Die Tochter eines Offiziers[1] begann ihre künstlerische Ausbildung am Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt am Main, wo sie sich bereits früh für die Bildhauerei interessierte. In den 1890er Jahren war sie Schülerin von Hans Völcker. 1905 nahm sie Unterricht bei dem Maler Oskar Moll, den sie ein Jahr später heiratete. Gemeinsam zog das Ehepaar nach Berlin und arbeitete im Atelier von Lovis Corinth, der 1907 ein Ölbild von ihr anfertigte.[2] Darüber hinaus belegte Marg Moll Anatomiekurse an der Lewin-Funcke-Schule.[3]
1907 siedelte das Paar nach Paris über. Dort freundeten sich die beiden mit Henri Matisse an. Das Künstlerpaar gehörte zu den maßgeblichen Leuten, die Matisse davon überzeugten und ihm dabei halfen, eine eigene Akademie zu gründen, die sogenannte Académie Matisse. In ihren „Erinnerungen an Matisse“ beschrieb sie auf lebendige Weise die Arbeitssituation in der „Académie“. In Matisse’ Schüleratelier arbeitete Marg Moll schwerpunktmäßig an plastischen Werken.
Ihr plastisches und malerisches Œuvre wurde mehr und mehr abstrakt. 1932 wurde die Breslauer Akademie geschlossen und das Künstlerpaar Moll zog zunächst nach Düsseldorf, wo Oskar Moll einen Lehrauftrag erhalten hatte. Nachdem die politische Situation für Künstler ihrer Art sich verschlechtert hatte, notierte Marg 1935 in ihr Notizbuch: „Es wird ungemütlich in Düsseldorf. Oskar überlegt, ob er nach England emigrieren soll, aber wir entschieden uns für Berlin.“[1] In Berlin hatte sich das Paar von dem befreundeten Architekten Hans Scharoun ein Haus am Halensee bauen lassen. Das Gebäude inklusive einer „beeindruckenden“[5] Sammlung eigener und fremder Werke wurde 1943 bei einem Bombenangriff zerstört.
1940 nahm Marg Moll an der Gastausstellung des Vereins der Künstlerinnen zu Berlin teil. Weitere Ausstellungen in der Zeit des Nationalsozialismus sind nicht belegt. 1943 hatten die Molls wegen der zunehmenden Bombardements Berlin verlassen und zogen nach Brieg in Schlesien, wo Oskars Eltern ein Haus besaßen.[1]
Nach dem Zweiten Weltkrieg und auch nach dem Tod ihres Ehemannes (1947) entwickelte Marg Moll konsequent ihren Stil weiter. 1947 bis 1950 hielt sie sich in Wales auf und traf in London mit Henry Moore zusammen. 1952 kehrte sie zunächst nach Düsseldorf zurück und unternahm Vortragsreisen im In- und Ausland. Ihr Werk zeichnet sich durch reduzierte, lineare Bronzen und gebeizte, expressive Holzskulpturen aus.
Molls Skulptur Tänzerin wurde 1937 für die Ausstellung Entartete Kunst beschlagnahmt und 1941 als Requisite in dem Propagandafilm Venus vor Gericht verwendet. Sie galt als verschollen, wurde aber bei archäologischen Grabungen wiedergefunden, die in Berlin seit 2009 an der Rathausstraße gegenüber dem Roten Rathaus im Vorfeld von U-Bahn-Bauarbeiten stattfanden[9], und dem Neuen Museum Berlin übergeben. Es gilt als sicher, dass sie mit weiteren Werken im August 1942 in ein Kellerdepot der Königstraße 50 in der Nähe des Rathauses eingelagert wurden. Das Gebäude wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört und bei den nachfolgenden Enttrümmerungsaktionen blieb das Depot unentdeckt.[1]
Erinnerungen an Matisse, in: Neue Deutsche Hefte, Heft 23, Gütersloh 1956, S. 853 f. Wieder abgedruckt in: Ausstellungskatalog Matisse und seine deutschen Schüler, Pfalzgalerie Kaiserslautern/Ostdeutsche Galerie Regensburg 1988, S. 41 ff.
Ausstellungskatalog: Die große Inspiration. Deutsche Künstler in der Académie Matisse, Teil III, Kunst-Museum Ahlen 2004.
Gora Jain: Marg Moll – 'Konturen' des bildhauerischen Werks, in: Ausstellungskatalog Die große Inspiration, Teil I, Kunst-Museum Ahlen 1997, S. 107–122.
Geneviève Debien: Marg Moll. Die international vernetzte Bildhauerin und Grafikerin. In: Dagmar Schmengler u. a. (Hgg.): Maler. Mentor. Magier. Otto Mueller und sein Netzwerk in Breslau, Heidelberg u. a.: Kehrer 2018. ISBN 978-3-86828-873-5, S. 188–196.