Lancelot

William Morris: King Arthur and Sir Lancelot, Glasfenster, 1862

Sir Lancelot (oder Launcelot[1][2]; französisch: Lancelot du Lac, englisch: Lancelot of the Lake, deutsch: Lanzelot vom See) ist eine Sagenfigur der mittelalterlichen Artusromane. Sein Leben wurde je nach Erzähler unterschiedlich beschrieben. Die Geschichten um ihn haben sich so stark auseinanderentwickelt, dass es verschiedene Grundmuster gibt.

Eine Version ist die folgende: Er ist der Sohn von König Ban von Benwick, der nach seiner Bezwingung durch König Claudus mit seiner Gemahlin Elaine aus seinem Königreich fliehen muss. Als Kind wird Lancelot während dieser Flucht von seiner Mutter an einem See zurückgelassen und dort von der Fee Viviane, der Dame vom See und Hüterin des mythischen Ortes Avalon, geraubt. Er wächst in ihrem Wasserreich auf, der Schmiede des magischen Schwertes Excalibur des jungen Artus.

Herbert James Draper: Lancelot and Guinevere (1863–1920)

Der herangewachsene Lancelot ist neben Gawain der berühmteste Ritter der Tafelrunde von König Artus. Seine bedingungslose, unverbrüchliche Liebe richtet sich auf Guinevere (auch Ginevra, Gwenhwyfer oder Ginover), die Gemahlin des Königs. Durch diese schicksalhafte, ehebrecherische Liebe wird er unwürdig, nach dem Heiligen Gral zu suchen.

Lancelots Befreiung der vom Hof entführten Königin ist das Thema des höfischen Versromans Le Chevalier de la charrette (Der Karrenritter) von Chrétien de Troyes (in den 1170er Jahren). In Deutschland erzählte Ulrich von Zatzikhoven zwischen 1190 und ca. 1225 in einem Versroman eine stark abweichende Geschichte über Lanzelet.

Lancelot in der Literatur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirklich bedeutend für die Literaturgeschichte wurde der im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts entstandene umfangreiche altfranzösische Prosaroman (Lancelot en prose), der an Lancelots Geschichte eine universale Erzählung des arthurischen Weltgeschehens und Weltuntergangs anlagert. Lancelot wird so zur „Kristallisationsfigur“ für viele Schlüsselmotive des arthurischen Romans – nicht zuletzt durch seinen Sohn Galahad, der dazu auserwählt ist, die Suche nach dem Heiligen Gral zum Abschluss zu bringen.

Während im 12. Jahrhundert in den Erzählungen über Lancelot noch viel Freiheit herrscht und nur wenige Fixpunkte seiner Laufbahn feststehen, führte der große Zyklus des „Prosa-Lancelot“ zu einer Kodifizierung der gesamten Artussage. Fast alle späteren Artusdichtungen, bis hin zu Sir Thomas Malorys Le Morte d'Arthur (gegen 1470 vollendet), beruhen letztlich auf seinem Inhaltsgerüst.

Filme/Serien/Musicals

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr(e) Titel Lancelot gespielt von ...
1953 Die Ritter der Tafelrunde Robert Taylor
1967 Camelot – Am Hofe König Arthurs Franco Nero
1974 Lancelot, Ritter der Königin Luc Simon
1974 Die Ritter der Kokosnuß John Cleese
1981 Excalibur Nicholas Clay
1995 Der 1. Ritter Richard Gere
2001 Die Nebel von Avalon Michael Vartan
2004 King Arthur Ioan Gruffudd
2005 Kaamelott Thomas Cousseau
2008–2012 Merlin – Die neuen Abenteuer Santiago Cabrera
seit 2014 Artus – Excalibur (Musical von Frank Wildhorn) Mark Seibert
2014–2015 The Quest – Die Serie Matt Frewer
2014 Nachts im Museum: Das geheimnisvolle Grabmal Dan Stevens
2020 Cursed – Die Auserwählte Daniel Sharman
  • Edition:
    • Lancelot. Edition critique par Alexandre Micha. 9 Bde. Paris 1978–1983. (= Textes littéraires français; 247, 249, 262, 278, 283, 286, 288, 315.) (vollständiger altfranzösischer Lancelot-Zyklus)
    • Lancelot und Ginover. Nach der Heidelberger Handschrift. Herausgegeben von Reinhold Kluge, ergänzt durch die Handschrift der Bibliothèque de l’Arsenal, Paris; übersetzt, kommentiert und herausgegeben von Hans-Hugo Steinhoff. 1995, Frankfurt am Main, Deutscher Klassikerverlag, Reihe: Bibliothek Deutscher Klassiker. ISBN 3-618-66130-4 (mittelhochdeutscher Prosa-Lancelot, nur die zentralen Teile des Zyklus)
Commons: Lancelot – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Sir Thomas Malory: König Arthur und die Ritter der Tafelrunde, S. 107. ISBN 978-3-86647-370-6. Originaltitel: Le Morte Darthur, Übersetzung: Hedwig Lachmann.
  2. http://www.pierre-marteau.com/editions/1485-morte-darthur.html