Lina Wertmüllers Vater war ein Rechtsanwalt aus Rom, der einer Schweizer Adelsfamilie entstammte, den Werdmüller von Elgg.[2] 1945 nahm sie gegen den Willen ihres Vaters ein Studium an der Accademia d’arte drammatica in Rom auf, das sie 1951 mit einem Diplom[3] abschloss.
Sie gründete im selben Jahr die Theatergruppe Harlequin, schrieb selbst erste Stücke und ging auf Tournee durch Europa. Zurück in Rom arbeitete sie als Journalistin, Schauspielerin, Autorin, Bühnenbildnerin und Regieassistentin. Wertmüller schloss sich einem Puppen- und Marionettentheater an.
Es folgten einige andere Filme mit bescheidenem Erfolg. Ihren Durchbruch schaffte Wertmüller 1972 mit einer Serie von vier Filmen mit dem italienischen Schauspieler Giancarlo Giannini in der Hauptrolle. Das letzte Werk dieser Serie, Sieben Schönheiten(Pasqualino Settebellezze) aus dem Jahr 1975 (s. auch Sieben Schönheiten, Gedicht des persischen Dichters Nezāmi), wurde für vier Oscars nominiert und war international erfolgreich. In dieser Groteske versucht ein neapolitanischer Kleinkrimineller unter anderem, das KZ zu überleben, indem er sich einer KZ-Aufseherin sexuell zur Verfügung stellt.
Lina Wertmüller (2011)
Wertmüller, die bis 2004 weiterhin eine vielfältige und erfolgreiche Karriere hatte, konnte an ihre großen Erfolge aus den 1970er-Jahren nicht mehr anknüpfen. 2019 wurde sie mit dem Ehrenoscar für ihr Lebenswerk geehrt.
Ihr erstes Theaterstück Zwei und Zwei ist nicht Vier (deutscher Titel) wurde 1969 unter der Regie von Franco Zeffirelli uraufgeführt; ihr zweites war Liebe und Magie in Mamas Küche (Uraufführung 1980, Festival von Spoleto, eigene Regie). Die deutsche Erstaufführung von Liebe und Magie in Mamas Küche fand 1987 statt (Freie Volksbühne Berlin, Inszenierung Peter Palitzsch), die Hauptrolle spielte Elisabeth Trissenaar.
Lina Wertmüller war mit dem Kunstdesigner Enrico Job (1934–2008) verheiratet, der in vielen ihrer Filme für die Ausstattung sorgte.
Im Allgemeinen reflektieren Wertmüllers Filme stark ihre eigenen politischen Standpunkte. Ihre Hauptcharaktere sind entweder Kommunisten oder Feministinnen. Häufig kreisen die Filme um Konflikte politischen oder sozio-ökonomischen Ursprungs. Gleichwohl sind ihre Filme selten didaktisch und setzen eher ihre persönlichen Wahrnehmungen in Bilder um.
Hingerissen von einem ungewöhnlichen Schicksal im azurblauen Meer im August erzählt beispielsweise die Geschichte einer Frau eines reichen Industriellen, die ihre erotische Erfüllung erst durch die Liebesaffäre mit einem kommunistisch gesinnten Matrosen findet, der sich ihr gegenüber wie ein Macho verhält.
Wenn in der Liebe und im Krieg alles erlaubt ist, ist auch im Kino alles erlaubt. Ein Filminterview mit Lina Wertmüller. BR Deutschland, 1986, 57 Min., Regie: Rosemarie Stenzel-Quast, Produktion: BR
Alvises Kopf: haben oder sein, doch um zu sein muss ich haben und zwar Alvises Kopf auf einem Silberteller Limes, Wiesbaden / München 1986 (Originaltitel: Essere o avere ma per essere devo avere la testa di Alvise su un piatto d’argento, übersetzt von Dagmar Türck-Wagner), ISBN 3-8090-2239-X.
Ich hätt’ so gern einen exhibitionistischen Onkel gehabt. Aus meinem Familienalbum.Autobiographie. Econ, Düsseldorf / Wien 1994 (Originaltitel: Avrei voluto uno zio esibizionista, übersetzt von Dagmar Türck-Wagner), ISBN 978-3-612-27091-7.