Ludwig (auch Louis) Schuncke entstammte einer Musikerfamilie, zu der auch einige der bedeutendsten Hornisten des 19. Jahrhunderts gehörten, so sein Vater Johann Gottfried Schuncke und sein Onkel Johann Michael Schuncke. Ludwig Schuncke wurde von seiner Familie früh musikalisch gefördert. Bereits im zehnten Lebensjahr wurde er als Pianist bei seinen ersten Auftritten gefeiert.
1827 begab er sich nach Paris, wo er bei Anton Reicha Harmonielehre, Kontrapunkt und Fuge studierte und sich mit bedeutenden Zeitgenossen, wie Friedrich Kalkbrenner, Johann Peter Pixis und Hector Berlioz befreundete. Seinen Lebensunterhalt verdiente er dort, indem er bei dem Klavierfabrikanten Duport Klaviere vorführte.
1830 kehrte er nach Deutschland zurück. Er kam in Stuttgart unter, wo sein Vater und sein Bruder Ernst Schuncke im Hoforchester als Hornisten wirkten. Dort machte er auch die Bekanntschaft des durchreisenden Frédéric Chopin, der ihm sein Klavierkonzert e-Moll op. 11 vorspielte.
Nach Konzertreisen als Klaviervirtuose ließ er sich 1833 in Leipzig nieder, wo er gemeinsam mit Robert Schumann, mit dem er eng befreundet war, die Neue Zeitschrift für Musik begründete. Als Dank für die Zueignung seiner Grande Sonate op. 3 („dédiée à son ami R. Schumann“) widmete ihm Schumann wenige Monate später, im Mai 1834, seine Toccata C-Dur op. 7 („dédiée à son ami Louis Schuncke“).
Schuncke wurde im Herbst 1834 schwer krank und wurde von Henriette Voigt in ihrem Haushalt gepflegt. Am 20. November 1834 schrieb Robert Schumann aus Zwickau an Hauptmann v. Fricken:
„Von Leipzig trieb mich auch Schunkens vorgerückte Krankheit fort, die etwas schreckhaft Leises für mich hat. Da begraben sie einen hohen Menschen. Frau v. Fricken würde solchem Freunde die Augen zudrücken wollen – ich kann kaum meiner Krankheit Herr werden, die eine recht niedergedrückte Melancholie ist. …“
Im 23. Lebensjahr starb Ludwig Schuncke an „Schwindsucht“ (Lungen-Tuberkulose).
Auf seinem Grabkreuz war auf der Rückseite vermerkt
„Was vergangen, kehrt nicht wieder;
Aber ging es leuchtend nieder,
Leuchtet’s lange noch zurück.“
(Anfang des Gedichtes »Erinnerung und Hoffnung« von Karl Förster)
Seine wenigen Klavierwerke, die Robert Schumann sehr schätzte, gehören mit zum Besten, was aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts an Klaviermusik überliefert ist.
Die Freunde Ludwig Schuncke und Robert Schumann beeinflussten und inspirierten sich gegenseitig. Das gilt sogar für einzelne thematische Wendungen und deren Verarbeitung.
Zum Vergleich wenige Takte aus zwei Werken der beiden Komponisten:
In der neuen Zeitschrift für Musik schrieb Schumann 1835:
„… was er noch geleistet haben würde, ach, wer weiß es?, aber nie konnte der Tod eine Geniusfackel früher und schmerzlicher auslöschen als diese. Hört nur seine Weisen, und ihr werdet den jungen Grabeshügel bekränzen, auch wenn ihr nicht wüßtet, daß mit dem hohen Künstler ein noch höherer Mensch von der Erde geschieden, die er so unsäglich liebte…“
Ruskin King Cooper, Robert Schumanns engster Jugendfreund: LUDWIG SCHUNCKE (1810–1834) UND SEINE KLAVIERMUSIK, 1997, Fischer & Partner Hamburg, ISBN 3-926435-16-X.
Gregor Weichert spielt Louis Schuncke: Grande sonate op. 3, Allegro op. 6, Das Heimweh, Capriccio nº 1 und nº 2; rec.: 1984; Accord 149083
Musik aus Stuttgart: Kammermusik und Lieder von Ludwig Schuncke und Johann Joseph Abert; rec.: SWR 2004; ARS-Produktion 38465 – Interpreten: Klavierduo Ljiljana Borota & Christian Knebel, Roswitha Sicca (Sopran), Martin Nagy (Tenor), Claus Temps (Bariton), Thomas Pfeiffer (Bariton), Joachim Draheim (Liedbegleitung), Abert-Quartett Stuttgart – Inhalt: Schuncke: Rondo brillant G-Dur für Klavier zu 4 Händen, Petit Rondeau C-Dur für Klavier zu 4 Händen, Erlkönig (1827), Der Jüngling am Bache, Frühlingslied, Erster Verlust (1827), Gretchen am Spinnrad (erschienen 1840 in NZfM), Deux Pièces caractéristiques op. 13 für Klavier zu 4 Händen (erschienen 1834). Abert: Sechs Lieder für eine Singstimme und Klavier (erschienen 1879), Des Glasers Töchterlein (erschienen 1879), Streichquartett A-Dur op. 25 (1862)
Ludwig Schuncke, Klavierwerke; Jozef de Beenhouwer, Klavier; rec. SWR 2000; SAR 01 (Schuncke-Archiv e.V. Baden-Baden)
Klavierwerke von Schuncke, Schumann, Burgmüller; Megumi Sano, Klavier ARS 38499 (Details)