Er begann im Alter von 13 Jahren mit dem Gitarrenspiel, inspiriert durch das Hören von Flamenco-Musik und gefördert von seinem Vater Juan Brouwer, der neben seinem Beruf als Arzt auch selbst als Amateur Gitarre spielte, und seiner Tante Caridad Mezquida. Nach der Scheidung seiner Eltern wuchs er bei seiner Großmutter auf, durch die er mit seinem berühmten Großonkel Ernesto Lecuona in Kontakt kam.[1] Sein erster Lehrer (von 1953 bis 1954) auf der Gitarre war Isaac Nicola, der wiederum bei Emilio Pujol gelernt hatte. Später besuchte er das Konservatorium Carlos Alfredo Peyrellade in Havanna.[4]
Leo Brouwer erlernte so das traditionelle Repertoire eines klassischen Gitarristen und hatte mit 17 Jahren seinen ersten öffentlichen Auftritt. Zu diesem Zeitpunkt trat bereits sein Interesse am Komponieren zutage, welches er sich zunächst autodidaktisch aneignete. Zu seinen ersten Arbeiten gehören Music und Suite aus dem Jahr 1954. Die Kompositionen Preludio (1956) und Fuga No. 1 (1959) waren stilistisch von Béla Bartók und Igor Strawinski beeinflusst.
Seine weitere Ausbildung erfolgte durch Stipendien in den USA, wo er bei Stefan Wolpe, Carl Bamberger[5] und Vincent Persichetti an der Juilliard School of Music und bei Isadore Freed, Joseph Iadone und Edward Diemente[6] an der Hartt School der University of Hartford (von 1959 bis 1960) Komposition studierte. Brouwer setzte sich auch mit experimentellen Strömungen auseinander. Dies zeigt sich zum Beispiel in der Elogio de la Danza (Huldigung an den Tanz), welche im Gegensatz zu seinen früheren Kompositionen einen stark dissonanten Charakter aufweist. Auch von der Verwendung kubanischer Rhythmen hat Brouwer in diesem Stück weitgehend Abstand genommen. Das Stück besteht aus zwei Sätzen: einem Lento und einem stark rhythmisch prägnanten Ostinato. Heute ist es weltweit eines der beliebtesten Stücke für Gitarre und Tänzer.
In der nächsten Phase entstanden Kompositionen wie Canticum und das Concerto No. 1 for Guitar and Orchestra, in denen seine Beschäftigung mit serieller Musik, Zwölftonmusik sowie modaler Musik deutlich wird. Er wurde durch moderne Komponisten wie Luigi Nono und Iannis Xenakis beeinflusst.
1970 spielte Brouwer bei der Uraufführung des Rezitals für vier MusikerEl Cimarrón im Rahmen der Berliner Festspiele die Gitarre. Gemeinsam mit Morton Feldman war er 1972 Stipendiat des DAAD in Berlin.
Die Musik aus der dritten Phase seines Schaffens macht einen minimalistischen Eindruck, was Leo Brouwer selbst als Entwicklung eines modularen Systems beschreibt. Hierzu zählen Kompositionen wie El Decamerón Negro (1981, Sharon Isbin gewidmet) oder Hika „In Memorium Toru Takemitsu“ (1996).
Für den Gitarrenwettbewerb in Esztergom in Ungarn schrieb Leo Brouwer das Stück Blue Skies and Smile, das er mit dem Bálint Bakfark Gitarrenorchester, welches aus 200 Gitarristen bestand, aufführte.
Daneben hat er technische Übungen für die Gitarre geschrieben (die zum gitarristischen Aufführungsrepertoire gehörenden insgesamt 20 Éstudios Sencillos[7]), war als Arrangeur tätig und komponierte diverse Filmmusiken. Neben seinen Kompositionen für Gitarre schrieb er Kammermusik, Chorwerke, ein modernes Ballett, Stücke für Bläserensemble wie auch Orchesterwerke.
Darüber hinaus ist Leo Brouwer von 1960 bis 1961 als stellvertretender Musikdirektor am Radio Habana Cuba,[8] Professor für Komposition (von 1961 bis 1967 am Nationalkonservatorium in Havanna),[9] musikalischer Berater für das kubanische Fernsehen und Radio tätig gewesen, war Jury-Mitglied bei verschiedenen musikalischen Wettbewerben, hat mehrere internationale Preise erhalten, war Dozent der Akademie der Künste in Berlin und wurde 1987 Ehrenmitglied der UNESCO; im gleichen Jahr wie Isaac Stern und Alain Daniélou. Diese Ehre wurde bereits Yehudi Menuhin, Ravi Shankar, Herbert von Karajan und Joan Sutherland zuteil.
Brouwer dirigierte Orchester auf der ganzen Welt. So gastierte er bei den Berliner Philharmonikern, dem Royal Scottish National Orchestra, dem BBC Chamber Orchestra, dem National Sinfonieorchester Mexikos, dem RAI Symphonie-Orchester, dem Orchestre Philharmonique de Liège, dem Ostbottnischen Kammerorchester Finnland und dem Staatlichen Symphonieorchester Istanbul.[12] Er stand zehn Jahre dem Nationalen Sinfonieorchester Kubas vor und gründete und leitete von 1992 bis 2001 das Orchester Cordoba in Spanien.[13]
Eine umfangreiche Werkausgabe hat der Verlag Editions Max Eschig in Paris herausgegeben.
Der Heavy-Metal-Gitarrist Randy Rhoads zitiert die sechste der Estudios Sencillos als Einleitung zu „Diary of a Madman“ auf Ozzy Osbournes gleichnamigem Album.
Hucky Eichelmann: Leo Brouwers „La Espiral Eterna“. Eine Analyse, nova giulianiad 3/84
Maurice J. Summerfield: The Classical Guitar. Its Evolution, Players and Personalities Since 1800. 5. Ausgabe, Ashley Mark Publishing Company, Newcastle upon Tyne 2002, ISBN 1-872639-51-8, S. 70–73.
↑ abcRichard M. Juang, Noelle Anne Morrissette: Africa and the Americas. Culture, Politics, and History. Band 2, ABC-CLIO, 2008, ISBN 978-1-85109-441-7, S. 206.
↑William Luis: Culture and customs of Cuba. Greenwood Pub Group, 2001, ISBN 0-313-30433-5, S. 143.
↑Victor Coelho: The Cambridge companion to the guitar. Cambridge University Press, Cambridge 2003, ISBN 0-521-80192-3, S. 197.
↑Hannes Fricke: Mythos Gitarre: Geschichte, Interpreten, Sternstunden. Reclam, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-15-020279-1, S. 203 f.
↑Don Michael Randel: The Harvard biographical dictionary of music. Harvard University Press, Cambridge 1996, ISBN 0-674-37299-9, S. 111.
↑David M. Cummings, Melrose Press: International who’s who in music and musicians' directory. Routledge, London 2000, ISBN 0-948875-53-4, S. 84.
↑ abRichard M. Juang, Noelle Anne Morrissette: Africa and the Americas. Culture, Politics, and History. Band 2, ABC-CLIO, 2008, ISBN 978-1-85109-441-7, S. 207.
↑Claudia Lightfoot: Havana. A Cultural and Literary Companion. Signal Books, Oxford 2002, ISBN 1-902669-33-9, S. 208.