Maria Taferl liegt im Nibelungengau in Niederösterreich auf einer Anhöhe über der Donau. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 12,19 Quadratkilometer. 47,48 Prozent der Fläche sind bewaldet. Während der Markt Maria Taferl auf dem sogenannten Taferlberg liegt, befinden sich die übrigen Ortsteile im umliegenden hügeligen Gebiet. Vor allem die Wallfahrtskirche ist weithin von Süden sichtbar.
Über die frühe Besiedelung ist wenig bekannt. Das keltische Königreich Noricum erstreckte sich auch auf das Nordufer der Donau. Zur Zeit der römischenProvincia Noricum bildete die Donau den Grenzfluss, den Donaulimes.
Eine heute noch auf dem Kirchenplatz aufgestellte Steinplatte (siehe Bild) wird gerne als Opferstein keltischen Ursprungs bezeichnet. Eine Interpretation dieser Art entbehrt jeglicher wissenschaftlichen Grundlage, kann aber auch nicht völlig ausgeschlossen werden.
Das Gebiet um Maria Taferl gehörte im Mittelalter zum Gebiet von Ostarrichi zur Zeit der Babenberger und später zum Gebiet der Habsburger. Dabei lag es längere Zeit im Gebiet der Herren von Weißenberg, deren Sitz im Gebiet der Nachbargemeinde Münichreith lag. Es ist zu vermuten, dass verschiedene Ortsteile von Maria Taferl bereits im Mittelalter gegründet wurden.
Die Geschichte des heutigen Marktes Maria Taferl als Wallfahrtsort begann im 17. Jahrhundert. Zum Markt erhoben wurde der Ort im Jahr 1928.[2]
Die Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Taferl wurde rund um einen Bildstock der Jungfrau Maria als Gnadenmutter gebaut. Dies ist auch der Ursprung des Namens ‚Maria Taferl‘. Diese Statue wurde der Überlieferung nach von Alexander Schinagel, einem Förster, der auf wundersame Weise nach einer schweren Krankheit geheilt wurde, gestiftet. Auch dem Holzknecht Thomas Pachmann soll an diesem Ort eine wundersame Heilung widerfahren sein. Nachdem er versucht hatte, eine Eiche, auf der ein Bildnis des Gekreuzigten befestigt war, zu fällen, verletzte er sich schwer an beiden Beinen. Nach einem Gebet an die Gottesmutter Maria hörten die lebensbedrohlichen Wunden auf zu bluten. Die alte Eiche wurde im Jahr 1755 durch ein Feuer zerstört, das Bildnis der Gnadenmutter beschädigt.
Der Bau der Pfarr- und Wallfahrtskirche dauerte von 1660 bis 1710. Begonnen wurde der Bau vom kaiserlichen Architekten Georg Gerstenbrandt und dem Italiener Carlo Lurago. Berühmt ist die Kuppel, die von Jakob Prandtauer in den Jahren 1708 bis 1710 gebaut wurde, dem Baumeister, der auch für das heutige Aussehen des Stiftes Melk verantwortlich zeichnet. Der Baustil der Basilika ist Barock, besonders hervorzuheben sind der großzügige Einsatz von Blattgold und die Verzierung der Decke mit Fresken durch Antonio Beduzzi. Im Zentrum des Hochaltars von Joseph Matthias Götz befindet sich das Gnadenbild, eine Pieta (Vesperbild). Die beiden Bildnisse der Seitenaltäre, die Heilige Familie und die Kreuzigung Christi sind von Martin Johann Schmidt, genannt „Kremser Schmidt“. Sehenswert ist die reich verzierte, vergoldete Kanzel, 1726 errichtet nach dem Vorbild der Passauer Domkanzel, gefasst mit reichem Figuren- und Reliefschmuck der Bildhauer Peter Widerin und Matthias Tempe. An der Rückseite der Basilika befindet sich der Zugang zu Krypta und Schatzkammer.
Nach Inschriften im Inneren der Basilika sollte der Bau der Basilika den Einwohnern der von Pest, Türkenkriegen und Dreißigjährigem Krieg verheerten Region neuen Mut schenken. Es dürften auch gegenreformatorische Absichten im Kernland des katholischen Hauses Habsburg angenommen werden. Dafür spricht besonders die Lage von Maria Taferl als weithin sichtbare Manifestation katholischen Glaubens auf dem damaligen Hauptverkehrsweg, der Donau.
Es sind mehrere Geschichten über Engels-Prozessionen aus dem 17. Jahrhundert überliefert. In diese Zeit datiert auch der Beginn der Tradition der Wallfahrt nach Maria Taferl zurück. Es sollen im Jahr 1760 alleine 700 Prozessionen gewesen sein, und über 19.000 Messen sollen gelesen worden sein. Über das Ausmaß[3] und die Herkunft der Wallfahrer gibt etwa die in der Basilika befindliche Schatzkammer Auskunft. Darin werden Präsente von Wallfahrern, die aufgrund von Krankheiten und angenommener oder tatsächlicher Heilung gemacht wurden, ausgestellt. Andere Quellen für die Bedeutung von Maria Taferl als Wallfahrtsort liefert das Steinerne Kreuz, ein Gedenkstein der Bürger von Freistadt für verstorbene Wallfahrer. Es stellt auch eine Dokumentation des beschwerlichen Charakters der Wallfahrt in der damaligen Zeit dar. Vom ermordeten Thronfolger Franz Ferdinand, der im benachbarten Schloss Artstetten mit seiner Familie wohnte, sind regelmäßige Kirchgänge nach Maria Taferl bekannt. Dem Volksglauben nach soll das Wasser aus den Quellen von Maria Taferl besonders bei Augenleiden helfen.
Nach Arbeitsbeginn im Jahre 2004[4] wurde am 12. September 2010 der Abschluss der umfassenden Renovierung bzw. Sanierung der Basilika gefeiert[5], verbunden mit dem Begehen zweier Jubiläen: 350 Jahre Grundsteinlegung[6] (1660) sowie 300 Jahre Fertigstellung des Kirchenbaus (1710). — Die letzte Innenrenovierung erfolgte vor ungefähr 50 Jahren, eine Außenrenovierung wurde 1982 vorgenommen. 1998 wurden die beiden Turmhelme neu eingedeckt. Im Zuge der nunmehr zu Ende geführten Generalsanierung des Inneren der Wallfahrtskirche wurde auch die Schatzkammer der Basilika renoviert und am 11. April 2008 feierlich wieder eröffnet.[7]
Landesdenkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege: In Maria Taferl wurde auch das Landesdenkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege errichtet. Diese werden jährlich beim Treffen des Kameradschaftsbundes geehrt.
Volksschulmuseum
Mechanische Krippe: Die elektromechanischeKrippe zeigt über 300 bewegliche Figuren in verschiedene Szenen. Dargestellt sind die legendenhafte Geschichte und der Bau der Basilika von Maria Taferl, die Geburt und Kindheit von Jesus, sowie der Alltag der Bevölkerung am Lande (Müller, Schäfer, Feldarbeit, Viehzucht, Holzbringung). Die Krippe wurde 1892 von Leopold Steindl, einem Schlosser aus Purgstall an der Erlauf, geschaffen und 2011 restauriert.
Alpenpanorama: Das Alpenpanorama - ein elektromechanisches Kunstwerk, ebenso von Leopold Steindl geschaffen, war früher auf Jahrmärkten und Kirtagen zu sehen, bevor es 1949 im Ortszentrum von Maria Taferl seinen festen Platz fand. Es zeigt in zwei Schaukästen jeweils alpine Landschaften. Die erste mit einer elektrischen Eisenbahn, die zwischen einer Mühle und einem Bergbahnhof verkehrt. Die zweite mit einer Grubenbahn, die in ein Bergwerk ein- und ausfährt, sowie darüber auf einer Bergstraße ein Radfahrer, der von einem Ort zu einer Sennhütte hin- und zurückfährt.
Pachmann und Schinagel auf Bildern in der Basilika
Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 46, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 59. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 410. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 48,62 Prozent. Neben der Landwirtschaft spielt auch der Tourismus eine bedeutende Rolle, so wurde im Jahr 2002 ein Golfplatz errichtet.
Der Gemeinde wurde 1981 folgendes Wappen verliehen: In einem blauen Schild zwei aus dem Schildesfuß emporwachsende sich kreuzende belaubte silberne Eichenäste, über denen eine goldene Kirche mit zwei Türmen mit schwarzer Bedachung schwebt.[2]
Gründlicher Ursprung/Und bißhero beschehene MIRACULA, Der erhebten Andacht im Wald oberhalb des Dorffs Krumpennuß=baum in Unter=Österreich; Zu Unser Rawen Schmer=tzen/Vorhero/und von Alters zum Täfele genandt;.... Passau, Georg Höller 1661.
Österreichischer Myrrhen-Berg/Auf welchem Maria die unbeflecktiste Gottes Mutter/in Ihrer Schmerzhafft=und wunderreichen Bildnuß/gleich einer bittern/aber wohlrüchenden Myrrhen gepflantzet/die Zäher ihres Mütterlichen Mitleydens/und den süßisten Geruch ihrer Gnaden in weit entlegene Landschaften ergüsset; Das ist Anfang/ und Fortgang Der Welt=berühmten Kirchfarth nach Maria Täfferl in unter Oesterreich. Passau/ Gedruckt/ bey den Höllerischen Erben/ Anno 1723.
Alois Plesser, Beiträge zur Geschichte der Wallfahrt und Pfarre Maria Taferl. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt X, St. Pölten 1914, S. 1ff.
Josef Weichselbaum, Maria Taferl, Wallfahrtsbasilika zur Schmerzhaften Muttergottes, Schnell, Kunstführer 694, 10. Aufl. Regensburg 1995.
Josef Weichselbaum, 300 Jahre Maria Taferl 1660–1960, Maria Taferl 1960.
Elisabeth Noichl, Die regensburgische Herrschaft Pöchlarn und die Anfänge der Wallfahrt Maria Taferl nach Quellen des Bayerischen Hauptstaatsarchivs. Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 11, 1989.
Erwin Hameseder (Hrsg.) und Hans Ströbitzer: Maria Taferl. Juwel auf dem Tafelberg. Niederösterreichs Landesheiligtum, Residenz, St. Pölten 2010, ISBN 978-3-7017-3192-3.
Franz Xaver Hell: Die Wallfahrt nach Maria Taferl und seine Geschichte im 20. Jahrhundert, dargestellt am Wirken der verantwortlichen Seelsorger von 1893 bis 1969. Wien, Univ., Dipl.-Arb. 1998.[16]
Kathrin Labuda: Die barocke Ausstattung der Wallfahrtskirche Maria Taferl von Giovanni Battista Colomba bis Antonio Maria Niccolo Beduzzi. Wien, Univ., Dipl.-Arb. 2002.[17]
Hermann Maurer, Ein frühes Wallfahrtsbild von Maria Taferl, Niederösterreich, Österreichische Zeitschrift für Volkskunde LVI/195, Wien 2002, S. 407ff.
Erwin Hameseder, Hans Ströbitzer: Maria Taferl Juwel auf dem Taferlberg. Niederösterreichs Landesheiligtum. Residenz-Verlag, St. Pölten 2010, ISBN 978-3-7017-3192-3.
Maria Taferl (Denkmalpflege in Niederösterreich Band 44 und Mitteilungen aus Niederösterreich Nr. 4/2010), Druckerei Berger, Horn 2010.
Walpurga Oppeker: Filiationen des Wallfahrtsortes Maria Taferl. In: Das Waldviertel. 59/Heft 4, Horn 2010, S. 337–357, ISSN0259-8957.
↑Jährlich sollen bis zu 300.000 Gläubige den Gnadenort aufsuchen. – Siehe: Maria Taferl. Marien-Heiligtum. In: noe.orf.at, 25. September 2005, abgerufen am 10. Mai 2022.