1785 veröffentlichte Haidinger ein Verzeichnis der Salz- und Steinarten im Salzbergwerk Wieliczka in Galizien (heute Polen).[3] Gleichzeitig erhielt er für seinen Entwurf einer systematischen Eintheilung der Gebirgsarten einen Preis der kaiserlichen Petersburger Akademie der Wissenschaften.[4] Obwohl Abraham Gottlob Werner (1749–1817) in Freiberg Haidingers Schrift kannte, als er 1786 seine erste Klassifikation der Gebirgsarten veröffentlichte[5], sollen sich die beiden nicht beeinflusst haben[6].
Im selben Jahr 1785 war Haidinger in Schemnitz (Banská Štiavnica) in Niederungarn (heute Slowakei) an der Einführung des von Born entwickelten Amalgamverfahrens zur Extraktion von Gold und Silber aus Erzen[7] beteiligt. 1786 führte er dieses im benachbarten Glashütte (Sklené Teplice) und in Joachimsthal (Jáchymov) in Westböhmen ein. Er war Mitglied der 1786 in Glashütte gegründeten internationalen Societät der Bergbaukunde. 1788 erfolgte seine Ernennung zum Bergrat und Professor der Mathematik und Mechanik an der Bergakademie Schemnitz.
Ab 1790 war Haidinger wieder in Wien tätig als Referent bei der Hofkammer in Münz- und Bergwesen. 1793 wurde er Mitglied der Leopoldina.[8] Um Gewinnung und Verwendung der Steinkohle zu studieren, wurde er 1795 mit vier Begleitern nach Großbritannien entsandt. In lesenswerten Briefen gab er seinem Staunen darüber Ausdruck, wie weit dort die Maschine schon das Handwerk abgelöst hatte. Bei Boulton & Watt in Birmingham bewunderte er eine Anlage, die in zwölf Stunden 350 000 Münzen von perfekter Qualität prägen konnte, bei Coalbrookdale die 1779 errichtete erste Eisenbrücke der Welt.
Kurz nach dieser siebenmonatigen Mission als Wirtschaftsspion[9] starb Haidinger mit nur 40 Jahren. Wie bei Born, der 49 Jahre alt wurde, könnte auch bei ihm die Verwendung von Quecksilber beim Amalgamverfahren zum frühen Tod beigetragen haben. Sein Grab befindet sich auf dem Währinger Friedhof.
Zwei der vier Söhne aus Haidingers Ehe mit der Regierungsratstochter Josepha Schwab, Eugen (1790–1861) und Rudolf (1792–1866), gründeten 1811 die PorzellanfabrikGebrüder Haidinger in Elbogen in Westböhmen.[10] Deren Leitung übernahm nach mehrjährigen Auslandsaufenthalten 1827 der jüngste Sohn Wilhelm (1795–1871). 1840 wurde er als Bergrat nach Wien berufen, 1849 zum Direktor der neu gegründeten Geologischen Reichsanstalt (heute Geologische Bundesanstalt) ernannt. Haidingers einzige Tochter Sidonia (1797–1843) heiratete Ferdinand von Thinnfeld, der 1848–1853 Minister für Landeskultur und Bergwesen war.
Etwas über den Durchgang der Blätter bey Fossilien, über Saphir, Rubin, und Spinell. Von dem k. k. Bergrath Karl Haidinger. In: Neuere Abhandlungen der k. Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, 2. Band, J. G. Calwe, Prag 1795, S. 95–123 (Digitalisat).
Zur Geschichte der industriellen Bestrebungen in Österreich. 1795, 31. August–1796, 7. April. Fünfzehn Briefe Karl Haidingers an den Grafen Franz v. Saurau, betr. seine Reise nach industriellen Etablissements in England, und seine Erfahrungen daselbst in Sachen von Fabriken, Manufacturen und Steinkohlengewinnung. In: Steiermärkische Geschichtsblätter (Graz), 4. Jahrgang, 1883, S. 141–168 (Digitalisat).
Helmut W. Flügel: Carl Maria Haidingers und Abraham Gottlob Werners „Klassifikationen“ der „Gebirgsarten“ von 1787. In: Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt. Band 143, Heft 4, Wien Dezember 2003, S. 535–541 (zobodat.at [PDF]).
↑Helmut W. Flügel: Carl Maria Haidingers und Abraham Gottlob Werners „Klassifikationen“ der „Gebirgsarten“ von 1787. In: Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt, Band 143, Heft 4, Wien Dezember 2003, S. 535–541 (zobodat.at [PDF]).
↑Das dazu benötigte Quecksilber lieferte das Bergwerk von Idria (Idrija) im heutigen Slowenien.
↑Zur Geschichte der industriellen Bestrebungen in Österreich. 1795, 31. August–1796, 7. April. Fünfzehn Briefe Karl Haidingers an den Grafen Franz v. Saurau, betr. seine Reise nach industriellen Etablissements in England, und seine Erfahrungen daselbst in Sachen von Fabriken, Manufacturen und Steinkohlengewinnung. In: Steiermärkische Geschichtsblätter (Graz), 4. Jahrgang, 1883, S. 141–168, hier: S. 150, 152, 156 f., 163, 168 (Digitalisat).
↑Heribert Sturm: Haidinger, Porzellanfabrikanten. In: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder, Herausgegeben im Auftrag des Collegium Carolinum. Band1. R. Oldenbourg, München/Wien 1979, ISBN 3-486-49491-0, S.514.