Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).
Nach der klinischen Validierung der Wirkung des Latrepirdin bei Patienten mit Alzheimerscher Krankheit,[4] beschrieb eine US-amerikanische Arbeitsgruppe, dass der Wirkstoff die Konzentration von Beta-Amyloid im Hirn von Nagetieren erhöhen würde.[13] Diese Beobachtung könnte die bisherige Beta-Amyloid-Hypothese zur Entstehung von Alzheimer infrage stellen.
Die erste Erwähnung von Latrepirdin in der zugänglichen Literatur stammt aus dem Jahr 1971.[14] Der Arzneistoff wurde anscheinend aber schon in den 1960er Jahren in der Sowjetunion synthetisiert[2] und dort 1983 erstmals als Bestandteil eines Arzneimittels zugelassen.[3] Im Jahr 2000 wurden neuroprotektive Wirkungen durch russische Wissenschaftler beschrieben.[8] Diese Beobachtung wurde ein Jahr später durch erste klinische Erfahrungen bei Alzheimer-Patienten ergänzt.[9]
Die US-amerikanische Firma Medivation sicherte sich 2003 Rechte an der Entwicklung des Wirkstoffs. Die klinischen Arbeiten begannen 2005 für Alzheimer[15] und 2007 für Huntington.[16] Die positiven Ergebnisse der ersten größeren Alzheimer-Studie wurden 2008 in der ZeitschriftLancet veröffentlicht.[4][17]
Seit 2008 wurde Latrepirdin gemeinsam von den Firmen Medivation und Pfizer zur Behandlung von Alzheimer und Chorea Huntington untersucht.[18] Die Untersuchungen zum Wirkstoff erreichten Phase III.[19][5] Mitte 2009 gaben die Hersteller bekannt, dass der ursprünglich unter dem russischen Freinamen Dimebolin bekannte Wirkstoff den internationalen Freinamen Latrepirdin erhalten wird und von der US-amerikanischenArzneimittelbehörde als Entwicklungskandidat zur Behandlung seltener Erkrankungen für die Indikation Chorea Huntington anerkannt wurde.[5] Im März 2010 wurde bekannt, dass eine der Zulassungsstudien im Anwendungsgebiet Alzheimer negativ ausging.[20] Im Juni 2010 erklärten die beiden Herstellerfirmen, dass zwei weitere Phase-III-Studien im Zusammenhang mit der Behandlung von Alzheimer gestartet wurden.[21]
Im Januar 2012 gab die Firma Pfizer bekannt, dass die weitere klinische Entwicklung von Latrepirdin eingestellt wird. Grund hierfür seien unbefriedigende Studienergebnisse, die die ersten positiven Resultate nicht bestätigen konnten.[22]
Latrepirdin wird in Russland und anderen Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion unter dem Handelsnamen Dimebon (Hersteller: Organika) vertrieben und ist dort verschreibungspflichtig.[3]
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↑S. K. Schadurskaja, A. I. Chomenko, V. A. Perewerzew, A. I. Balaklewskij. Нейромедиаторные механизмы деиствия антигистаминного препарата димебона на мозг. In: Biull Eksp Biol Med. 101, 1986, S. 700–702. PMID 2873848.
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↑Deutschsprachige Zusammenfassung der Publikation von R. S. Doody u. a. (Lancet. 372, 2008, S. 207–215) bei wissenschaft-online.de. Abgerufen am 21. September 2009.
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