Krzysztof Michalski (* 8. Juni 1948 in Warschau; † 11. Februar 2013 in Wien[1]) war ein polnischer Philosoph und der Rektor des 1982 von ihm gegründeten Instituts für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) in Wien. Neben Leszek Kołakowski und Józef Tischner zählt er zu den wichtigsten polnischen Intellektuellen der letzten Jahrzehnte.
Krzysztof Michalski schloss sein Studium der Philosophie 1974 an der Universität Warschau mit der Dissertation Heidegger und die gegenwärtige Philosophie ab.[2] In den 1970er Jahren befand er sich in engem Austausch mit dem tschechischen Phänomenologen und Mitbegründer der Charta 77, Jan Patočka. Die aus dieser Zeit erhaltene Korrespondenz wurde in englischer, deutscher und polnischer Sprache veröffentlicht.[3]
1977 verbrachte Michalski ein Jahr als Humboldt-Stipendiat in Köln, ab 1978 unterrichtete er Philosophie an der Warschauer Universität. 1981/82 war er Stipendiat der Thyssen-Stiftung in Heidelberg und 1982/83 Fellow des Churchill College, Cambridge. 1986 habilitierte er sich an der Universität Warschau mit der Arbeit Logik und Zeit. Versuch einer phänomenologischen Analyse. Nach Gastdozenturen in Kassel, Warschau, Wien und Boston wurde er 1990 Professor für Philosophie an der Boston University und 1994 an der Universität Warschau. Darüber hinaus organisierte er zwei Kurse am Interuniversity Centre in Dubrovnik und elf Sommerschulen in Cortona.[4]
Michalski forschte, lehrte und publizierte vor allem zu Edmund Husserl, Martin Heidegger und Friedrich Nietzsche. Seine Bibliographie umfasst neben den von ihm verfassten bzw. herausgegebenen Büchern zahlreiche Artikel in polnischer, deutscher und englischer Sprache. Er war Herausgeber der Reihe der Castelgandolfo-Gespräche – Kolloquien mit großen Gelehrten der Zeit und mit Johannes Paul II als Gastgeber und Zuhörer. Von 1990 bis 2012 war er Herausgeber der Zeitschrift Transit – Europäische Revue.[5]
1982 gründete er in Wien das Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM), dessen Rektor er bis zu seinem Tod war. Das Institut ist ein unabhängiges Institute for Advanced Study auf dem Gebiet der Geistes- und Sozialwissenschaften. Seit seiner Gründung fördert es den geistigen Austausch zwischen Ost und West, zwischen Wissenschaft und Gesellschaft sowie zwischen einer Vielzahl von Disziplinen und Denkrichtungen. Getragen wird diese Arbeit von der Gemeinschaft der Permanent und Visiting Fellows des Instituts.[6]
Als Rektor gelang es Michalski, zahlreiche international anerkannte Wissenschaftler samt ihren Forschungsprojekten als Fellows ans IWM zu binden. Darüber hinaus initiierte er praktisch-politisch orientierte und von der Idee der Solidarität inspirierte Projekte zu Fragen der Transformation Europas nach 1989 – etwa zur Reform des Wohlfahrtsstaats oder von Forschung und Lehre in den neuen Demokratien. Im Vorfeld der EU-Erweiterung rief er auf Einladung der Europäischen Kommission die Reflexionsgruppe The Spiritual and Cultural Dimension of Europe (2002-04)[7] ins Leben.[8]
Michalski war Vorstandsvorsitzender des Institute for Public Affairs in Warschau[9] sowie Präsident des Netzwerkes der europäischen Institutes for Advanced Study (NetIAS).[10]
Er starb am 11. Februar 2013 in Wien und wurde im Grab der Familie in Warschau beigesetzt. Sein Nachlass befindet sich im 2019 gegründeten Krzysztof Michalski-Archiv am Institut für die Wissenschaften von Menschen in Wien.
Personendaten | |
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NAME | Michalski, Krzysztof |
KURZBESCHREIBUNG | polnischer Philosoph und Rektor des von ihm 1982 gegründeten Instituts für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) in Wien |
GEBURTSDATUM | 8. Juni 1948 |
GEBURTSORT | Warschau |
STERBEDATUM | 11. Februar 2013 |
STERBEORT | Wien |