu erfahren und wieder Vertrauen zu fassen.
Dargestellt wird Judith als junge und schöne, reich gekleidete Frau, mit einem Schwert in der Hand, mit dem blutigen Haupt des Holofernes, seltener auch mit entblößter Brust oder nackt.
In der mittelalterlichen Typologie ist Judith die Präfiguration Marias als Überwinderin des Bösen.
In bildlichen Darstellungen der Neun Heldinnen ist sie neben Jaël und Königin Ester eine der drei Repräsentantinnen des Judentums. Vor dem Palazzo Vecchio in Florenz aufgestellt, symbolisiert sie, ebenso wie Michelangelos David, den Sieg der Republik über die Herrschaft eines Tyrannen.
Fede Galizia: Judith mit dem Kopf des Holofernes (1596–1601), Galleria Borghese in Rom, Ringling Museum of Art in Sarasota und Privatsammlung in Mailand (→Bild)
Friedrich Dürrenmatt: Rollenspiele.Charlotte Kerr: Protokoll einer fiktiven Inszenierung. [F. D.:] Assoziationen mit einem dicken Filzstift.Zwischenwort.Achterloo III. Zürich 1986
Howard Barker: Judith: A Parting from the Body, 1992
Otto Baltzer: Judith in der deutschen Literatur. Stoff- und Motivgeschichte der deutschen Literatur. 7. Berlin 1930.
Barbara Schmitz: Trickster, Schriftgelehrte oder femme fatale? Die Juditfigur zwischen biblischer Erzählung und kunstgeschichtlicher Rezeption. In: Biblisches Forum 2004 (Auszug als PDF)
Bettina Uppenkamp: Judith und Holofernes in der italienischen Malerei des Barock. Berlin 2004. ISBN 3-496-01304-4
Adelheid Straten: Das Judith-Thema in Deutschland im 16. Jahrhundert. Studien zur Ikonographie – Materialien und Beiträge. Diss. LMU München 1982. Minerva Fachserie Kunst 1983, ISBN 978-3-597-10486-3
Die Galerie der starken Frauen. Die Heldin in der französischen und italienischen Kunst des 17. Jahrhunderts. Bearb. von Bettin Baumgärtel und Silvia Neyserts. Ausstellung Darmstadt und Düsseldorf, 1995/1996.
Matthias Morgenstern: Theater und zionistischer Mythos. Eine Studie zum zeitgenössischen hebräischen Drama unter besonderer Berücksichtigung des Werkes von Joshua Sobol. Tübingen 2002, S. 102–115 (zu dem Judith-Stück Judith among the Lepers von Mosche Schamir)
Ulrich Becker: Zwischen Tanz und Tod. Meisterwerke der frühen Neuzeit. Graz 2019, S. 166–167.
Barbara Schmitz: Judit. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart, 2006 ff., abgerufen am 27. Januar 2013. Mit einer ausführlichen Bibliographie zur Rezeptionsgeschichte.