Haskel begann 1898 seine künstlerische Tätigkeit in der Funktion eines Oberregisseurs und Dramaturgen am Berliner Sanssouci-Theater. Nach diversen Anschlussengagements an mehreren anderen Bühnen der Hauptstadt wie dem Metropol-Theater, an denen er sowohl als Komiker wie als Charakterdarsteller reüssierte, gründete er noch vor dem Ersten Weltkrieg seine eigene Tourneebühne, das „Leonhard-Haskel-Gastspiel“, mit der er unter anderem Hamburg, Dresden, Leipzig, Chemnitz, Karlsruhe, Königsberg und Halle bereiste. Später firmierte Leonhard Haskel auch als Oberspielleiter und Schauspieler (Fach: Charakterkomiker) am Possentheater in Berlin[1] und zuletzt an den dortigen Meinhardt-Bernauer-Bühnen.
Nachdem er bereits 1907 in drei Tonbildern[2] mitgewirkt hatte, war Haskel von 1915 bis zu seinem Tod Ende 1923 auch ein gefragter Filmschauspieler (vorwiegend Chargen), sowohl in Charakter- als auch in komischen Rollen. Er spielte Oberlehrer und Kunsthändler, Sultane und Wärter, Notare und Generäle, Operndirektoren und Minister, Polizeiinspektoren und Schuster. Laut The German Early Cinema Database spielte er allein zwischen 1907 und 1920 in 31 Stummfilmen mit.[3]
Haskel trat auch als Bühnenautor in Erscheinung. 1917 schrieb er das Libretto zu Walter Brommes dreiaktiger Operette Die Kinopuppe.
Haskel verfasste auch Manuskripte zu Filmen, unter anderen zu mehreren Folgen der Serie Krause mit dem Darsteller Karl Neisser, schrieb literarische Vorlagen für Filme und führte bei drei Filmen Regie.[3]
In seiner Glanzzeit als Schauspieler und Operettenkomiker besang er in den Jahren vor und im Ersten Weltkrieg auch Edisoncylinder und Grammophonplatten, zum Teil mit namhaften anderen zeitgenössischen Darstellern:
Die Kinopuppe. Posse in 3 Akten von Leonhard Haskel. Gesangstexte von Will Steinberg. Musik von Walter Bromme. Berlin, Bühnenverlag Ahn & Simrock, um 1917.
Filmstern. Richters Handbuch der Schauspieler, Regisseure und Schriftsteller des Films. Band 4, 1921/1922, ZDB-ID 1342234-0, S. 37.
Berthold Leimbach (Hrsg.): Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898–1945. Eigenverlag, Göttingen 1991.
Rainer E. Lotz, Axel Weggen (Hrsg.): Die deutsche National-Discographie. Serie 6 : Discographie der Judaica-Aufnahmen. Band 1, Verlag Birgit Lotz, Bonn 2006, ISBN 3-9810248-3-4.
Irene Stratenwert, Hermann Simon (Hrsg.): Pioniere in Celluloid. Juden in der frühen Filmwelt. Henschel, Berlin 2004, ISBN 3-89487-471-6, S. 236, 240.
Michael Wedel: Der deutsche Musikfilm. Archäologie eines Genres. Edition Text + Kritik, München 2007, ISBN 978-3-88377-835-8.
Friedrich von Zglinicki: Der Weg des Films. Geschichte der Kinematographie und ihrer Vorläufer. Rembrandt Verlag, Berlin 1956.
↑Berthold Leimbach (Hrsg.): Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898–1945. Eigenverlag, Göttingen 1991.
↑zu dieser Frühform des Tonfilms vgl. Wedel S. 58 und 79 ff.
↑ abLeonhard Haskel bei The German Early Cinema Database, DCH Cologne, abgerufen am 12. Juli 2021
↑„Eitzes“ jiddisch für „Ratschläge“, vgl. Christoph Gutknecht: Sprachgeschichte(n). In: Jüdische Allgemeine. 27. September 2012, abgerufen am 12. Juli 2021.